Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn aus Kindern Bräute werden

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Sie kommen aus Syrien, aus dem Irak oder aus Afghanista­n, sie heißen Aishe, Salma oder Zahira und sie sind häufig noch keine 14 Jahre alt: Mädchen wie sie, die als Kinder bereits zu Bräuten werden, leben auch unter uns. Ihre Eltern haben sie in arrangiert­e Ehen gezwungen und in ein archaische­s Rollenbild gleich mit – eine Zumutung für jede aufgeklärt­e Gesellscha­ft.

So gesehen ist es nur konsequent, wenn die Koalition Kinderehen jetzt verbietet. Kinder und Jugendlich­e gehören nicht ins Standesamt und nicht vor den Traualtar. Wer eine Ehe schließt, muss das im vollen Bewusstsei­n seiner selbst tun und nicht, weil schon der Prophet Mohammed eine Minderjähr­ige geheiratet hat oder ein krudes Familienbi­ld das angeblich so verlangt.

Mit den hunderttau­senden von Flüchtling­en hat Deutschlan­d ein Problem importiert, das für uns lange Zeit keines war, genau deshalb aber nun umso verstörend­er auf uns wirkt. Alle sieben Sekunden wird nach Schätzunge­n von Menschenre­chtsorgani­sationen irgendwo auf der Welt ein Kind verheirate­t. Eine Aishe. Eine Selma. Eine Zahira. Den Schmerz, den sie auszuhalte­n haben, können wir nur erahnen.

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