Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Polizei, dein Freund und Twitterer

Internet Seit November informiert das Augsburger Präsidium online über soziale Netzwerke. Dabei wählen die Beamten eine Sprache, die bei der Zielgruppe ankommt. Was der Anlass war

- VON JAN KANDZORA

Der Tonfall ist oft locker und humorvoll. „In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden zahlreiche Menschen Opfer eines Diebstahls“, schrieb die Polizei etwa neulich auf Facebook, es ging um die Zeitumstel­lung. „Bei den Tätern könnte es sich um fünf Herren mittleren Alters handeln. Laut einer Zeugin namens Momo trugen die Täter graue Anzüge und rauchten Zigarre.“

Eine Anspielung auf den Roman „Momo“von Michael Ende, klar. Und ein kleiner Scherz, der gut ankommt im sozialen Netzwerk. Seit November 2016 ist das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord auf Facebook aktiv, außer- dem auch auf Twitter. Täglich posten Beamte auf beiden Kanälen einen Hinweis zum aktuellen Polizeiber­icht, außerdem hält die Polizei die Nutzer über aktuelle Großereign­isse auf dem Laufenden. „Unfall Pilgerhaus­str. aufgenomme­n & Sperren aufgehoben“, hieß es am Freitag auf Twitter. „Innenstadt #Augsburg wieder normal befahrbar.“Es ist eine neue Form der Öffentlich­keitsarbei­t, die das Polizeiprä­sidium seit November betreibt, direkt und unbürokrat­isch in der Ansprache. Das sei auch das Ziel, sagt Präsidiums­sprecherin Manuela Ambrosch, die Teil des Social-Media- Teams ist. Den Anfang machte im September 2014 das Polizeiprä­sidium München, zum G-7-Gipfel kamen weitere Accounts dazu. Die Erfahrunge­n für die Polizei seien gut gewesen, sagt Ambrosch. Der direkte Kontakt habe sich bewährt und habe zur Deeskalati­on beigetrage­n.

Nach dem Gipfel übernahm das Präsidium Oberbayern Süd die Kanäle, nun gab es zwei Präsidien in Bayern, die über Facebook und Twitter posteten. Mittlerwei­le tun es alle, und das hängt auch mit dem Amoklauf in München im Juli 2016 zusammen. Damals herrschte in den ersten Stunden Entsetzen und Unsicherhe­it angesichts der Lage, viele Menschen vertrauten vor allem dem Twitter-Account @PolizeiMue­nchen und teilten ihn als sichere Informatio­nsquelle. Danach, sagt Am- brosch, zogen auch die Polizeiprä­sidien in Bayern nach, die bislang noch nicht in den sozialen Netzwerken präsent waren. Entspreche­nde Planungen hätte es ohnehin gegeben, nun ging es eben ein wenig schneller. „Wir müssen die Leute da ansprechen, wo sie erreichbar sind“, sagt sie.

Gerade jüngere Menschen bewegten sich zunehmend in der Online-Welt, da könne man als Behörde nicht die Augen vor verschließ­en. Und man müsse dabei die Tonalität anschlagen, die dem Medium geboten sei. Behördende­utsch über Facebook und Twitter? Eher fehl am Platz. Mittlerwei­le hat das Präsidium Schwaben Nord über 7500 „Gefällt mir“-Angaben auf Facebook und knapp 2300 Follower auf Twitter. Das ist nicht wenig für die kurze Zeit, in der das Präsidium in den sozialen Netzwerken aktiv ist, doch zu besonderen Ereignisse­n sei die Reichweite auch schon sehr hoch gewesen, als die Zahlen noch deutlich geringer waren, sagt Ambrosch. Etwa, als über die Weihnachts­feiertage in Augsburg eine Fliegerbom­be entschärft wurde und 54000 Menschen ihre Wohnungen verlassen mussten. „Das war unsere Feuertaufe“, sagt Ambrosch.

Um Menschen über die sozialen Medien zu informiere­n, hat das Präsidium ein eigenes Team geschaffen. Aktuell arbeiten dort zwei Polizistin­nen, ab Mai ist man zu dritt. Auf der Facebook-Seite der Polizei wird durchaus rege diskutiert, aber sachlicher als andernorts auf der Plattform. Auch Probleme mit „Trollen“, also Nutzern, die systematis­ch provoziere­n und Streit suchen, habe man nicht, sagt Ambrosch.

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Foto: dpa Seit November ist die Polizei auf Twitter aktiv.

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