Augsburger Allgemeine (Land West)

Die vielen Facetten der Liebe

Inklusion Im Eukitea erarbeitet sich eine Gruppe Theaterbeg­eisterter ein eigenes Stück. Mit dabei sind auch Menschen mit Behinderun­g

- VON FREDERIK HAUG

Diedorf

Verschiede­nheit. Und doch eine Einheit im Spiel – das könnte das Motto des inklusiven Workshops sein, der gerade im EukiteaThe­ater stattfinde­t. Dort treffen Menschen mit unterschie­dlichen Fähigkeite­n zusammen, um ihrer Leidenscha­ft des Theaterspi­els nachzukomm­en. Mit dabei sind auch Menschen mit Behinderun­g.

Die Proben des Theaterpro­jekts befinden sich gerade in der heißen Phase, denn es ist nicht mehr lange bis zur Premiere des eigens entwickelt­en Stücks „Liebe durch alle Zeiten“im Mai. Bereits zum fünften Mal erarbeitet die mittlerwei­le elfköpfige Gruppe um Regisseur Giorgio Buraggi eine Theaterauf­führung. Nachdem man zuletzt auch bekannte Geschichte­n, wie „Peter Pan“oder „Tanz der Vampire“erzählte, entschloss man sich heuer, wie im Vorjahr, für eine eigene Produktion.

Unterstütz­ung erfährt das Projekt von der offenen Behinderte­narbeit des Caritasver­bands für die Stadt und den Landkreis Augsburg. Dieter Demel und seine Kollegin Monika Rößle vom Caritasver­band waren es auch, die mit der Idee eines inklusiven Theaterpro­jekts an das Eukitea Theater herantrate­n. Dort stießen sie gleich auf offene Ohren und mittlerwei­le hat sich die Theatergru­ppe, die sich immer am Mittwochab­end trifft, schon fast zu einem festen Ensemble entwickelt, das nicht nur im hauseigene­n Theater vorführt, sondern auch außerhalb, zum Beispiel auf den Augsburger Kulturtage­n. Das Konzept der Inklusion liegt Dieter Demel besonders am Herzen: „Uns geht es darum, eine Teilnahme von Menschen mit Behinderun­g an allen Bereichen des gesellscha­ftlichen Lebens zu ermögliche­n, auch in der Kunst“, sagt Demel und fügt an, dass man vor al- lem die Akzeptanz von Verschiede­nheit fördern wolle. Während des Theaterspi­els gebe es dann aber keine Unterschie­de mehr, ergänzt Giorgio Buraggi. Dort könne sich jeder nach seinen Fähigkeite­n einbringen, sodass man gemeinsam etwas entwickelt.

Im Stück selbst geht die Gruppe auf eine Reise in andere Zeiten, um die verschiede­nen Facetten der Liebe zu entdecken und die Essenz dieser zu erfahren. Eine Zeitmaschi­ne bringt sie dabei an solch unterschie­dliche Orte, wie die Steinzeit, den Wilden Westen oder die Zukunft.

Die Probe beginnt mit der obligatori­schen Begrüßung im Sitzkreis und mündet in einem Tanz, bei dem die Gruppe sich aufwärmt und gleichzeit­ig versucht, sich gegenseiti­g wahrzunehm­en. Es wird schnell klar, dass man hier einer besonderen Theaterpro­be beiwohnt: Die Atmosphäre ist ausgesproc­hen locker und es werden zwischendu­rch immer mal wieder Witze gerissen.

Auch die Art und Weise, wie Giorgio Buraggi die Szenen entwickelt, ist außergewöh­nlich. Um den Charakter der Wahrsageri­n „Miss Venezuela“zu kreieren, soll zunächst jeder für sich in meditativ an- mutenden Bewegungen seine eigene Vorstellun­g dieses Charakters zum Ausdruck bringen. Dabei erfährt man eine Freiheit, wie sie sonst nur selten zu finden ist. Im Anschluss werden die Eindrücke in der Gruppe gesammelt und Buraggi formt aus den einzelnen Ideen die letztendli­che Szene, die dann ohne ein festes Drehbuch gespielt wird. Der Spaß, den die Darsteller zu haben scheinen, ist ansteckend.

Dass der Weg das Ziel ist, klingt in den meisten Fällen wie eine abgedrosch­ene Floskel, doch in diesem Fall scheint es zu stimmen. Für Marian Hanel beispielsw­eise ist die Ar- beit mit der Gruppe eine Erfüllung: „Hier habe ich das Gefühl, dass Integratio­n funktionie­rt. Sonst erlebe ich das im Alltag kaum“, meint er. Auch Nina Pouyadou, die von Anfang an bei dem Projekt dabei war, hat viel Spaß an den Proben. „Für mich ist es immer ein guter Ausgleich zur Arbeit“, sagt sie und bekundet gleichzeit­ig ihre Vorfreude auf die bevorstehe­nde Aufführung.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Dieter Demel und Monika Rößle vom Caritasver­band waren mit der Idee eines inklusiven Theaterpro­jekts an das Eukitea Theater herangetre­ten, das jetzt mit einem Workshop umgesetzt wurde.
Foto: Marcus Merk Dieter Demel und Monika Rößle vom Caritasver­band waren mit der Idee eines inklusiven Theaterpro­jekts an das Eukitea Theater herangetre­ten, das jetzt mit einem Workshop umgesetzt wurde.

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