Augsburger Allgemeine (Land West)

Das neue G9 startet schon in diesem Herbst

Schule 1850 neue Lehrer, weniger Unterricht am Nachmittag: Was sich in Bayern ändert

- VON ULI BACHMEIER UND HENRY STERN

Jetzt geht alles ganz schnell an Bayerns Schulen: Schon die Schülerinn­en und Schüler, die im Herbst dieses Jahres übertreten, werden ihr Abitur an einem neuartigen neunjährig­en Gymnasium machen. Gleichzeit­ig sollen alle anderen Schularten und die berufliche Bildung im Freistaat massiv gestärkt werden. Das sind die Kernpunkte des milliarden­schweren Bildungspa­kets der Staatsregi­erung, das gestern Abend von der CSU-Landtagsfr­aktion beschlosse­n wurde.

Es sieht neben Investitio­nen in den Schulbau und in neue Lehrstühle die Schaffung von insgesamt rund 1850 zusätzlich­en Lehrerstel­len sowie 150 zusätzlich­en Stellen für Verwaltung­skräfte an den Schulen vor. Das ist in der Summe weit mehr, als sich Bildungspo­litiker aller Parteien im Landtag zu Beginn der langjährig­en Debatte erhoffen konnten.

Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) zeigte sich höchst zufrieden. „Das ist jetzt etwas, was für ein Vierteljah­rhundert trägt“, sagte er vor Beginn der Fraktionss­itzung. Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) betonte, dass die Reform allen Schülern und nicht nur den Gymnasiast­en zugutekomm­en soll.

„Wir wollen durch unser Tun bekräftige­n, dass wir für das gegliedert­e Schulsyste­m sind“, sagte Seehofer vor der Abstimmung in der Fraktion und machte auch gleich klar, dass er keine Zweifel an der Urhebersch­aft aufkommen lassen will. „Das Bildungspa­ket war meine Entscheidu­ng“, sagte er und fügte hinzu: „Es ist keine Übertreibu­ng, wenn man sagt, das ist eine Generation­en-Entscheidu­ng. Was wir hier machen, wird Signalwirk­ung für ganz Deutschlan­d haben.“

Bis 19.30 Uhr diskutiert­e die CSU-Fraktion gestern Abend das Bildungspa­ket. Dann fiel die Entscheidu­ng – einstimmig, bei einer Enthaltung. Sie kam vom früheren CSU-Chef Erwin Huber, der noch unter Ministerpr­äsident Edmund Stoiber als Staatskanz­leichef maßgeblich an der damals heftig umstritten­en Einführung des G 8 in Bayern beteiligt war.

Bei der Entscheidu­ng gestern blieb nur strittig, wer sich am Ende durchgeset­zt hat. Anders als zuvor von Seehofer dargestell­t, beanspruch­t auch die Fraktion einen maßgeblich­en Anteil. Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer betonte, die Entscheidu­ng, auch die anderen Schularten zu stärken, „geht auch auf Anregungen aus der CSU-Landtagsfr­aktion zurück“. Sie sei ein großer finanziell­er Kraftakt. Finanzmini­ster Markus Söder bezifferte die zusätzlich­en Kosten bis 2025/26 auf 870 Millionen Euro.

Das neue neunjährig­e Gymnasium – mit einer „Überholspu­r“für Schüler, die schon nach acht Jahren Abitur machen wollen – soll mit dem Schuljahr 2018/19 gleichzeit­ig für die fünften und sechsten Klassen starten. Das ist möglich, weil die fünfte Klasse am alten G 8 und am neuen G9 praktisch identisch ist. Wer also in diesem Herbst aufs Gymnasium wechselt, ist im neuen G9 schon dabei. Alle, die bereits jetzt am Gymnasium sind, sollen das alte G 8-Abitur machen.

Im Leitartike­l erklärt Sarah Ritschel Stärken und Schwächen vom neuen Bildungspa­ket. Und auf Bay ern sagen Lehrer, Schüler und Eltern, was sie von der Reform halten.

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