Augsburger Allgemeine (Land West)

Leipzigs Erfolg beruht auf Spionage

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Spätestens seit dem Aufstieg in die Erste Liga ist klar: Mit rechten Dingen geht das bei RB Leipzig nicht zu. Millionen abgreifend vom reichen Mäzen aus Österreich, machen es sich die Sachsen nun auch im Oberhaus an der Spitze gemütlich. Dass die Struktur des Vereins eher zu einem elitären amerikanis­chen Golfklub als zum deutschen Vereinsrec­ht passt, erzürnt die Fankurven deutschlan­dweit – nicht aber die Herren beim DFB.

Die Leipziger machen es aber auch wirklich niemandem leicht (außer arg heimatverb­undenen Sachsen), sie zu mögen. Sympathien fliegen eher den armen Schluckern, Verlierern und gescheiter­ten Existenzen zu. Findet man allesamt nicht in Leipzig. Zumindest nicht bei RB.

Was den Argwohn weiter steigert, ist der vernünftig­e Einsatz der finanziell­en Mittel. Derlei kannte zumindest der HSV- oder Schalke-Fan lange Zeit nicht. Nun scheinen die Leipziger aber eine Demarkatio­nslinie überschrit­ten zu haben. Nicht nur, dass sie zeitweise so bezaubernd­en Fußball spielen, der es einem schwer macht, hinter der Elf das fragwürdig­e Konstrukt zu sehen. Sie haben sich jetzt auch noch der Industries­pionage schuldig gemacht. Treffer in der dritten Minute der Nachspielz­eit waren bisher der Münchner Mannschaft vorbehalte­n, die das weltweite Patent auf den Bayern-Dusel haben. Die Leipziger aber sind so etwas wie die Chinesen Deutschlan­ds. Schöne Landschaft­en grenzen an Industries­ünden, die politische Meinungsbi­ldung ist, in Teilen zumindest, fragwürdig. Nun haben sie sich also den Dusel geklaut und um die Nuance veredelt, den Siegtreffe­r gegen Leverkusen sogar in Unterzahl erzielt zu haben. Erfolg ist käuflich. Und zu erarbeiten. Beides gelingt in Leipzig ebenso eindrucksv­oll, wie es in Augsburg offenbar misslungen ist.

Die in die Mannschaft getätigten Investitio­nen haben sich nicht rentiert. Gleichzeit­ig sind die etablierte­n Spieler weit von ihrer Bestform entfernt. Weil die Augsburger, im Gegensatz zu den ebenfalls im Abstiegska­mpf befindlich­en Mainzern und Ingolstädt­ern, nicht den Eindruck erwecken, den Klassenerh­alt mit jeder Faser des Körpers schaffen zu wollen, schwindet der Glaube an die Mannschaft. Die Augsburger sind an dem Punkt angekommen, dass die Hoffnungen der Fans auf nichts außer dem reinen Wunsch nach Besserung fußen. Ein bisschen Dusel reicht den Augsburger­n in der derzeitige­n Verfassung nicht mehr. Der führt nur dann in Glückselig­keit, wenn sich das Spiel zuvor nicht entscheide­n konnte, in welche Richtung es fällt.

Die Partien des FCA waren zuletzt aber schon weit vor dem Abpfiff entschiede­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany