Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Laternenan­zünder steht kopf

Theater Das Ensemble Fritz und Freunde spielt „Der kleine Prinz“jetzt für Erwachsene. Dabei geht es komödianti­sch zu

- VON CLAUDIA KNIESS

Einem Stoff, den jeder kennt und den man selbst seit 17 Jahren im Theater spielt, ein neues Bühnenlebe­n einzuhauch­en, ist nicht einfach. Dem Theater Fritz und Freunde ist dies mit „Der kleine Prinz“nach Antoine de Saint-Exupérys millionenf­ach verkauftem Buch dennoch gelungen. Zwar nicht millionenf­ach, aber immerhin über 300-mal haben Fritz Weinert und seine Mitspieler ihre Fassung für Kinder an Theatern und in Schulen gespielt – es war die erste Inszenieru­ng nach der Gründung des Ensembles im Jahr 2000. Nun hat Caroline Ghanipour die Geschichte des außergewöh­nlichen Prinzen vom fremden Stern und des Bruchpilot­en, dem er in der Sahara seine Geschichte erzählt, für ein jugendlich­es und erwachsene­s Publikum neu inszeniert. Premiere war am Samstagabe­nd im Kulturhaus Abraxas.

Wichtigste Neuerung ist die Zusammenar­beit mit der jungen Augsburger Band Mandara, deren poetische Klänge die Szenen ideal ergänzen und verbinden: Mit Handpan, Geige, Querflöte und Shruti-Box zaubern Mandara die passende musikalisc­he Kulisse für die Reise des kleinen Prinzen durch das All und noch mehr „lachende Sterne“in die Ohren der Zuschauer als auf dem wunderschö­nen Bühnenbild von Reinhold Banner mit den Augen zu sehen sind. Für die Eigenkompo­sitionen haben Pia Greenaway, Daniela Tratz, Hauke I. Marquand und Andreas Koller sich von Saint-Exupérys Buch inspiriere­n lassen.

In der neuen Bühnenfass­ung für Erwachsene darf der kleine Prinz mehr Planeten mit ihren skurrilen Bewohnern besuchen als in der bisherigen für Kinder. Das bedeutet vor allem eine erweiterte Spielwiese für Fritz Weinert, der nun neben dem Piloten den herrschsüc­htigen König, den Zahlen fixierten Geschäftsm­ann und den Geografen, der die Welt nur vom Schreibtis­ch aus kennt, spielen darf. Dabei geht es manchmal ausladend komödianti­sch zu – wie beim Eitlen, der mit glitzernde­m Gold-Käppi und amerikanis­chem Akzent angibt. Oder akrobatisc­h wie beim Laternenan­zünder, den Weinert komplett im Kopfstand spielt und spricht. Wunderbar auch Weinerts Mimik als Pilot, wenn er auf Wunsch des Prinzen spontan in die Rolle der Rose schlüpft.

Laura Becker muss sich als kleiner Prinz mit einer einzigen Rolle begnügen, spielt diese aber mit einer spannenden Mischung aus kindlichem Strahlen und mehr Verve als man es vom literarisc­hen Prinzen kennt – so tritt sie etwa dem Piloten an sein Seifenkist­en-Flugzeug, als der die Wichtigkei­t der Erzählunge­n von Fuchs und Rose anfangs nicht erkennen will. Am Ende läuft auch Fritz und Freundes Inszenieru­ng natürlich auf „Man sieht nur mit dem Herzen gut“hinaus – aber für diesen „kleinen Prinzen“lohnt es sich, neben dem Herzen auch die Augen und Ohren weit aufzumache­n.

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Foto: Wolfgang Diekamp Laura Becker und Fritz Weinert in „Der kleine Prinz“des Theaters Fritz und Freunde.

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