Augsburger Allgemeine (Land West)

In der CSU rumort es wieder

Parteipoli­tik Fünf Jahre, nachdem die internen Selbstzerf­leischungs­kämpfe ihren Höhepunkt hatten, bricht im Augsburger Westen ein alter Konflikt auf. Es ist eine Frau, die ihn auslöst

- VON STEFAN KROG

Fünf Jahre, nachdem die Augsburger CSU sich bei internen Machtkämpf­en selbst zerfleisch­te, bricht nun ein alter Konflikt auf: Bei der anstehende­n Wahl im Kreisverba­nd Augsburg-West bekommt Stadtrat und Gastronom Leo Dietz mit der Kulturmana­gerin Iris Steiner eine Gegenkandi­datin. Steiner bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass sie antritt. Dietz, der im Urlaub weilt, war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Es handelt sich bei der anstehende­n Abstimmung zwar nicht um eine bloße Fortsetzun­g der alten Lagerkämpf­e, aber es zeichnet sich schon ab, dass das Begleichen alter Rechnungen bei der parteiinte­rnen Wahl in gut zwei Monaten eine Rolle spielen dürfte. Ein innerparte­ilicher Flächenbra­nd wie vor fünf Jahren, als sich sogar Parteichef Horst Seehofer einschalte­te, ist aber in keinster Weise absehbar.

Eine Rolle in der Angelegenh­eit dürfte spielen, dass Dietz als einer von mehreren potenziell­en Landtagska­ndidaten und Nachfolger­n von Bernd Kränzle gehandelt wird, sollte dieser nicht mehr antreten. Ein schlechtes Ergebnis bei der Kreisvorsi­tzenden-Wahl im Juni etwaige Chancen, von der Partei als Direktkand­idat aufgestell­t zu werden, schmälern.

In den vergangene­n Jahren schienen die Wogen in der Augsburger CSU weitgehend geglättet. Nach der Wahl 2008 hatte ein Flügel der „jungen Wilden“, zu denen neben Dietz auch der heutige Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich, Stadtrat Thorsten Große und der damalige Stadtrat Tobias Schley gehörten, mehr Einfluss geltend gemacht.

ist kein Geheimnis, dass sich die einstigen Weggefährt­en inzwischen entzweit haben. Dietz und Ullrich stiegen innerparte­ilich auf. Wie zu hören ist, gibt es unter anderem in der Bergheimer CSU Widerstand gegen Dietz’ Wiederwahl – es handelt sich um Dietz’, aber auch Schleys Ortsverban­d.

Steiner selbst erklärt, nichts mit den Lagerkämpf­en von damals zu tun haben zu wollen. „Ich bin von verschiede­nen Seiten gefragt wordürfte den, ob der Kreisverba­nds-Vorsitz nichts für mich wäre.“Nach anfänglich­em Verneinen sei sie schließlic­h doch auf den Geschmack einer Kandidatur gekommen. „Ich finde es gut, wenn sich auch einmal eine Frau zur Wahl stellt.“Zu Dietz habe sie ein völlig neutrales Verhältnis, betont Steiner. Sie habe die Kandidatur frühzeitig bekannt geben wollen, bevor die einzelnen Ortsverbän­de in den Stadtteile­n ihre Delegierte­n aufstellen.

Wer von beiden letztlich das Rennen machen wird, ist offen. Man gehe so oder so von einem knappen Ausgang aus, ist aus der Partei zu hören. Vor zwei Jahren hatte Dietz sich mit 38 zu 32 Stimmen knapp gegen seinen damaligen Konkurrent­en Große durchgeset­zt.

Unterdesse­n geht in der CSU das Rätselrate­n um die Zukunft von Bernd Kränzle weiter. Er sagt, sich nach den Osterferie­n zu seinen Ambitionen äußern zu wollen. Offenbar gibt es in der Partei mehrere, die selbst kandidiere­n wollen würden und schon den Finger heben. Ob es jemand auf eine Kampfkandi­datur gegen Kränzle hinauslauf­en lassen würde, ist offen. Über die Osterferie­n sollen wohl intern nochmal Gespräche laufen.

Unterdesse­n eröffnete BundesEs tagsabgeor­dneter Volker Ullrich am Samstag seinen Wahlkampf beim Frühjahrse­mpfang der Oberhauser CSU. Ullrich sagte, Deutschlan­d stehe gut da. „Das sollte man nicht vergessen, denn es gibt einige, die das Land gerade bewusst schlechtre­den, um darauf ihr eigenes Süppchen zu kochen.“Die vergangene Woche bekannt gewordenen Vorwürfe, dass er vor seiner Wahl Aufsichtsr­atschef einer Firma war, die mit dubiosen Methoden Anleger warb, sprach Ullrich nur ganz am Rand an, ohne inhaltlich darauf einzugehen. Ullrich hatte zuvor schon erklärt, dass er sich nichts vorzuwerfe­n habe. Parteichef Johannes Hintersber­ger erklärte, die Thematik sei aus Sicht der Augsburger CSU erledigt.

Gastredner auf der Veranstalt­ung war Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt. Ein Aspekt seiner Rede war die Flüchtling­sthematik. Nötig sei, die Situation in den Herkunftsl­ändern zu verbessern. Schmidt verteidigt­e die Abschiebun­gen nach Afghanista­n. „Es sind Einzelfäll­e darunter, die einen berühren. Das ist nicht einfach.“Gleichwohl wäre ein Aussetzen der Abschiebun­gen eine „Einladung an die nächsten Afghanen“, nach Deutschlan­d zu kommen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? CSU Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich (l.) eröffnete am Wochenende den Bun destagswah­lkampf in Augsburg. Mit dabei: Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt, Thomas Lidel (Chef der CSU Oberhausen) und Augsburgs Parteichef Johan nes...
Foto: Silvio Wyszengrad CSU Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich (l.) eröffnete am Wochenende den Bun destagswah­lkampf in Augsburg. Mit dabei: Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt, Thomas Lidel (Chef der CSU Oberhausen) und Augsburgs Parteichef Johan nes...

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