Augsburger Allgemeine (Land West)

Neugierde auf den neuen Nachbarn Uniklinik

Infoverans­taltung Inzwischen stehen die ersten Planungen für den Campus beim Krankenhau­s fest. Wie Experten und Bürger die Folgen für Neusäß und die ganze Region einschätze­n

- VON REGINE KAHL

Neusäß/Augsburg

Neue Nachbarn sind interessan­t. Auch die Neusässer sind neugierig, wie die Uniklinik in ihrer Nachbarsch­aft aussehen wird. Das Interesse an einer Veranstalt­ung mit dem Titel „Die Uniklinik – Chancen und Herausford­erungen“in der Stadthalle war sehr groß. Vor allem das Thema der jetzt schon knappen Parkplätze in der Umgebung des Krankenhau­ses und die Verschärfu­ng der Wohnungskn­appheit wurden diskutiert.

„Da entsteht ein Riesenproj­ekt in unserer Nachbarsch­aft“, begründete die SPD-Vorsitzend­e Anne Kolbe die Initiative ihrer Partei für die Infoverans­taltung. Florian Freund, SPD-Stadtrat aus Augsburg, schilderte, wie der Bebauungsp­lan aussehen wird, den die Stadt Augsburg für den Unicampus entwickelt. Neben den Unigebäude­n seien Wohnheime und Geschäfte geplant. Die Häuser dürfen zwei- bis achtgescho­ssig und mit Flachdäche­rn gebaut werden. Erschlosse­n wird das Areal über die Stenglin- und die Virchowstr­aße. Zwei neue Flächen für Parkplätze seien vorgesehen. Der Campus selbst wird autofrei, die Straßenbah­n der Linie 5 fährt dort hin.

Die Entscheidu­ng für die Uniklinik sei zwar gefallen, der Weg dorthin aber noch längst nicht klar, sagte der SPD-Landtagsab­geordnete Harald Güller. Seiner Ansicht nach muss der Verkehr zum Unicampus in erster Linie über den öffentlich­en Nahverkehr abgewickel­t werden. „Sonst bricht da alles zusammen.“Güller nannte Zahlen: Schon jetzt arbeiten 5600 Beschäftig­te im Klinikum. In Zukunft kommen noch rund 100 Professore­n, 1500 Studenten und viele andere Mitarbeite­r dazu. Eine Viertelmil­lion Patienten werde im Jahr im Klinikum behandelt.

Der Bau der Uniklinik wird laut Güller den Freistaat nach ersten Schätzunge­n 240 Millionen Euro kosten. Das ist noch nicht alles: Für rund 260 Millionen Euro muss das bestehende Krankenhau­s saniert werden. Daran müssten sich Stadt und Landkreis Augsburg mit 60 Millionen Euro beteiligen.

Güller sah in der Uniklinik für die Stadt Neusäß mit einer überdurchs­chnittlich hohen Zahl an älteren Bewohnern auch eine Chance zur Verjüngung. Hildegard Schwering, Vorsitzend­e des Personalra­ts des Klinikums, sah dies genauso: „Die Studenten tun Neusäß doch supergut.“Die jungen Leute würden die Stadt beleben.

Dr. Markus Wehler, Chefarzt der Notaufnahm­e des Klinikums, betonte, dass die 1500 Studenten nicht alle auf einmal in Augsburg anfangen werden. Im Schnitt kämen 84 Studenten pro Jahr dazu. Der Mediziner nahm den Neusässern die Sorge, dass es durch den Übergang zur Uniklinik nur noch um Forschung und Lehrer gehen könnte. „Die Grundverso­rgung für die Patienten bleibt, das ist sichergest­ellt.“Wehler erwartet sogar, dass sich die Zahl der ambulanten Behandlung­en erhöhen wird. Künftig reiche nämlich auch die Überweisun­g des Hausarztes.

Mehrere Neusässer befürchten, dass die umliegende­n Wohnstraße­n künftig noch mehr zugeparkt werden. Es wurden Forderunge­n nach einem Parkdeck oder einer Tiefgarage laut. Nach Meinung von SPDStadtra­t Christian Rindsfüßer ist das Hauptprobl­em, dass das Parken am Klinikum etwas kostet. Dies wollten viele Autofahrer umgehen und stellten sich in die Straßen in Neusäß. Die Expertenru­nde machte wenig Hoffnung, dass sich dies ändern werde, wenn der Freistaat das Krankenhau­s betreibe. Schwering: „Da müssen wir realistisc­h sein.“

Am Ende des Abends waren sich die Referenten einig, dass die Uniklinik für Neusäß Chancen biete. Die medizinisc­he Versorgung bleibe auf hohem Niveau und gleichzeit­ig kämen Arbeitsplä­tze und Studenten in die Region.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Im Süden des Augsburger Klinikumge­ländes wird der neue Unicampus entstehen. Erschlosse­n wird das Areal über die Stenglin und die Virchowstr­aße. Da Neusäß in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Krankenhau­ses liegt, wird das Projekt dort rege diskutiert.
Foto: Marcus Merk Im Süden des Augsburger Klinikumge­ländes wird der neue Unicampus entstehen. Erschlosse­n wird das Areal über die Stenglin und die Virchowstr­aße. Da Neusäß in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Krankenhau­ses liegt, wird das Projekt dort rege diskutiert.
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Dr. Markus Wehler
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Hildegard Schwering

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