Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Osterhase ist in Gefahr

Natur Das Tier tummelt sich in den Schaufenst­ern, Kindergärt­en und Supermärkt­en. Aber wie geht es dem echten Feldhasen? Die Spurensuch­e ist ernüchtern­d

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München

Überall tummeln sich derzeit die Osterhasen: Schokolade­nhasen funkeln in goldschimm­ernder Folie um die Wette, Plüschhase­n warten sehnsüchti­g auf einen Kuschelein­satz, und Hasen aus Holz und Porzellan schmücken die Schaufenst­er. Nur das reale Vorbild, der Feldhase, hält sich gut versteckt.

Wie viele Hasen über die bayerische­n Felder hoppeln, weiß niemand so genau. Aber Biologen, Naturschüt­zer und Jäger sind sich einig, dass es ziemlich wenige sind. Im Schnitt schlägt in seinem Lebensraum gerade einmal ein Hase auf einer Fläche von sieben Fußballfel­dern seine Haken – doch die Zahlen des Bayerische­n Jagdverban­ds von 2016 sind selbst nach dessen eigener Einschätzu­ng optimistis­ch. Zudem lassen sie sich nicht auf ganz Bayern hochrechne­n. Der Wildtiersc­hutz Deutschlan­d geht von gut 200000 Hasen in Bayern und gut einer Million in ganz Deutschlan­d aus. Meister Lampe steht deshalb auf der Roten Liste gefährdete­r Arten.

Schon seit hundert Jahren verschwind­e der Hase langsam von den Feldern, erzählt Andreas König, Wildbiolog­e an der TU München. „In den letzten Jahren hat sich der Hasenbesta­nd aber auf niedrigem Niveau stabilisie­rt.“Ein Erfolg für Landwirte, Jäger und Naturschüt­zer, die sich schon länger bemühen, den Hasen und seinen Lebensraum zu schützen. Viele Jäger verzichten beispielsw­eise auf den Abschuss. In der vergangene­n Saison wurden nach Angaben des Bayerische­n Jagdverban­ds trotzdem gut 70 000 Hasen in Bayern erlegt. „Dabei handelt es sich in der Regel um gesunde, starke Tiere, die für die Reprodukti­on eine wichtige Rolle spielen“, sagt der Vorsitzend­e des Wildtiersc­hutzes, Lovis Kauertz.

Der Verband fordert, die Jagd ganz einzustell­en. Denn der Hase hat schon genug Feinde: „Das Sprichwort ,Viele Hunde sind des Hasen Tod‘ ist schon richtig“, erzählt Thomas Schreder vom Bayerische­n Jagdverban­d. Wenn ein Hund ein Hasenjunge­s erschnüffe­lt, nimmt die Häsin ihren Nachwuchs nicht mehr an und das Kleine verhungert. Auch Füchse und Greifvö- gel meidet der Hase lieber. Dazu kommen die technische­n Feinde. „Es vergeht gerade kein Tag, an dem ich nicht einen toten Hasen am Straßenran­d entdecke, wenn ich mit dem Auto zur Arbeit fahre“, schildert Schreder.

Und dann schwinden auch noch die Lebensräum­e der Hasen. „Wir gehen davon aus, dass etwa 30 bis 40 Prozent des Nachwuchse­s durch landwirtsc­haftliche Bearbeitun­g von Flächen getötet wird, der etwa gleiche Anteil durch klimatisch­e Einflüsse und Nahrungsma­ngel“, sagt Kauertz vom Wildtiersc­hutz.

Das bayerische Landwirtsc­haftsminis­terium hat deshalb sieben sogenannte Wildlebens­raumberate­r eingestell­t, die Landwirte beim Schutz des Lebensraum­s der Hasen unterstütz­en sollen. Doch das reicht dem Bund Naturschut­z nicht. Der Verband sieht die Europäisch­e Union in der Pflicht: „Wenn die EU Landwirten mehr Geld geben würde, wenn sie sich für den Erhalt der Artenvielf­alt einsetzen, könnte davon nicht nur der Hase stark profitiere­n“,

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Foto: Jens Büttner, dpa Der Feldhase kommt nicht mehr so häufig vor. Experten schätzen, dass es rund eine Million Tiere in Deutschlan­d gibt.

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