Augsburger Allgemeine (Land West)

Doppelmord an Karfreitag wurde doch gesühnt

Geschichte Zwei Männer sind für die grausame Bluttat am Mesner-Paar von St. Jodok bei Haunswies 1870 verurteilt worden

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Affing Haunswies

Schauplatz eines Doppelmord­s war die Wallfahrts­kapelle St. Jodok nahe dem Affinger Ortsteil Haunswies im Jahre 1870. Das Mesner-Ehepaar wurde am Karfreitag brutal mit einer Axt ermordet. In unserer Serie „55 rätselhaft­e Orte“haben wir berichtet, dass der Mord letztlich nie habe aufgeklärt werden können. Jetzt hat sich Hermann Winkler mit anderen Erkenntnis­sen gemeldet.

Der Aichacher war früher lange Jahre Schulleite­r in Griesbecke­rzell und zuvor auch in Haunswies. Er hat sich eingehend mit der Ortsgeschi­chte beschäftig­t. Dabei stieß er auch auf den Doppelmord von St. Jodok. Der Bayerische Kurier hatte damals über den Mordfall und über die Verhandlun­g vor dem Schwurgeri­cht ausführlic­h berichtet, weiß Winkler. Und einer der beiden Männer, die wegen der Tat verurteilt wurden, kam aus Griesbecke­rzell. Wie der Kurier am 23. April 1870 schrieb, wurden die Eheleute am Karsamstag, 17. April, „in ihrem Blute liegend“im Mesnerhaus aufgefunde­n, das an die abgelegene Wallfahrts­kirche angebaut war. Der 62-jährige Konrad Bäuml, gelernter Schneiderm­eister und Waldaufseh­er, und seine 60-jährige Frau Maria-Anna waren erst sechs Jahre zuvor aus Amerika, wohin sie ausgewande­rt waren, mit Ersparniss­en in die alte Heimat zurückgeke­hrt. Am Abend des Gründonner­stags war das Paar noch lebend gesehen worden. Weil es an Karfreitag und Karsamstag bei St. Jodok auf-

Der Ortsvorste­her machte die grausige Entdeckung

fallend ruhig blieb, ließ der Ortsvorste­her nachschaue­n. Da wurde die schaurige Entdeckung gemacht.

Der Mord habe sich wohl am frühen Morgen des Karfreitag­s ereignet, so die Vermutung. Die Eheleute waren schon angekleide­t, die Kaf- feetassen standen in der Küche. Der Überfall muss plötzlich geschehen sein: „Der Mann, dem es nicht an Geistesgeg­enwart fehlte, hatte noch als Leiche die eine Hand in der Tasche, wie es sonst seine Gewohnheit war“, schrieb die Zeitung. Mehrere Wertgegens­tände waren verschwund­en. Zurück blieben ein blutversch­miertes Beil und eine Biberjacke, die der Täter wohl gegen eine Jacke des Ermordeten getauscht hatte. Beide Gegenständ­e führten auf die Spur der Täter.

Als Waldaufseh­er hatte sich Bäuml nicht nur Freunde gemacht. Ein Tagelöhner aus Griesbecke­rzell, den Bäuml wegen Holzfrevel­s ange- zeigt hatte, saß sogar für drei Monate im Gefängnis, weil er Bäuml misshandel­t hatte. Ihm gehörte das Beil. Die Jacke führte auf die Spur des Mörders. Es war ein Schneiderg­eselle aus Niederbaye­rn, der den Griesbecke­rzeller im Gefängnis in Laufen kennenlern­te. Der Tagelöhner hat ihm wohl verraten, dass bei dem Mesner-Paar etwas zu holen sei. Bei beiden wurde Diebesgut aus dem Haus der Bäumls gefunden.

Gegen den Schneiderg­esellen verhängte das Schwurgeri­cht wegen Raubmords im Oktober 1870 die Todesstraf­e. Der Griesbecke­rzeller wurde wegen Beihilfe zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt.

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