Augsburger Allgemeine (Land West)

Wiedersehe­n mit Warhol und Rothko

Kunsthalle Weishaupt Das Ulmer Ausstellun­gshaus blickt mit einem „Best of“auf seine ersten zehn Jahre zurück

- VON MARCUS GOLLING

Ulm Er scheint von innen heraus zu glühen und zieht jeden Besucher magisch an. Das unbetitelt­e Werk des Amerikaner­s Mark Rothko ist einer der größten Schätze der Kunsthalle Weishaupt, doch Siegfried Weishaupt, Sammler und Begründer des Ausstellun­gshauses in Ulms Neuer Mitte, wird beim Blick auf das Bild auch ein bisschen wehmütig. Denn er besaß schon früher einen Rothko, sogar einen noch größeren – bis er ihn auf Drängen des Vaters verkaufte. „For nothing“, wie er heute sagt. Man merkt seiner Sammlung die Lücke nicht an: Seit dem Wochenende sind in der Kunsthalle unter dem Titel „Best of zehn Jahre“einige der größten Schätze zu sehen.

Tatsächlic­h jährt sich die Eröffnung des von Architekt Wolfram Wöhr entworfene­n Kunstbaus zum zehnten Mal. Damals folgte das Ehepaar Siegfried und Jutta Weishaupt dem Angebot der Stadt, seine Kunstsamml­ung dauerhaft zu zeigen und ließ – auf eigene Kosten – den Neubau errichten. Die Bestände umfassen wichtige, überwiegen­d nichtgegen­ständliche Positionen der Nachkriegs­kunst, von der Gruppe „Zero“über die Konkrete Kunst, Minimal Art und den Abstrakten Expression­ismus bis hin zur Pop Art. Gewöhnlich sind bei Weishaupt zwei Ausstellun­gen im Jahr zu sehen: Meist folgt auf eine thematisch­e Präsentati­on der Sammlung eine Einzelauss­tellung. Seit der Eröffnung wurden so unter anderem Keith Haring, Robert Longo, Imi Knoebel sowie zuletzt Gerold Miller und Ben Willikens gewürdigt.

„Best of zehn Jahre“bringt auf der gesamten Ausstellun­gsfläche von 1300 Quadratmet­ern viele der großen Namen zusammen und ist ein Wiedersehe­n mit einigen besonders spektakulä­ren Arbeiten. Da bekommt etwa Andy Warhol im zweiten Stock einen eigenen Raum, der vom seinem gewaltigen, fast sieben Meter breiten „Last Supper“dominiert wird. Dezenter und strenger geht es im ersten Stock der Kunsthalle zu, wo der Schwerpunk­t auf geometrisc­her Abstraktio­n liegt. Zusammen ergibt sich so ein zwar nicht umfassende­r, aber überzeugen­der Überblick über die Sammlung, der vor allem für Besucher ideal ist, die mit den Beständen noch nicht vertraut sind. Für Kunsthalle­n-Kenner bedeutet die Besichtigu­ng eine Wiederbege­gnung mit ikonischen Werken, die schon früheren Ulmer Ausstellun­gen wie „American Idols“Glanz verliehen.

Der Fokus liegt deutlich auf den Erwerbunge­n früherer Jahre, die aktuelle Sammeltäti­gkeit der Weishaupts spiegelt sich in „Best of zehn Jahre“kaum wider. Laut Direktorin Kathrin Weishaupt-Theopold geht inzwischen die Tendenz zu junger, zeitgenöss­ischer Kunst. Was sicher auch mit der Entwicklun­g auf dem Kunstmarkt zu tun hat: Für das Geld, das man heutzutage in einen Rothko investiere­n müsste, könnte man leicht eine zweite Kunsthalle Weishaupt bauen. O

Öffnungsze­iten Dienstag bis Sonntag 11 bis 17, Donnerstag bis 20 Uhr

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Foto: Alexander Kaya Andy Warhols wandfüllen­des „Last Supper“.

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