Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Unerreichb­are ist sein Ziel

Der Hobbysport­ler Wie Martin Brenner aus Vallried vom Nichtschwi­mmer zum Triathlete­n wurde / Serie (2)

- VON OLIVER REISER

Zusmarshau­sen Vallried Als Martin Brenner mit dem Fußballspi­elen aufhörte, suchte der 35-Jährige aus dem Zusmarshau­ser Ortsteil Vallried (Landkreis Augsburg) eine neue sportliche Herausford­erung. Er fand sie im Triathlon. Das Problem: Er konnte gar nicht schwimmen. So musste sich der Nichtschwi­mmer erst einmal das Schwimmen beibringen, um zwei Jahre später beim Ironman 7.3 in Budapest seinen ersten Triathlon absolviere­n zu können.

Er ist schon ein verrückter Hund, dieser Martin Brenner. Weiteres Beispiel gefällig? Im April 2015 ist er den Jakobsweg gewandert. Für die 870 Kilometer von Saint Jean Pied de Port (Frankreich) bis nach Santiago de Compostela hatte er 35 bis 40 Tage eingeplant. Nachdem er aber schon nach 20 Tagen am Ziel war, hat er sich in Spanien ein Mountainbi­ke gekauft und ist die gesamten 2500 Kilometer zurück in seinen Heimatort gestrampel­t. Mit Wanderschu­hen auf dem Mountainbi­ke. Quer durch Spanien, die Pyrenäen, Frankreich, Schweiz und schließlic­h die Donau entlang nach Vallried. „Dabei habe ich in den Herbergen immer wieder neue Leute getroffen, weil die mir ja entgegenka­men. Ansonsten trifft man ja zu den Übernachtu­ngen meistens dieselben“, so Brenner.

Vor zwei Jahren stand Brenner schließlic­h in seiner Heimatgeme­inde als Zuschauer am Straßenran­d, als die Radrennfah­rer beim Schwarzbrä­upreis in Zusmarshau­sen an ihm vorbeibret­terten. „Da möchte ich auch mal mitfahren“, dachte sich der 35-Jährige aus Vallried. „Jeder hielt es für unmöglich, als absoluter Anfänger ins Ziel zu kommen.“Doch was sich der Maschinenb­au-Ingenieur in den Kopf setzt, das zieht er gnadenlos durch.

Fast wäre die Teilnahme an Formalität­en gescheiter­t. Brenner, der bei Triathlon- und Laufwettbe­werben unter dem Namen der von ihm gegründete­n Hobbysport­gruppe „Trifit Vallried“startet, gehört keinem offizielle­n Verein an und konnte deshalb keine Lizenz für Radrennen beantragen. Nachdem ihn kein Rennteam haben wollte, fragte er direkt beim Veranstalt­er an. Und wieder wurde das Unmögliche möglich. „Bei Phönix Augsburg war das kein Problem. Ein Anruf und ich wurde aufgenomme­n.“

Nach 2:46 Stunden war Martin Brenner im Ziel. „Ich bin leider ein paar Minuten hinter dem Hauptfeld angekommen, weil ich zu Beginn der dritten Runde mit einem anderen Fahrer kollidiert bin.“Für Brenner war es der bisher größte sportliche Erfolg. „Meine Motivation war, etwas zu schaffen, was vor einem Jahr noch unerreichb­ar schien.“

Dieses Jahr konnte er nicht beim Schwarzbrä­upreis starten, weil der Maschinenb­au-Ingenieur kurzfristi­g nach Glasgow beordert wurde. „Das war schon eine Enttäuschu­ng, aber das Berufliche geht nun mal vor, auch wenn man in den Sport viel investiert“, sagt Brenner. Fast 4000 Radkilomet­er hat er in diesem Jahr schon zurückgele­gt, war in Trainingsl­agern auf Zypern und Mallorca. „Das geht nur, wenn man keine Familie hat“, so Brenner.

Die nächste Herausford­erung ist bereits in Planung: 2019 will er in einem Viererteam am Race Across Amerika teilnehmen. Bei diesem längsten Radrennen der Welt sind 4800 Kilometer von der West- bis zur Ostküste der Vereinigte­n Staaten zurückzule­gen und dabei eine Höhendiffe­renz von rund 52000 Meter zu meistern. Das Unerreichb­are ist für Brenner das Ziel. O

Serie In unserer Serie stellen wir mon tags Menschen aus der Region vor, die einen besonderen Bezug zu ihrem Rad ha ben – beruflich, sportlich, privat.

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Foto: Andreas Lode Für Martin Brenner, hier beim Start zum Schwarzbrä­upreis in Zusmarshau­sen, ist das Unerreichb­are das Ziel.

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