Augsburger Allgemeine (Land West)
Jetzt lieben sie sich auch noch
Bundesliga Die Münchner machen beim 4:1 gegen Dortmund den Anschein, in jeglicher Hinsicht für Real Madrid gewappnet zu sein. Nur eine Personalie bereitet Sorgen
München Es war ein schlechtes Zeichen für die Konkurrenz, das Carlo Ancelotti und Franck Ribéry da vor aller Öffentlichkeit aussandten. Der Trainer des FC Bayern nahm den soeben ausgewechselten Franzosen in den Arm und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. Ribérys Lachen ließ erkennen, dass er derartigen Sympathiebekundungen gegenüber aufgeschlossen ist. Bereits tags zuvor hatte Ancelotti seinen Offensivspieler bezirzt, indem er an dessen 34. Geburtstag beschloss, ihn „auf 27 Jahre runterzustufen“. Das Binnenverhältnis im Team der Münchner war in den vergangenen Jahren ein zuverlässiger Indikator für den internationalen Erfolg. Jupp Heynckes hatte es geschafft, das konkurrierende Mittelstürmer-Duo Mandzukic/Gomez so bei Laune zu halten, dass es sich gewinnbringend für die Mannschaft einsetzte. Pep Guardiola modernisierte dann zwar den Fußball der Münchner, rieb sich allerdings im ersten Jahr seines Wirkens ausdauernd an Mandzukic und fand nie einen wirklichen Zugang zu Ribéry. Heynckes gewann das Triple, Guardiola scheiterte dreimal im Halbfinale der Champions League.
Um die Vorschlussrunde der Königsklasse zu erreichen, müssen die Bayern noch zwei Spiele absolvieren. Noch also sind Quervergleiche zwischen Ancelotti und seinem Vorgänger kaum möglich. Augenscheinlich aber ist die Stimmung im Team hervorragend. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Spieler pünktlich zu den wichtigsten Saisonwochen auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft wähnen. Eindrücklicher Indiz dafür war die formidable Vorstellung am Samstagabend gegen Borussia Dortmund.
Beim 4:1-Sieg präsentierten die Münchner eine eindrückliche Leistungsschau ihres offensiven Könnens. BVB-Coach Thomas Tuchel blickte nach der Partie erstaunt auf die ersten zehn Minuten des Spiels zurück und stellte ebenso richtigerwie kurioserweise fest, dass seine da „richtig gut gespielt hatte“. Allerdings führten die Münchner nach diesen zehn Minuten bereits mit 2:0. Ribéry vollendete einen schönen Vortrag über die rechte Seite mit einem strammen Schuss. Robert Lewandowski profitierte bei seinem Freistoß von dem sich duckenden Ousmane Dembélé. Weil Raphaël Guerreiro den Ball aus 19 Metern in den Winkel der Bayern rammt, schien das Spiel zur Halbzeit halbwegs offen zu sein. Doch der groß aufspielende Arjen Robben und Lewandowski per Elfmeter sorgten in der zweiten Hälfte schnell für das Endergebnis.
Weil der polnische Stürmer beim vorausgegangenen Foul von Roman Bürki auf die Schulter stürzte, sorgten sich die Bayern kurz um ihren Angreifer. Der gab allerdings schnell nach dem Spiel Entwarnung. Schulterprellung. Schmerzen. Nicht weiter schlimm. Dagegen wird Mats Hummels wohl nicht mitspielen können. Der Innenverteidiger knickte im Training am Sonntag um und musste die Übungseinheit abbrechen. Ursprünglich hatte er eine Einsatzgarantie für das Real-Match erhalten. Er war der Innenverteidiger, der gegen Dortmund geschont wurde. Stattdessen nahmen sich JéMannschaft rôme Boateng und Javi Martinez der Dortmunder Offensive um PierreEmerick Aubameyang an. Sie taten es fehlerfrei. Real Madrid kann kommen.
Bayern Ulreich – Lahm, Javi Martinez (79. Hummels), Boateng, Alaba – Xabi Alonso, Vidal – Robben, Thiago, Ribéry (74. Dou glas Costa) – Lewandowski (72. Kimmich)
Borussia Dortmund Bürki – Ginter, So kratis, Bartra – Passlack, Castro (46. Rode), Guerreiro (69. Merino), Schmelzer – Dem bélé (59. Mor), Aubameyang, Pulisic
Tore 1:0 F. Ribéry (4.), 2:0 Lewandowski (10.), 2:1 Guerreiro (20.), 3:1 Robben (49.), 4:1 Lewandowski (68./Foulelfmeter)
Zuschauer 75 000