Augsburger Allgemeine (Land West)
Blutbad in Ägypten kurz vor dem Papstbesuch
Terror Viele Tote bei Anschlägen auf christliche Gotteshäuser. Wie beim Attentat von Stockholm gibt es Hinweise, die zur IS-Miliz führen
Kairo/Stockholm
Nur zwei Tage nach dem Anschlag von Stockholm ist die Welt erneut von zwei schweren Attentaten erschüttert worden: In den ägyptischen Städten Tanta und Alexandria explodierten am Sonntag Bomben in christlichen Kirchen während der Gottesdienstzeit. Mehr als 40 Menschen wurden getötet, weit über 100 verletzt. Die islamistische IS-Miliz reklamierte umgehend die Anschläge für sich. Eine amtliche Bestätigung dafür lag zunächst aber nicht vor.
Die Gewalt gegen die christlichen Kopten gewinnt zusätzliche Brisanz dadurch, dass in knapp drei Wochen Papst Franziskus nach Ägypten reisen will. Das katholische Kirchenoberhaupt gedachte beim AngelusGebet zum Palmsonntag auf dem Petersplatz in Rom der Opfer der Terroranschläge in Schweden und Ägypten. Der ägyptische Staatschef Abdel Fattah al-Sisi verhängte gestern Abend für die nächsten drei Monate den Ausnahmezustand über sein Land.
Auch bei dem Lkw-Anschlag am Freitagnachmittag in Stockholm gehen die Behörden einem möglichen islamistischen Hintergrund nach. Der mutmaßliche Attentäter, ein 39-jähriger Usbeke, sei ein IS-Sympathisant, der aus Schweden abgeschoben werden sollte, sagte Polizeichef Jonas Hysing am Sonntag in Stockholm. Sein Antrag auf Bleiberecht sei im vergangenen Jahr abgelehnt worden, er sei daraufhin abgetaucht. Wenige Stunden nach der Tat war der Mann festgenommen worden. Im Zusammenhang mit dem Attentat nahm die Polizei in Stockholm am Samstag und Sonntag sechs weitere Menschen in Gewahrsam, um sie zu befragen. Ein Festgenommener wurde formell als Verdächtiger im Zusammenhang mit dem Anschlag festgesetzt, sagte eine Gerichtssprecherin.
Die Polizei äußerte sich auch erstmals zur Herkunft der Getöteten: Es handle sich um zwei Schweden, einen Briten und einen Belgier. Unter den Todesopfern ist auch ein elfjähriges schwedisches Mädchen, das gerade von der Schule kam.
Der Doppelanschlag in Ägypten richtete sich zuerst gegen die SanktGeorgs-Kirche im rund 80 Kilometer nördlich von Kairo gelegenen Tanta. Dort explodierte nach Regierungsangaben während des Gottesdienstes in den ersten Reihen ein Sprengsatz und riss mindestens 27 Menschen in den Tod. In der knapp 120 Kilometer entfernten Hafenmetropole Alexandria starben vermutlich 17 Menschen, als sich ein Selbstmordattentäter vor der Markus-Kathedrale in die Luft sprengte. Sicherheitskräfte hatten ihn vorher noch daran hindern können, die Kirche zu stürmen. Dort hatte kurz zuvor Kopten-Papst Tawadros II. noch die Palmsonntagsmesse gelesen.