Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Laternenanzünder steht kopf
Theater Das Ensemble Fritz und Freunde spielt „Der kleine Prinz“jetzt für Erwachsene. Dabei geht es komödiantisch zu
Einem Stoff, den jeder kennt und den man selbst seit 17 Jahren im Theater spielt, ein neues Bühnenleben einzuhauchen, ist nicht einfach. Dem Theater Fritz und Freunde ist dies mit „Der kleine Prinz“nach Antoine de Saint-Exupérys millionenfach verkauftem Buch dennoch gelungen. Zwar nicht millionenfach, aber immerhin über 300-mal haben Fritz Weinert und seine Mitspieler ihre Fassung für Kinder an Theatern und in Schulen gespielt – es war die erste Inszenierung nach der Gründung des Ensembles im Jahr 2000. Nun hat Caroline Ghanipour die Geschichte des außergewöhnlichen Prinzen vom fremden Stern und des Bruchpiloten, dem er in der Sahara seine Geschichte erzählt, für ein jugendliches und erwachsenes Publikum neu inszeniert. Premiere war am Samstagabend im Kulturhaus Abraxas.
Wichtigste Neuerung ist die Zusammenarbeit mit der jungen Augsburger Band Mandara, deren poetische Klänge die Szenen ideal ergänzen und verbinden: Mit Handpan, Geige, Querflöte und Shruti-Box zaubern Mandara die passende musikalische Kulisse für die Reise des kleinen Prinzen durch das All und noch mehr „lachende Sterne“in die Ohren der Zuschauer als auf dem wunderschönen Bühnenbild von Reinhold Banner mit den Augen zu sehen sind. Für die Eigenkompositionen haben Pia Greenaway, Daniela Tratz, Hauke I. Marquand und Andreas Koller sich von Saint-Exupérys Buch inspirieren lassen.
In der neuen Bühnenfassung für Erwachsene darf der kleine Prinz mehr Planeten mit ihren skurrilen Bewohnern besuchen als in der bisherigen für Kinder. Das bedeutet vor allem eine erweiterte Spielwiese für Fritz Weinert, der nun neben dem Piloten den herrschsüchtigen König, den Zahlen fixierten Geschäftsmann und den Geografen, der die Welt nur vom Schreibtisch aus kennt, spielen darf. Dabei geht es manchmal ausladend komödiantisch zu – wie beim Eitlen, der mit glitzerndem Gold-Käppi und amerikanischem Akzent angibt. Oder akrobatisch wie beim Laternenanzünder, den Weinert komplett im Kopfstand spielt und spricht. Wunderbar auch Weinerts Mimik als Pilot, wenn er auf Wunsch des Prinzen spontan in die Rolle der Rose schlüpft.
Laura Becker muss sich als kleiner Prinz mit einer einzigen Rolle begnügen, spielt diese aber mit einer spannenden Mischung aus kindlichem Strahlen und mehr Verve als man es vom literarischen Prinzen kennt – so tritt sie etwa dem Piloten an sein Seifenkisten-Flugzeug, als der die Wichtigkeit der Erzählungen von Fuchs und Rose anfangs nicht erkennen will. Am Ende läuft auch Fritz und Freundes Inszenierung natürlich auf „Man sieht nur mit dem Herzen gut“hinaus – aber für diesen „kleinen Prinzen“lohnt es sich, neben dem Herzen auch die Augen und Ohren weit aufzumachen.