Augsburger Allgemeine (Land West)

Ehrenamtli­che Helfer dürfen auf Rabatte hoffen

Gesellscha­ft Einst verschmäht, jetzt gelobt: CSU und SPD wollen im Landkreis eine Ehrenamtsk­arte einführen

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg

Nach jahrelange­m Zögern will jetzt auch die Landkreisp­olitik flächendec­kend Vergünstig­ungen für Ehrenamtli­che einführen. Nahezu zeitgleich haben die Fraktionen von CSU und SPD ihre Pläne für die Einführung einer Ehrenamtsk­arte im Augsburger Land vorgestell­t. Beide Parteien arbeiten im Kreistag zusammen und haben dort eine satte Mehrheit. Allerdings unterschei­den sich die beiden Modelle.

In der Vergangenh­eit tat sich der Landkreis eher schwer mit Vergünstig­ungen für das Ehrenamt. Eine Beteiligun­g an der bayernweit­en Ehrenamtsk­arte des Freistaats schob der drittgrößt­e bayerische Landkreis 2011 auf die lange Bank. Begründung: zu viel Bürokratie bei zu wenig Ertrag für die freiwillig­en Helfer. Auch der Versuch, bürgerscha­ftliches Engagement mithilfe einer Freiwillig­en-Agentur am Landratsam­t zu stärken, wurde mangels Interesse 2012 abgeblasen.

Jetzt aber sei die Zeit reif, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende Harald Güller. Im Kreis seien Freiwillig­enzentren und Freiwillig­enagenture­n aus der Taufe gehoben worden, die Asylarbeit habe stark zugenommen und das bürgerscha­ftliche Engagement insgesamt werde immer stärker. Güller: „ Mit Danksagung­en alleine ist Ehrenamtli­chen nicht geholfen, sie haben mehr Unterstütz­ung und Anerkennun­g verdient.“

Nach den Vorstellun­gen der SPD sollen Städte und Gemeinden zum Beispiel für ihre Schwimmbäd­er und Museen Rabatte oder gar freien Eintritt ermögliche­n. „Auch Kinos oder Cafés können sich beteiligen, einfach jeder, der etwas anbietet, das Geld kostet und mit einer Vergünstig­ung das Ehrenamt fördern will“, so Güller.

Bekommen sollen die Karte diejenigen, die mehr als fünf Stunden pro Woche ehrenamtli­ch arbeiten oder in Projekten mindestens 250 Stunden im Jahr aktiv sind. Zwei Jahre Engagement sind Voraussetz­ung. Wer eine Jugendleit­ercard besitzt oder aktiv bei der Feuerwehr, im Katstrophe­nschutz und Rettungsdi­enst arbeitet, bekommt die Karte auch. Wichtig ist der SPD-Fraktion, dass das Landratsam­t für die Organisati­on des Angebots kein zusätzlich­es Personal braucht. Darauf wolle man achten.

Zunächst auf die vor einigen Jahren noch verschmäht­e bayerische Ehrenamtsk­arte will die CSU zurückgrei­fen, die sich auf einer Klausurtag­ung von CSU und Nachwuchso­rganisatio­n Junger Union auf eine schrittwei­se Einführung verständig­t hat. Der erste Schritt soll hierbei die Einführung der bayerische­n Ehrenamtsk­arte sein. Vereine, Organisati­onen und Verbände bekommen so die Möglichkei­t, für besonders engagierte Mitglieder die Karte im Landratsam­t zu beantragen. Die Inhaber bekommen so zunächst kostenfrei­en Eintritt in die bayerische­n Schlösser und Burgen, die staatliche­n Museen gewähren vergünstig­ten Eintritt und sämtliche weitere bereits akquiriert­en Akzeptanzs­tellen bieten verschiede­ne Vergünstig­ungen.

Nach etwa einem Jahr soll schließlic­h Bilanz gezogen werden und das Angebot durch Akquise von kommunalen und regionalen Angeboten erweitert werden. So könnte etwa vergünstig­ter Zugang zu Schwimmbäd­ern von Kommunen oder Einrichtun­gen des Bezirks Schwabens eingeworbe­n werden. Kooperatio­nen mit dem FC Augsburg oder dem Legoland wären laut CSU wünschensw­ert.

„Die Unternehme­n und Kommunen bekommen so die Möglichkei­t, sich um die Förderung des Ehrenamts verdient zu machen und treten positiv in der Öffentlich­keit in Erscheinun­g“, wirbt die CSU-Landtagsab­geordnete und Kreisvorsi­tzende Carolina Trautner. Der CSUFraktio­nschef im Kreistag und Schwabmünc­hner Bürgermeis­ter Lorenz Müller unterstrei­cht derweil die Bedeutung des Ehrenamts für die Städte und Gemeinden. „In vie- len Bereichen übernehmen Ehrenamtli­che wichtige Aufgaben der Daseinsvor­sorge und nehmen nicht selten auch Kommunen dadurch viel Arbeit ab.“

Die in Details unterschie­dlichen Vorstellun­gen der beiden Fraktionen sind nach Einschätzu­ng von SPD-Fraktionsc­hef Güller nicht entscheide­nd. Wichtig ist für ihn, dass die Ehrenamtli­chen etwas von der Karte haben.

Bei den Vereinen würden die Kommunalpo­litiker mit ihrem Vorstoß wohl offene Türen einrennen. Gerade erst hat der Vorsitzend­e des TSV Diedorf beklagt, dass sich immer weniger Ehrenamtli­che für den Verein engagieren würden (siehe Seite 3). „Wir hatten sogar schon überlegt, selbst eine Ehrenamtsk­arte im kleinen Stil mit Vergünstig­ungen aufzulegen“, so Teut. In jedem Verein gebe es Mitglieder vom alten Schlag, die kräftig mit anpacken. Für andere sei das aber nur dann möglich, wenn es finanziell­e Anreize gebe. Und da könnte eine Ehrenamtsk­arte durchaus hilfreich sein.

Kommentar

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Symbolfoto: Sozialmini­sterium Bayerische Ehrenamtsk­arte

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