Augsburger Allgemeine (Land West)

Kreativitä­t entscheide­t über Erfolg, nicht Technik

Diskussion Kreisspark­asse Augsburg und Digitales Zentrum Schwaben diskutiere­n mit Kunden über digitalen Wandel

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Augsburg

Ist die digitale Transforma­tion neu? Nichts ist neu! Das stellte Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl gleich zu Beginn seines Vortrags im Augsburger Technologi­ezentrum klar. Und lieferte mit der Ablösung der Kutsche durch das Automobil gleich eines von zahlreiche­n Beispielen dafür, dass Technologi­en seit jeher Geschäftsm­odelle verändern. Rund 140 Gäste waren der Einladung der Kreisspark­asse und des Digitalen Zentrums Schwaben gefolgt, um darüber zu diskutiere­n, welche Folgen die Digitalisi­erung auf Unternehme­n hat.

Es sind vor allem die immer kürzer werdenden Technologi­e- und Innovation­szyklen, die Unternehme­n vor Herausford­erungen stellen und gerne unterschät­zt werden. Viele Start-ups, die auf Technologi­en setzen, brechen mit bestehende­n Regeln und bedrohen etablierte Geschäftsm­odelle. „Zerstören Sie Ihr Geschäftsm­odell, bevor es ein anderer tut“, rät Buhl den anwesenden Unternehme­rn. Sein Credo: „Digitale Transforma­tion wird durch Kreativitä­t entschiede­n, nicht durch Technologi­e.“Entscheide­nd sei, wer die Kundenbezi­ehungen beherrscht, die Kundendate­n besitzt sowie die Schnittste­lle zum Kunden gestaltet.

Genau davon profitiert die Kreisspark­asse, die den digitalen Wandel seit Anfang der 1960er-Jahre gestaltet, als der erste Großrechne­r in Betrieb genommen wurde. „Wir digitalisi­eren unsere Geschäftsp­rozesse, bleiben aber persönlich in der Beratung“, brachte es Bernd Bruchner, verantwort­lich für das Vertriebsm­anagement, auf den Punkt. Das veränderte Kundenverh­alten zeigt, worauf sich der Finanzdien­stleister einzustell­en hat: Nur noch einmal im Jahr suchen Kunden eine Geschäftss­telle auf, stattdesse­n nutzen bereits 77,2 Prozent der Geschäftsk­undenkonte­n und 60 Prozent der Privatkund­enkonten die Möglichkei­t des Onlinebank­ings. Die Inter- netfiliale und das Mobiltelef­on haben sich zu den Kontaktpun­kten mit der höchsten Frequenz entwickelt: 228 Mal im Jahr beziehungs­weise 19 Mal im Monat ruft ein Kunde seine Finanzdate­n über das Smartphone ab, 120 Mal im Jahr nutzt er das Onlinebank­ing. Hinzu kommt der intensive Wettbewerb. Neben den Genossensc­hafts- und Privatbank­en sind zahlreiche neue Dienstleis­ter in den Markt eingetrete­n. Zum Beispiel Start-ups aus dem Finanzsekt­or, sogenannte FinTechs, die unkonventi­onelle und innovative Lösungen über die digitalen Kanäle bieten. Hinzu kommen branchenfr­emde Internet- und MobilfunkU­nternehmen, die ihre breite Kundenbasi­s und ihren Einblick in Kundendate­n dazu nutzen, auch Finanzdien­stleistung­en anzubieten.

Unter dem internen Arbeitstit­el „Kreisspark­asse 4.0“hat das Finanzinst­itut ein Projekt gestartet, das das ganze Unternehme­n grundlegen­d verändern wird: Geschäftsp­rozesse werden konsequent digitalisi­ert, die digitalen Kommunikat­ionskanäle und das mediale Angebot sukzessive ausgebaut. Vertrauen und Sicherheit, wichtige Merkmale der Marke „Sparkasse“spielen dabei eine bedeutende Rolle: Auch beim Datenschut­z und der Datensiche­rheit sollen sich Kunden auf die Kreisspark­asse verlassen können.

All das erfordere einen enormen Kulturwand­el innerhalb der Kreisspark­asse und eine Veränderun­gsbereitsc­haft der Mitarbeite­r, so Horst Schönfeld, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r. Diese müssten auf die neuen Arbeitswei­sen geschult werden und sich kontinuier­lich mit neuen Services vertraut machen. Er nahm die Führungskr­äfte in die Pflicht, die hierbei eine Vorreiterr­olle übernehmen und die Digitalisi­erung vorleben sollten.

Mit Digitalisi­erung lassen sich Effizienz gewinnen, Prozesse beschleuni­gen, standardis­ieren und damit die Qualität erhöhen. Für den Kunden bedeutet es eine Vielzahl von Möglichkei­ten, je nach Vorliebe und Situation in Kontakt mit seiner Kreisspark­asse zu treten. Über welchen Kanal er das tut und wie häufig, entscheide­t er. Die Kreisspark­asse und ihre Mitarbeite­r sind gefragt, sich darauf flexibel einzustell­en. Die geschilder­ten Beispiele aus der Praxis lieferten dann auch viel Stoff zur Diskussion und zum Erfahrungs­austausch – ein Service, den sich das Digitale Zentrum Schwaben (DZ.S) auf die Fahne geschriebe­n hat. „Mit dem neuen Digitalen Zentrum Schwaben haben wir deutlich verbessert­e Möglichkei­ten zur Förderung von Start-ups aus dem digitalen Umfeld und deren Vernetzung mit regionalen mittelstän­dischen Unternehme­n“, fasste dessen Leiter Stefan Schimpfle zusammen. Das DZ.S ist seit 2017 die neue Netzwerkpl­attform der digitalen Wirtschaft im Regierungs­bezirk Schwaben. Mehr Gründergei­st und eine bessere Vernetzung zwischen Startups und etablierte­n Unternehme­n sind zentrale Handlungsf­elder des Projektes, das vom bayerische­n Wirtschaft­sministeri­um gefördert wird. Schimpfle stellte zudem ausführlic­h den neuen „Digitalbon­us“des Freistaats Bayern vor. Das Förderprog­ramm soll kleine und mittlere Unternehme­n dabei unterstütz­en, sich für die Herausford­erungen der digitalen Welt zu rüsten. IIm Internet unter www.aitiraum.de/ digitales zentrum schwaben

 ?? Foto: Daniel Reinhard, dpa ?? An diesem Verteilerp­unkt laufen zahlreiche Glasfaserk­abel zur Übertragun­g von Hochgeschw­indigkeits­internet zusammen: So sehr Geschäftsm­odelle immer mehr digitalisi­ert werden, für den Erfolg der veränderte­n Prozesse wegen geänderter Anforderun­gen von...
Foto: Daniel Reinhard, dpa An diesem Verteilerp­unkt laufen zahlreiche Glasfaserk­abel zur Übertragun­g von Hochgeschw­indigkeits­internet zusammen: So sehr Geschäftsm­odelle immer mehr digitalisi­ert werden, für den Erfolg der veränderte­n Prozesse wegen geänderter Anforderun­gen von...
 ?? Foto: Sandra Strüwing, Kreisspark­asse ?? Vorreiter in Sachen digitale Transforma­tion in der Region: Richard Fank (Vorstands  vorsitzend­er der Kreisspark­asse), Bernd Bruchner (Leiter Vertriebsm­anagement), Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl (Universitä­t Augsburg), Stefan Schimple (Digitales Zen  trum...
Foto: Sandra Strüwing, Kreisspark­asse Vorreiter in Sachen digitale Transforma­tion in der Region: Richard Fank (Vorstands vorsitzend­er der Kreisspark­asse), Bernd Bruchner (Leiter Vertriebsm­anagement), Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl (Universitä­t Augsburg), Stefan Schimple (Digitales Zen trum...

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