Augsburger Allgemeine (Land West)
„Dieses Fest muss man erklären“
Erzieherin: Kinder kennen oft den Grund für Geschenke nicht
Die Spielwarenindustrie freut sich sehr auf Ostern, denn dann stimmt die Kasse. Wie schätzen Sie als Expertin die zunehmende Geschenkeflut an Ostern ein? Melanie Gütter: Ganz so schlimm habe ich es hier bei uns in der Einrichtung ehrlich gesagt nicht erlebt. Grundsätzlich stehe ich den vielen Geschenken für unsere Kinder aber schon skeptisch gegenüber. Manchmal habe ich den Eindruck, wir lassen uns diesbezüglich viel zu sehr von der Werbung und der Wirtschaft lenken und überlegen gar nicht mehr, ob die Kinder das alles wirklich brauchen.
Welche Antwort haben Sie auf diese Entwicklung gefunden?
Gütter: Ich habe erlebt, dass Kinder oft mit weniger zufrieden sind, als wir denken, oder andere Dinge gleichermaßen schätzen. Wie beispielsweise Zeit mit den Eltern zu verbringen – beim Eierfärben, Backen oder Basteln. Nach solchen Aktionen sind die Kinder oft ganz glücklich und zufrieden – und wir Eltern sind es im Übrigen auch.
Mehr gemeinsame Zeit wäre also ein ideales Geschenk?
Gütter: Geschenke sind grundsätzlich schon in Ordnung, aber es müssen ja nicht gleich Unmengen sein. Vielleicht kann man sich auch für ein Buch zum Thema Ostern entscheiden. Dann könnte man zu diesem Fest gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Inwiefern?
Gütter: Viele Kinder wissen gar nicht, was sie an diesen Tagen eigentlich feiern. Die Verknüpfung von Osterfest und Osterhase ist nicht so offensichtlich wie die zwischen Christkind und der Geburt Jesu. Hier unterscheidet sich Ostern meiner Ansicht nach von Weihnachten. Man sollte deshalb mit den Kindern über die Ostergeschichte sprechen. Und unabhängig von den Geschenken ist die Verbindung der Feste doch auch die Besinnung auf religiöse Werte wie zum Beispiel Vergebung und Nächstenliebe und das feiern wir in unserer Kita.