Augsburger Allgemeine (Land West)
Neugierde auf den neuen Nachbarn Uniklinik
Infoveranstaltung Inzwischen stehen die ersten Planungen für den Campus beim Krankenhaus fest. Wie Experten und Bürger die Folgen für Neusäß und die ganze Region einschätzen
Neusäß/Augsburg
Neue Nachbarn sind interessant. Auch die Neusässer sind neugierig, wie die Uniklinik in ihrer Nachbarschaft aussehen wird. Das Interesse an einer Veranstaltung mit dem Titel „Die Uniklinik – Chancen und Herausforderungen“in der Stadthalle war sehr groß. Vor allem das Thema der jetzt schon knappen Parkplätze in der Umgebung des Krankenhauses und die Verschärfung der Wohnungsknappheit wurden diskutiert.
„Da entsteht ein Riesenprojekt in unserer Nachbarschaft“, begründete die SPD-Vorsitzende Anne Kolbe die Initiative ihrer Partei für die Infoveranstaltung. Florian Freund, SPD-Stadtrat aus Augsburg, schilderte, wie der Bebauungsplan aussehen wird, den die Stadt Augsburg für den Unicampus entwickelt. Neben den Unigebäuden seien Wohnheime und Geschäfte geplant. Die Häuser dürfen zwei- bis achtgeschossig und mit Flachdächern gebaut werden. Erschlossen wird das Areal über die Stenglin- und die Virchowstraße. Zwei neue Flächen für Parkplätze seien vorgesehen. Der Campus selbst wird autofrei, die Straßenbahn der Linie 5 fährt dort hin.
Die Entscheidung für die Uniklinik sei zwar gefallen, der Weg dorthin aber noch längst nicht klar, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller. Seiner Ansicht nach muss der Verkehr zum Unicampus in erster Linie über den öffentlichen Nahverkehr abgewickelt werden. „Sonst bricht da alles zusammen.“Güller nannte Zahlen: Schon jetzt arbeiten 5600 Beschäftigte im Klinikum. In Zukunft kommen noch rund 100 Professoren, 1500 Studenten und viele andere Mitarbeiter dazu. Eine Viertelmillion Patienten werde im Jahr im Klinikum behandelt.
Der Bau der Uniklinik wird laut Güller den Freistaat nach ersten Schätzungen 240 Millionen Euro kosten. Das ist noch nicht alles: Für rund 260 Millionen Euro muss das bestehende Krankenhaus saniert werden. Daran müssten sich Stadt und Landkreis Augsburg mit 60 Millionen Euro beteiligen.
Güller sah in der Uniklinik für die Stadt Neusäß mit einer überdurchschnittlich hohen Zahl an älteren Bewohnern auch eine Chance zur Verjüngung. Hildegard Schwering, Vorsitzende des Personalrats des Klinikums, sah dies genauso: „Die Studenten tun Neusäß doch supergut.“Die jungen Leute würden die Stadt beleben.
Dr. Markus Wehler, Chefarzt der Notaufnahme des Klinikums, betonte, dass die 1500 Studenten nicht alle auf einmal in Augsburg anfangen werden. Im Schnitt kämen 84 Studenten pro Jahr dazu. Der Mediziner nahm den Neusässern die Sorge, dass es durch den Übergang zur Uniklinik nur noch um Forschung und Lehrer gehen könnte. „Die Grundversorgung für die Patienten bleibt, das ist sichergestellt.“Wehler erwartet sogar, dass sich die Zahl der ambulanten Behandlungen erhöhen wird. Künftig reiche nämlich auch die Überweisung des Hausarztes.
Mehrere Neusässer befürchten, dass die umliegenden Wohnstraßen künftig noch mehr zugeparkt werden. Es wurden Forderungen nach einem Parkdeck oder einer Tiefgarage laut. Nach Meinung von SPDStadtrat Christian Rindsfüßer ist das Hauptproblem, dass das Parken am Klinikum etwas kostet. Dies wollten viele Autofahrer umgehen und stellten sich in die Straßen in Neusäß. Die Expertenrunde machte wenig Hoffnung, dass sich dies ändern werde, wenn der Freistaat das Krankenhaus betreibe. Schwering: „Da müssen wir realistisch sein.“
Am Ende des Abends waren sich die Referenten einig, dass die Uniklinik für Neusäß Chancen biete. Die medizinische Versorgung bleibe auf hohem Niveau und gleichzeitig kämen Arbeitsplätze und Studenten in die Region.