Augsburger Allgemeine (Land West)
Hier entsteht der Stadtteil der Zukunft
Städtebau Die Planungen für Haunstetten Süd/West gehen voran. Bis zu 12000 Menschen werden hier unterkommen
Es wird Augsburgs größtes Wohnviertel werden, für das nun die Planungen laufen: In Haunstetten Süd/ West entlang der B 17 – also zwischen Inninger Straße und der Stadtgrenze zu Königsbrunn – sollen einmal etwa 4000 Wohnungen entstehen. Zwischen 8000 und 12000 Menschen könnten dort ihr Zuhause finden. Inzwischen gibt es erste Überlegungen, wie das 200 Hektar große Areal gestaltet werden könnte. Die Größe entspricht flächenmäßig Stadtteilen wie dem Bärenkeller oder der Firnhaberau.
Die Überlegungen sehen eine Dreiteilung vor: Ein Drittel ist anschließend an den Stadtteil Haunstetten für Wohnbebauung reserviert. Ziel ist es, Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten anzubieten. Auch geförderter Wohnbau entsteht, wenngleich es zu früh ist, über die Größenordnung zu sprechen oder den Anteil an Einfamilienhäusern und Geschosswohnungen.
Die Stadt will bis Ende 2019 die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs vorliegen haben – Städteplaner machen sich Gedanken über die Ausgestaltung. Im Anschluss müssen Bebauungspläne aufgestellt werden, die regeln, was wo hinkommt und wie hoch Gebäude sein dürfen. Baubeginn könnte frühestens 2023 sein. Abhängen dürfte dies auch davon, wie sich das Bevölkerungswachstum in Augsburg entwickelt und für wie lohnend Bauträger das Geschäft halten – denn auch wenn derzeit kaum größere Projekte gebaut werden, ist in den kommenden Jahren Bewegung in Sicht (Reese- und SheridanAreal, Ladehöfe, Dehner-Park, Zeuna-Stärker ...). Im Westen anschließend an die Wohnbebauung ist ein parkartiger Grünstreifen geplant, im Anschluss daran ein Gewerbegebiet, das bei der B 17 endet. Eine ähnliche Planung hatte die Stadt, wenn auch in kleinerem Maßstab, beim Sheridan-Park umgesetzt.
Mitten durch das Wohnviertel wird die bis dahin verlängerte Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn führen. Sie könnte das Wachstum vorantreiben. Zudem plant Augsburg mit Königsbrunn einen Fahrradschnellweg zwischen beiden Städten. So soll die Bevölkerung motiviert werden, das Auto stehen zu lassen – sofern sie noch ein eigenes Fahrzeug besitzt. Das Gewerbegebiet wird aber wohl einen eigenen Anschluss an die B 17 erhalten.
Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagt, die Stadt wolle mit dem Viertel einen Stadtteil der Zukunft bauen. „Haunstetten Süd/West wird anders aussehen als ein Viertel, das man heute anfangen würde zu bauen.“Die Stadt sieht sich bundesweit Projekte an, wie Stadtteile heute entwickelt werden. Viele Themen, die im Stadtentwicklungskonzept stehen werden, dürften sich in Haunstetten Süd/West finden. Die Arbeiten am Konzept, das im Sommer vorgestellt werden soll, laufen seit Jahren. Der Anspruch ist hoch: Augsburg erfindet sich mit diesem Papier neu. Wie soll die Stadt sich in sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und ökologischer Hinsicht entwickeln? Wo sollen Wohnungen und Gewerbe entstehen, wo bleibt die Ökologie dabei, wie wird auf die Bedürfnisse einer wachsenden und gleichwohl älter werdenden Stadt reagiert?
„Das Viertel wird vielleicht mehr Energie erzeugen als es verbraucht“, deutet Merkle an. Denkbar sei auch, Regenwasser nicht in die Kanalisation einzuleiten, wie üblich, sondern vor Ort zu versickern. Das entlastet das Klärwerk und ist ökologisch besser.
Momentan hat die Stadt erste Gespräche mit den rund 110 Grund- stückseigentümern aufgenommen. Ein Hindernis sei die hohe Besteuerung für Landwirte bei Grundstücksverkäufen. Die Stadt setze in jedem Fall auf Kooperation. Schon in den 90er Jahren hatte sie einen Versuch unternommen, Haunstetten Süd/West zu entwickeln und dabei mit enteignungsähnlichen Maßnahmen gedroht. Letztlich scheiterte die Aktion. Man wolle auch mit den Bewohnern von Haunstetten in Kontakt treten. Sie sollen sagen, was in ihrem Stadtteil fehlt – möglicherweise lassen sich diese Punkte mit dem neuen Viertel mitbeheben. Die Johann-Strauß-Schule, baulich inzwischen in einem schlechten Zustand, wird wohl nicht mehr saniert (außer beim Brandschutz). Hier müsste es einen Neubau geben.
Neben Haunstetten Süd/West dürfte mittel- bis langfristig der stärkste Zuwachs an Wohnungen rund ums Klinikum kommen. Die Stadt spricht von bis zu 1150 Wohnungen. Südlich der Stenglinstraße, wo bereits Personalwohnhäuser des Klinikums stehen, wäre noch Platz für etwa 500 Wohnungen. Dieses Areal, das sich vom Klinikum bis zur Stadtberger Grenze erstreckt, besteht aus Ackerflächen. Auf dem geplanten Campus selbst könnten auch Wohnungen entstehen.
Die Stadt denkt aber auch an weitere Areale rund ums Klinikum. Ein Ziel dürfte sein, die bis zu 1000 neuen Mitarbeiter der Uni-Klinik als Wohnbevölkerung ins Stadtgebiet zu locken. Das spült über den Anteil an der Einkommenssteuer auch Geld in die Kassen. Bauträger, die in Neusäß bauen, locken momentan schon Kunden mit der Nähe zur Uni-Klinik.
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