Augsburger Allgemeine (Land West)
Rote Zahlen für mehr weiße Busse?
Nahverkehr Heute sollen zusätzliche Angebote beschlossen werden. Doch die eigentliche Debatte steht erst bevor
Zusätzliche Fahrten von Zusmarshausen aus Richtung Augsburg und Altenmünster – das ist einer der Vorschläge, über welche die Landkreispolitik heute entschiedet. Insgesamt geben Städte, Gemeinden und der Landkreis in diesem Jahr eine Million Euro aus, um vor allem auf dem Land mehr Busse fahren zu lassen, die bei genügend Fahrgästen dann ins Angebot des Verkehrsverbundes AVV übernommen werden.
Dieser wiederum steht vor einer Tarifreform, die Anfang kommenden Jahres in Kraft treten soll. Voraussetzung ist Ende Juni ein entsprechender Beschluss der Kommunalpolitiker in der Stadt Augsburg sowie den Landkreisen Dillingen, Aichach-Friedberg und Augsburg. In letzterem nimmt die Diskussion über die neuen AVV-Fahrpreise,
Landkreis Augsburg
die nicht zuletzt für die Menschen auf dem Land gerechter werden sollen, Fahrt auf.
In der Fraktionssitzung der Grünen Augsburg Land berichtete ihr Kreistagsmitglied und AVV-Spezialist Joachim Schoner. So sei eine wesentliche Forderung nach mehr Preisgerechtigkeit für den ländlichen Raum in der neuen AboStruktur enthalten. Bei den Einzelfahrscheinen und Monatskarten werden durch die Abschaffung der Sektoren innerhalb der Ringstruktur eine Vielzahl von Ungereimtheiten beseitigt.
Nach Meinung von Schoner sind „die wesentlichen Forderungen, welche die Freien Wähler in ihren Pressemitteilungen erhoben haben von dem momentanen Stand der Tarifreform umgesetzt“. Dass die Zone 3 (Augsburger „Speckgürtel“) eine gewisse Preishärte trifft, hat auch Schoner kritisiert – „hier müssten sich die Gesellschafter des AVV durchringen, diese durch einen höheren Defizitausgleich abzumildern“. Grünen-Fraktionschefin Ursula Jung: „Ohne Defizitausgleich ist kundenfreundlicher ÖPNV nicht möglich. Angesichts hoher Millionenbeträge, die ohnehin zu tragen sind, sollte die Tarifreform noch mit zusätzlichen Mitteln unterstützt werden, damit sie nicht schlechtgeredet wird oder gar scheitert.“Schließlich müsse der ÖPNV auch einen nennenswerten Beitrag zur Erreichung des Klimaschutzzieles der Region beitragen, das eine Senkung des CO2-Ausstoßes im Verkehrsbereich von 28 Prozent bis zum Jahr 2030 vorsieht.
Ähnlich argumentiert die ÖDPKreisrätin Gabi Olbrich-Krakowitzer. „Wir haben nicht nur ein Problem, die CO2-Reduktion gemäß unserem Klimaschutzkonzept zu erreichen, sondern wir haben auch ein massives Problem der zunehmenden Verkehrsdichte, bei dem auch Elektrofahrzeuge keine Abhilfe schaffen werden.“Deshalb sei ein attraktiverer ÖPNV dringend notwendig. Den Freien Wählern wirft sie vor, mit ihrer Forderung nach nur drei Tarifzonen (Stadt, Umland, Land) nur das wiederzugeben, was ohnehin schon Stand der Diskussion sei. „Das ist ein Witz.“Verbesserungsbedarf sieht die ÖDP-Frau bei den Tarifen aus der Zone 3 (Speckgürtel) sowie für sozial Schwache, Azubi und Studenten. Hierfür müsse man ein höheres Defizit in Kauf nehmen, als Geldgeber seien auch Bund und Land gefragt.
Unterdessen hat die SPD-Nachwuchsorganisation (Jusos) im Landkreis Augsburg ihre Forderung, besonders junge Menschen zu entlasten, bekräftigt. Nötig sei die Ausweitung des Studierendentickets auf das gesamte Gebiet des AVV, auch Schüler und Azubis sollten davon profitieren, heißt es in einer Pressemitteilung.