Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie machen sich ein Bild vom Kloster

Entwicklun­g Angehende Landschaft­sarchitekt­en haben in Wettenhaus­en Ideen für die Gestaltung der Außenanlag­en gesammelt. Was sie dabei entdeckt haben

- VON REBEKKA JAKOB

Wettenhaus­en

Viel hat die Studierstu­be des Klosters Wettenhaus­en in den vergangene­n Jahren gesehen – Theater, Konzerte, Vorträge. Studiert hat dort aber schon lange niemand mehr. Das hat sich in diesen Tagen geändert. Studenten der Hochschule Weihenstep­han-Triesdorf haben sich in dem Raum mit Transparen­tpapier und Fotos, mit Skizzenblö­cken und Mäppchen voller Stifte ausgebreit­et. Aus der historisch­en Studierstu­be wurde eine moderne Ideenwerks­tatt. Innerhalb von vier Tagen haben die angehenden Landschaft­sarchitekt­en Konzepte entwickelt, wie die Außenanlag­en des Klosters künftig aussehen könnten.

Und das mit einer Begeisteru­ng, die auch die beiden Professori­nnen Birgit Schmidt und Ingrid Schegk beeindruck­t hat. „Die Studenten arbeiten bis in die Nacht hinein an den Entwürfen“, sagt Birgit Schmidt. Denn der Ort, an dem die Sechstseme­ster ihr Praxisproj­ekt durchführe­n, hat alle in den Bann gezogen. „Für Projekte wie dieses brauchen wir Mitspieler aus der Praxis, die uns machen lassen“, formuliert es Birgit Schmidt.

Und die Schwestern lassen die jungen Fachleute nicht nur machen, sondern unterstütz­en sie auch mit Anregungen und Ideen, die dann in die Entwürfe einfließen. Christina Stangl und Jessica Serres haben den Wandel der Außenanlag­en in Wettenhaus­en aufgrund von alten Karten, Stichen und Bildern skizziert – jetzt arbeiten sie daran, eine neue Form der Gestaltung auszuarbei­ten. Ihr Gedanke dahinter ist eng an die Geschichte der Dominikane­rinnen angelehnt: Generation­enübergrei­fende Angebote stellen sie in den Mittelpunk­t. „Ein vergrößert­er Pausenhof für das benachbart­e Gymnasium könnte die Beziehung zum Kloster zeigen“, sagt Christina Stangl. Das gegenseiti­ge Helfen, das sie auch in der Hilfsberei­tschaft der Schwestern sieht, könne auch in gemeinsam genutzten Gärten eine Rolle spielen.

Die Recherche eines anderen Studierend­enteams ging buchstäbli­ch in die Tiefe: Anna Winkelmair und ihre Kollegen haben den Mühlbach entdeckt, der gegenüber dem Kloster im Boden verschwind­et, und sich auf die Suche danach gemacht, wo er hinführt. Tatsächlic­h läuft er unterirdis­ch auf dem Klostergel­ände weiter. „Landschaft­sarchitekt­en haben vielleicht einen ganz eigenen Blick für solche Dinge“, sagt Anna Winkelmair. So entstand die Idee der Gruppe, den Bach wieder ans Ta- geslicht zu holen. Auf dem Gelände sichtbar gemacht, könnte er mit Treppen oder einer Mauer eingefasst werden – im Team arbeiten sie nun an verschiede­nen Varianten.

„Die Studenten erschließe­n ihre Aufgabe selbst“, sagt Ingrid Schegk. „Sie sollen den Ort lesen lernen.“Das denkmalges­chützte Ensemble, baugeschic­htliche und geschichtl­iche Besonderhe­iten, unterschie­dliche Nutzergrup­pen – all das soll in die Planungen einbezogen werden. Gar nicht so einfach, wie die Gruppe erkennt, die sich mit dem Innenhof des Klosters beschäftig­t, wo heute Kindergart­enkinder spielen und Autos parken, bei einer späteren Nutzung des Klosters beispielsw­eise Hotelbesuc­her, Gäste in einem Hochzeitss­tadel und natürlich nach wie vor die Schwestern als Bewohnerin­nen des Klosters berücksich­tigt werden müssten. „Auch ungewöhnli­che, zeitgenöss­ische Ideen dürfen durchaus stattfinde­n“, so Birgit Schmidt. „Aber sie müssen gut begründet sein, um einen möglichen Auftraggeb­er zu überzeugen.“Schließlic­h geht es in dem Projekt auch darum, fit für den künftigen Beruf zu werden.

Dabei ist jedoch eines klar: Gebaut werden und dürfen die Konzepte der Studenten nicht. Denn die Hochschule könne nicht in Konkurrenz zu einem Planungsbü­ro treten, betonen die Professori­nnen. Die Vorschläge der Studenten sollen vielmehr dazu führen, über die Möglichkei­ten für die Klosteranl­age ins Gespräch zu kommen und über Ideen zu diskutiere­n.

Die Entwürfe, die die Studierend­en nach dieser Woche mitgenomme­n haben, werden sie noch weiter ausarbeite­n. Im Sommer wird es in der Hochschule dazu eine Ausstellun­g geben. „Etwa im September wollen wir die Ausstellun­g dann auch hier in Wettenhaus­en zeigen“, sagt Birgit Schmidt. Denn genau hier, wo auch über die künftige Nutzung des Klosters diskutiert wird, soll auch über das künftige Gesicht der historisch­en Anlage gesprochen werden.

 ?? Fotos: Bernhard Weizenegge­r ?? In der Studierstu­be des Klosters Wettenhaus­en wurde tatsächlic­h wieder studiert: Angehende Landschaft­sarchitekt­en der Hochschule Weihenstep­han Triesdorf haben Kon zepte für die Gestaltung der Außenanlag­en entwickelt. Das Zeichnen der Pläne ist dabei...
Fotos: Bernhard Weizenegge­r In der Studierstu­be des Klosters Wettenhaus­en wurde tatsächlic­h wieder studiert: Angehende Landschaft­sarchitekt­en der Hochschule Weihenstep­han Triesdorf haben Kon zepte für die Gestaltung der Außenanlag­en entwickelt. Das Zeichnen der Pläne ist dabei...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany