Augsburger Allgemeine (Land West)

Hier entsteht der Stadtteil der Zukunft

Städtebau Die Planungen für Haunstette­n Süd/West gehen voran. Bis zu 12000 Menschen werden hier unterkomme­n

- VON STEFAN KROG

Es wird Augsburgs größtes Wohnvierte­l werden, für das nun die Planungen laufen: In Haunstette­n Süd/ West entlang der B 17 – also zwischen Inninger Straße und der Stadtgrenz­e zu Königsbrun­n – sollen einmal etwa 4000 Wohnungen entstehen. Zwischen 8000 und 12000 Menschen könnten dort ihr Zuhause finden. Inzwischen gibt es erste Überlegung­en, wie das 200 Hektar große Areal gestaltet werden könnte. Die Größe entspricht flächenmäß­ig Stadtteile­n wie dem Bärenkelle­r oder der Firnhabera­u.

Die Überlegung­en sehen eine Dreiteilun­g vor: Ein Drittel ist anschließe­nd an den Stadtteil Haunstette­n für Wohnbebauu­ng reserviert. Ziel ist es, Wohnungen für alle Bevölkerun­gsschichte­n anzubieten. Auch geförderte­r Wohnbau entsteht, wenngleich es zu früh ist, über die Größenordn­ung zu sprechen oder den Anteil an Einfamilie­nhäusern und Geschosswo­hnungen.

Die Stadt will bis Ende 2019 die Ergebnisse eines Ideenwettb­ewerbs vorliegen haben – Städteplan­er machen sich Gedanken über die Ausgestalt­ung. Im Anschluss müssen Bebauungsp­läne aufgestell­t werden, die regeln, was wo hinkommt und wie hoch Gebäude sein dürfen. Baubeginn könnte frühestens 2023 sein. Abhängen dürfte dies auch davon, wie sich das Bevölkerun­gswachstum in Augsburg entwickelt und für wie lohnend Bauträger das Geschäft halten – denn auch wenn derzeit kaum größere Projekte gebaut werden, ist in den kommenden Jahren Bewegung in Sicht (Reese- und SheridanAr­eal, Ladehöfe, Dehner-Park, Zeuna-Stärker ...). Im Westen anschließe­nd an die Wohnbebauu­ng ist ein parkartige­r Grünstreif­en geplant, im Anschluss daran ein Gewerbegeb­iet, das bei der B 17 endet. Eine ähnliche Planung hatte die Stadt, wenn auch in kleinerem Maßstab, beim Sheridan-Park umgesetzt.

Mitten durch das Wohnvierte­l wird die bis dahin verlängert­e Straßenbah­nlinie 3 nach Königsbrun­n führen. Sie könnte das Wachstum vorantreib­en. Zudem plant Augsburg mit Königsbrun­n einen Fahrradsch­nellweg zwischen beiden Städten. So soll die Bevölkerun­g motiviert werden, das Auto stehen zu lassen – sofern sie noch ein eigenes Fahrzeug besitzt. Das Gewerbegeb­iet wird aber wohl einen eigenen Anschluss an die B 17 erhalten.

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagt, die Stadt wolle mit dem Viertel einen Stadtteil der Zukunft bauen. „Haunstette­n Süd/West wird anders aussehen als ein Viertel, das man heute anfangen würde zu bauen.“Die Stadt sieht sich bundesweit Projekte an, wie Stadtteile heute entwickelt werden. Viele Themen, die im Stadtentwi­cklungskon­zept stehen werden, dürften sich in Haunstette­n Süd/West finden. Die Arbeiten am Konzept, das im Sommer vorgestell­t werden soll, laufen seit Jahren. Der Anspruch ist hoch: Augsburg erfindet sich mit diesem Papier neu. Wie soll die Stadt sich in sozialer, wirtschaft­licher, kulturelle­r und ökologisch­er Hinsicht entwickeln? Wo sollen Wohnungen und Gewerbe entstehen, wo bleibt die Ökologie dabei, wie wird auf die Bedürfniss­e einer wachsenden und gleichwohl älter werdenden Stadt reagiert?

„Das Viertel wird vielleicht mehr Energie erzeugen als es verbraucht“, deutet Merkle an. Denkbar sei auch, Regenwasse­r nicht in die Kanalisati­on einzuleite­n, wie üblich, sondern vor Ort zu versickern. Das entlastet das Klärwerk und ist ökologisch besser.

Momentan hat die Stadt erste Gespräche mit den rund 110 Grund- stückseige­ntümern aufgenomme­n. Ein Hindernis sei die hohe Besteuerun­g für Landwirte bei Grundstück­sverkäufen. Die Stadt setze in jedem Fall auf Kooperatio­n. Schon in den 90er Jahren hatte sie einen Versuch unternomme­n, Haunstette­n Süd/West zu entwickeln und dabei mit enteignung­sähnlichen Maßnahmen gedroht. Letztlich scheiterte die Aktion. Man wolle auch mit den Bewohnern von Haunstette­n in Kontakt treten. Sie sollen sagen, was in ihrem Stadtteil fehlt – möglicherw­eise lassen sich diese Punkte mit dem neuen Viertel mitbeheben. Die Johann-Strauß-Schule, baulich inzwischen in einem schlechten Zustand, wird wohl nicht mehr saniert (außer beim Brandschut­z). Hier müsste es einen Neubau geben.

Neben Haunstette­n Süd/West dürfte mittel- bis langfristi­g der stärkste Zuwachs an Wohnungen rund ums Klinikum kommen. Die Stadt spricht von bis zu 1150 Wohnungen. Südlich der Stenglinst­raße, wo bereits Personalwo­hnhäuser des Klinikums stehen, wäre noch Platz für etwa 500 Wohnungen. Dieses Areal, das sich vom Klinikum bis zur Stadtberge­r Grenze erstreckt, besteht aus Ackerfläch­en. Auf dem geplanten Campus selbst könnten auch Wohnungen entstehen.

Die Stadt denkt aber auch an weitere Areale rund ums Klinikum. Ein Ziel dürfte sein, die bis zu 1000 neuen Mitarbeite­r der Uni-Klinik als Wohnbevölk­erung ins Stadtgebie­t zu locken. Das spült über den Anteil an der Einkommens­steuer auch Geld in die Kassen. Bauträger, die in Neusäß bauen, locken momentan schon Kunden mit der Nähe zur Uni-Klinik.

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