Augsburger Allgemeine (Land West)

Ist Ostern das zweite Weihnachte­n?

Handel Die Spielwaren- und Einzelhänd­ler in Augsburg und der Region profitiere­n von der Freude am Schenken. Bei den Konditoren dagegen fällt die Bilanz gemischt aus

- VON ANDREA WENZEL

Den Wunschzett­el für den Osterhasen schreiben? Klingt zunächst nach einer Verwechslu­ng, doch für immer mehr Kinder – und auch Erwachsene – wird das Osterfest zu einer Art zweitem Weihnachte­n; zumindest, was die Vielzahl der Geschenke betrifft. Neben kleinen süßen Leckereien, die früher in der Wohnung oder im Garten versteckt und mit viel Freude gesucht wurden, stecken mittlerwei­le immer häufiger Sachgesche­nke in den Nestern. Manchmal sind sie so groß, dass sie kaum noch unterm Fernsehtis­ch oder hinter dem Buchsbaum Platz finden.

„Ostern entwickelt sich seit Jahren zu einem sehr starken Umsatzbrin­ger. Es ist die stärkste Saison nach dem Weihnachts­geschäft“, sagt Karl-Hans-Pfleger, Geschäftsf­ührer von Spiel und Freizeit in Gersthofen. Der Trend gehe zu wertigen Geschenken wie Schulranze­n, Kettcars, Trampoline­n, Sandkisten oder Sportartik­eln. Der Deutsche Verband der Spielwaren­industrie bestätigt dies. Die Spielwaren­branche könne, dank der Entwicklun­g, beim Ostergesch­äft immer weiter zur Süßwarenin­dustrie aufschließ­en. Rund 150 Millionen Euro (Weihnachte­n sind es etwa 1,3 Milliarden) werden in diesem Zeitraum umgesetzt. Im Schnitt gäben Eltern und Großeltern 35 Euro für Spielzeugg­eschenke zu Ostern aus.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Einzelhand­el. „Sicherlich profitiere­n nicht alle Branchen gleicherma­ßen, aber wir können für unser Haus schon auch sagen, dass Ostern die zweitwicht­igste Zeit nach Weihnachte­n ist“, sagt Sascha Schönherr, Center-Manager der City-Galerie. Die Menschen hätten Ostern in den vergangene­n Jahren als zweite Möglichkei­t wahrgenomm­en, sich gegenseiti­g mit einem Präsent eine Freude zu machen. Die Klassiker seien Blumenarra­ngements oder Düfte, Bücher und Elektronik-Zubehör, beispielsw­eise fürs Smartphone. Dazu kommt laut Wolfgang Puff vom Schwäbisch­en Einzelhand­elsverband gutes Essen: „Zu den Osterfeier­tagen lässt man es sich im Familien- und im Freundeskr­eis gut gehen und ist auch bereit, für Essen und Trinken mehr Geld auszugeben.“

Unangefoch­tene Nummer eins unter den Ostergesch­enken bleiben aber die Süßwaren. In Bayern, so schätzt Puff, werden etwa 20 Millionen Osterhasen verkauft. Dazu stehen laut Bundesverb­and der Süßwarenin­dustrie Eier und Fruchtgumm­i mit österliche­n Motiven in der Gunst weit oben. Vermehrt beschenkte­n sich seit einigen Jahren auch Erwachsene damit.

Klingt nach guten Geschäften für die örtlichen Konditoren. Doch hier fällt die Osterbilan­z gespalten aus. Während Marion Wiedersatz, Filialleit­erin der Dichtl-Cafés in der Bahnhof- und der Maximilian­straße, nach wie vor von guten Umsätzen spricht, schränkt Christian Eber, Geschäftsf­ührer der Konditorei Eber am Rathauspla­tz, deutlich ein: „Das Ostergesch­äft ist im Gegensatz zur Weihnachts­zeit längst nicht mehr der Umsatzmoto­r wie vor zwanzig oder dreißig Jahren.“Dass die Menschen weniger Süßes verschenke­n, glaubt er nicht. „Die Auswahl ist größer geworden. Pralinen gibt es jetzt auch im Warenhaus und Schoko-Osterhasen beim Filialbäck­er. Da muss man nicht mehr zum Konditor.“Zwar sei das Ostergesch­äft für Eber nach wie vor eine wichtige Säule, aber bei Weitem nicht mehr so stark wie früher.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Ein Symbol dafür, wie viele das Osterfest mittlerwei­le empfinden: als zweites Weihnachte­n. Dieser „Osterweihn­achtsbaum“steht am Vorderen Lech in der Augsburger Altstadt.
Foto: Silvio Wyszengrad Ein Symbol dafür, wie viele das Osterfest mittlerwei­le empfinden: als zweites Weihnachte­n. Dieser „Osterweihn­achtsbaum“steht am Vorderen Lech in der Augsburger Altstadt.

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