Augsburger Allgemeine (Land West)
Ehrenamtliche Helfer dürfen auf Rabatte hoffen
Gesellschaft Einst verschmäht, jetzt gelobt: CSU und SPD wollen im Landkreis eine Ehrenamtskarte einführen
Landkreis Augsburg
Nach jahrelangem Zögern will jetzt auch die Landkreispolitik flächendeckend Vergünstigungen für Ehrenamtliche einführen. Nahezu zeitgleich haben die Fraktionen von CSU und SPD ihre Pläne für die Einführung einer Ehrenamtskarte im Augsburger Land vorgestellt. Beide Parteien arbeiten im Kreistag zusammen und haben dort eine satte Mehrheit. Allerdings unterscheiden sich die beiden Modelle.
In der Vergangenheit tat sich der Landkreis eher schwer mit Vergünstigungen für das Ehrenamt. Eine Beteiligung an der bayernweiten Ehrenamtskarte des Freistaats schob der drittgrößte bayerische Landkreis 2011 auf die lange Bank. Begründung: zu viel Bürokratie bei zu wenig Ertrag für die freiwilligen Helfer. Auch der Versuch, bürgerschaftliches Engagement mithilfe einer Freiwilligen-Agentur am Landratsamt zu stärken, wurde mangels Interesse 2012 abgeblasen.
Jetzt aber sei die Zeit reif, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Harald Güller. Im Kreis seien Freiwilligenzentren und Freiwilligenagenturen aus der Taufe gehoben worden, die Asylarbeit habe stark zugenommen und das bürgerschaftliche Engagement insgesamt werde immer stärker. Güller: „ Mit Danksagungen alleine ist Ehrenamtlichen nicht geholfen, sie haben mehr Unterstützung und Anerkennung verdient.“
Nach den Vorstellungen der SPD sollen Städte und Gemeinden zum Beispiel für ihre Schwimmbäder und Museen Rabatte oder gar freien Eintritt ermöglichen. „Auch Kinos oder Cafés können sich beteiligen, einfach jeder, der etwas anbietet, das Geld kostet und mit einer Vergünstigung das Ehrenamt fördern will“, so Güller.
Bekommen sollen die Karte diejenigen, die mehr als fünf Stunden pro Woche ehrenamtlich arbeiten oder in Projekten mindestens 250 Stunden im Jahr aktiv sind. Zwei Jahre Engagement sind Voraussetzung. Wer eine Jugendleitercard besitzt oder aktiv bei der Feuerwehr, im Katstrophenschutz und Rettungsdienst arbeitet, bekommt die Karte auch. Wichtig ist der SPD-Fraktion, dass das Landratsamt für die Organisation des Angebots kein zusätzliches Personal braucht. Darauf wolle man achten.
Zunächst auf die vor einigen Jahren noch verschmähte bayerische Ehrenamtskarte will die CSU zurückgreifen, die sich auf einer Klausurtagung von CSU und Nachwuchsorganisation Junger Union auf eine schrittweise Einführung verständigt hat. Der erste Schritt soll hierbei die Einführung der bayerischen Ehrenamtskarte sein. Vereine, Organisationen und Verbände bekommen so die Möglichkeit, für besonders engagierte Mitglieder die Karte im Landratsamt zu beantragen. Die Inhaber bekommen so zunächst kostenfreien Eintritt in die bayerischen Schlösser und Burgen, die staatlichen Museen gewähren vergünstigten Eintritt und sämtliche weitere bereits akquirierten Akzeptanzstellen bieten verschiedene Vergünstigungen.
Nach etwa einem Jahr soll schließlich Bilanz gezogen werden und das Angebot durch Akquise von kommunalen und regionalen Angeboten erweitert werden. So könnte etwa vergünstigter Zugang zu Schwimmbädern von Kommunen oder Einrichtungen des Bezirks Schwabens eingeworben werden. Kooperationen mit dem FC Augsburg oder dem Legoland wären laut CSU wünschenswert.
„Die Unternehmen und Kommunen bekommen so die Möglichkeit, sich um die Förderung des Ehrenamts verdient zu machen und treten positiv in der Öffentlichkeit in Erscheinung“, wirbt die CSU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Carolina Trautner. Der CSUFraktionschef im Kreistag und Schwabmünchner Bürgermeister Lorenz Müller unterstreicht derweil die Bedeutung des Ehrenamts für die Städte und Gemeinden. „In vie- len Bereichen übernehmen Ehrenamtliche wichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge und nehmen nicht selten auch Kommunen dadurch viel Arbeit ab.“
Die in Details unterschiedlichen Vorstellungen der beiden Fraktionen sind nach Einschätzung von SPD-Fraktionschef Güller nicht entscheidend. Wichtig ist für ihn, dass die Ehrenamtlichen etwas von der Karte haben.
Bei den Vereinen würden die Kommunalpolitiker mit ihrem Vorstoß wohl offene Türen einrennen. Gerade erst hat der Vorsitzende des TSV Diedorf beklagt, dass sich immer weniger Ehrenamtliche für den Verein engagieren würden (siehe Seite 3). „Wir hatten sogar schon überlegt, selbst eine Ehrenamtskarte im kleinen Stil mit Vergünstigungen aufzulegen“, so Teut. In jedem Verein gebe es Mitglieder vom alten Schlag, die kräftig mit anpacken. Für andere sei das aber nur dann möglich, wenn es finanzielle Anreize gebe. Und da könnte eine Ehrenamtskarte durchaus hilfreich sein.
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