Augsburger Allgemeine (Land West)
Entsteht in Friedberg ein „Kulturpark Ost“?
Projekt Der Augsburger Kupa West hat sich ein Objekt nahe dem See ausgeguckt. Dort soll Raum für Veranstaltungen und Ateliers geschaffen werden. Auch mit anderen Städten laufen Gespräche
Friedberg Im alten Kegelzentrum nahe dem Friedberger See könnten schon nächstes Jahr Konzerte stattfinden, auch für eine Kneipe wäre Platz: Der Kulturpark West ist im Augsburger Speckgürtel auf der Suche nach neuen Dependancen – und in Friedberg fündig geworden. Auf lange Sicht wünschen sich die Geschäftsführer Thomas Lindner und Peter Bommas aber mehr als eine Veranstaltungshalle. Ihr Ziel ist ein Kreativzentrum. 30 Ateliers und Übungsräume möchten sie in Friedberg bildenden Künstlern, Musikern und Projektmachern zur Verfügung stellen – in einem Gebäude neben dem Kegelzentrum oder an anderer Stelle.
Der Bedarf sei da, zeigt sich Lindner im Gespräch mit unserer Zeitung überzeugt. Nach zehn Jahren Kupa-Engagement schätzt er die in Augsburg und den angrenzenden Kommunen benötigte Fläche auf bis zu 20000 Quadratmeter. Im Moment sind es 4500 im Reese-Gelände (dem eigentlichen Kulturpark West), 1500 in der Ballonfabrik an der Riedingerstraße und 600 im Direktionsgebäude der Wesselschen Schuhfabrik in Oberhausen. Die rund 1500 Maler und Musiker, die Obdach im Reese-Areal gefunden haben, müssen dieses jedoch verlassen: Im Herbst 2018 ziehen die ersten von ihnen ins Oberhauser Gaswerk. Dieses Kreativquartier verwaltet die Stadt Augsburg selber. Braucht der Kupa West also ein neues Betätigungsfeld?
Stadt und Kupa West seien nicht in Einvernehmen voneinander geschieden, räumt Lindner ein. Streitpunkt sei gewesen, dass der Kupa West die Räume auf dem ReeseAreal künftig nicht mehr weitervermieten darf, wenn jemand auszieht. Das sei im Vertrag mit der Augsburger Gesellschaft für Stadtentwicklung mit dem Verweis auf europäisches Recht für die restliche Zeit festgelegt worden, wirtschaftlich aber schwierig, so der studierte Betriebswirt. Er betont für sich und Bommas: „Uns geht es nicht ums Geld, sondern um Inhalte, nämlich die Vernetzung und Unterstützung von Künstlern.“Dies funktioniere am besten in einem Kreativzentrum, das interdisziplinär konzipiert und selbstverwaltet ist – Reese habe das bewiesen.
Sieben Euro warm sei für Künstler in der Regel die Obergrenze bei der Quadratmetermiete. Damit könne sich ein solches Zentrum tragen, doch weder Lindner noch Bommas könnten oder müssen davon leben. Sie wollen Künstlern eine kreative Heimat geben. Diese sollte in Friedberg 500 bis 600 Quadratmeter groß sein, meinen sie. Ob sie nun am See liegt oder am innenstadtnahen Volksfestplatz, sei zweitrangig. Wichtiger sei, das Objekt in schlichter Bauweise zu halten, sodass das Projekt ohne kommunale Fördermittel auskommt.
Lindner und Bommas hatten ihre Idee unlängst dem Friedberger Stadtrat vorgestellt. Dieser war hinund hergerissen. Die Politiker fanden die Idee reizvoll, da es in Friedberg an Räumen für Kultur man- gelt. Andererseits ist das Gebiet rund um den See sensibel und liegt den Bürgern sehr am Herzen. Es gibt die Befürchtung, dass es durch das Projekt noch mehr belastet würde, sei es mit Verkehr oder mit Emissionen. Mit dem Inhaber des seit 2011 geschlossenen Kegelzentrums wäre der Kupa West einig; die Flächen daneben gehören der Stadt. Hier sollte einmal ein Schützenheim entstehen. Daher ist das betroffene Areal nur für sportliche Nutzung ausgewiesen; der Bebauungsplan müsste geändert werden.
Lindner versteht die Bedenken der Politik: „Wir möchten nichts durchpressen, der bürgerschaftliche Prozess ist uns wichtig.“Der Friedberger Kulturpfleger Franz Reißner (SPD) befürchtet außerdem: „Das lockt nur Augsburger nach Friedberg – wollen das die Friedberger überhaupt?“Solche Themen könne man über einen Beirat regeln, der unter anderem die Mieter auswählt, sagt Lindner. Sein Gedanke dahinter: „Friedberg kann so auch einmal Gastgeber sein.“Im Moment hätten sich viele Musiker aus dem Wittelsbacher Land, wo Proberäume knapp sind, im Kulturpark West eingemietet. Insgesamt stamme die Hälfte der 1000 Musiker dort aus dem Umland. Deshalb sei man auch andernorts auf der Suche. Stadtbergen und Neusäß hätten schon mangels geeigneter Flächen abgewunken, mit Königsbrunn laufen noch Gespräche. Wer passende Objekte hat, kann sich beim Kupa melden (info@kulturpark.west.de). „Ganz klein sollten sie aber nicht sein“, sagt Lindner.