Augsburger Allgemeine (Land West)
Zieht die Karawane an Dinkelscherben vorbei?
Sanierung Die Energie-Aktion berät Hausbesitzer im Landkreis. Doch einige Gemeinderäte sind skeptisch
Dinkelscherben
Zieht die Energiekarawane doch an Dinkelscherben vorbei? Im Gemeinderat am Dienstagabend gingen die Meinungen über diese Energieberatungs-Aktion auseinander. Die einen sehen darin ein attraktives Angebot für die Bürger. Die anderen finden: Das ist keine Aufgabe der Gemeinde.
Die Karawane ist ein Angebot der Regionalen Energieagentur Augsburg. Dabei ziehen Energieberater in einem vorher festgelegten Quartier von Haus zu Haus und beraten auf Wunsch die Bewohner, wie sie Gebäude sanieren und Energie sparen können. Das Angebot ist freiwillig und kostenlos.
In der Februar-Sitzung des Dinkelscherber Gemeinderats hatte Margit Spöttle, die Klimaschutzbeauftragte des Landkreises, die Akti- on am Beispiel Schwabmünchen vorgestellt. Etwa 60 Prozent der besuchten Bewohner wurden dort aktiv und investierten im Durchschnitt 20 000 Euro – ein Erfolg. In Königsbrunn fiel die Bilanz durchwachsener aus: Die Experten hatten Hausbesitzer in einem Viertel beraten, in dem vor allem Gebäude aus den Sechzigerjahren stehen. Dabei stellte sich heraus, dass 65 Prozent der Bewohner schon vorher Maßnahmen ergriffen hatten, zum Beispiel Fenster getauscht oder Heizung und Dach saniert. Beim nächsten Mal soll die Karawane deshalb durch ein Gebiet ziehen, in dem die Häuser in den Siebziger- und Achtzigerjahren entstanden sind und die Sanierung jetzt aktuell wird.
Die Energiekarawane war auch schon in Gersthofen unterwegs, Ende April kommt sie ins Beethovenviertel nach Neusäß. Ob sie auch durch Dinkelscherben ziehen wird, ist aber noch ungewiss. Die SPDFraktion hatte das beantragt. Annette Luckner betonte, dabei könnten die drei örtlichen Energieberater einbezogen werden, so bleibe die Wertschöpfung in der Gemeinde. Auch Peter Kraus (Freie Wähler) befürwortete das Projekt. Er erzählte, er sei bei zwei Karawanen mitgegangen und war überzeugt: „Das ist eine sinnvolle Geschichte.“
Vertreter von UW 14 und CSU sahen das aber anders. So meinte Arthur Guggemos (UW 14), Energieberatung sei keine Aufgabe der Kommune. Die Karawane würde die Gemeinde 15 000 bis 20 000 Euro kosten. Fraktionskollege Stefan Rittel sagte: „Der Landkreis macht es sich einfach. Weil er seine Ziele nicht erreicht, drückt er sie den Gemeinden auf und wir zahlen.“
Das wollte Luckner nicht so stehen lassen. Sie betonte: „Die Kommune muss ein Vorreiter sein.“Da pflichtete Albert Zott (CSU) bei, betonte allerdings, dass der Gemeinderat selbst schon in mehreren Fällen, zum Beispiel beim Bahnhofsgebäude, eine energetische Sanierung aus Kostengründen abgelehnt hatte.
Karawane Ja oder Nein? Eine Entscheidung fällte der Gemeinderat am Dienstagabend noch nicht. Bürgermeister Edgar Kalb (UW 14) will erst jemanden finden, der sich darum kümmert. Spöttle brauche einen festen Ansprechpartner. Weil sich aus den Reihen des Gemeinderats niemand fand, der als „Energiebeauftragter“fungieren würde, und die Rathausmitarbeiter laut Kalb alle völlig ausgelastet sind, bleibt der Gemeinde nur eine Stellenausschreibung. In welchem Arbeitsumfang dies sein könnte und wie viel das kosten würde, das soll der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen besprechen.
Der Bürgermeister warnte: Wenn die Gemeinde nur der Energieagentur beitritt und ihren Mitgliedsbeitrag von 500 Euro jährlich zahlt, passiere noch nichts. „Wir brauchen einen Beauftragten, der das verantwortet und vorantreibt.“Trotzdem entschied sich der Marktrat mit sieben Gegenstimmen aus CSU und UW14, dem Verein beizutreten. Wie es mit dem Beauftragten weitergeht und ob es ein Beratungsangebot geben wird, sollen die Haushaltsberatungen zeigen.