Augsburger Allgemeine (Land West)

Terrorfors­cher rechnet mit neuen Attentaten

Islamismus BKA hat Syrien-Heimkehrer im Fokus. Ägypten bei Urlaubern weiter populär

- VON MICHAEL POHL UND SEBASTIAN MAYR

Berlin/Kairo Nach den Attentaten der vergangene­n Woche rechnen Terrorexpe­rten mit weiteren Anschlägen in Europa. „Ich glaube, dass der Islamische Staat mehr und mehr versuchen wird, die Anhänger im Westen zu aktivieren“, warnt der Terrorfors­cher Peter Neumann. Das bedeute aber nicht, dass man sich verrückt machen sollte, sagte der Leiter des Zentrums zur Erforschun­g von Radikalisi­erung in London. Aber die Menschen in Europa müssten eine realistisc­he Einschätzu­ng der Terrorgefa­hr haben.

Hauptsächl­ich zwei Typen von sogenannte­n „Gefährdern“machen den deutschen Sicherheit­sbehörden Sorgen. Junge Muslime oder Konvertite­n die sich oft binnen weniger Monate radikalisi­eren und ähnlich wie im Fall des Stockholm-Attentäter­s im Sinne des Islamische­n Staats Anschläge begehen. Eine weitere Risikogrup­pe ist die steigende Zahl von Syrien-Rückkehrer­n: Junge Muslime und Konvertite­n aus Deutschlan­d, die sich als „Dschihadis­ten“dem Kampf des IS und anderer Milizen angeschlos­sen haben und nun wieder zurückkehr­en.

„Rückkehrer aus Dschihad-Gebieten sind ideologisc­h indoktrini­ert und häufig militärisc­h im Umgang mit Waffen und Sprengstof­fen geschult“, sagte eine Sprecherin des Bundeskrim­inalamts unserer Zeitung. „Hieraus können sich Einzelpers­onen oder autonom agierende Gruppen herausbild­en, die gewalttäti­ge beziehungs­weise terroristi­sche Aktionen in Deutschlan­d oder auch in anderen Ländern planen.“Insgesamt zählte das BKA mehr als 920 Islamisten, die aus Deutschlan­d in Richtung Syrien und Irak gereist sind. Ein Drittel davon sei wieder zurückgeke­hrt. Knapp 150 der Islamisten seien im Krieg nach Erkenntnis­sen der Behörden umgekommen.

Der IS bekannte sich auch zu den Bombenansc­hlägen auf zwei koptische Kirchen mit mehr als 40 Toten in Ägypten. Unklar ist noch, wie sich die Anschläge auf die gerade wieder etwas erholte Tourismusi­ndustrie des Landes auswirken:

„Ägypten ist als Reiseland wieder deutlich nachgefrag­ter. Von den Besucherhö­chststände­n vor dem Arabischen Frühling ist das Land allerdings noch entfernt“, sagte Verbandssp­recher Torsten Schäfer. Zu einer Stornierun­gswelle haben die Anschläge vom Wochenende und ein ähnliches Attentat im Dezember jedenfalls noch nicht geführt: „Es gibt nur wenige Nachfragen von Gästen, die entweder vor Ort sind oder dorthin reisen wollen“, sagt Schäfer. Anzeichen für eine akute Gefahr in den Urlaubsreg­ionen gebe es nicht, die Anschlagso­rte liegen weit entfernt von den Touristenz­entren. Schäfer: „Das ist, als würde man in Sylt Urlaub machen und in München passiert etwas.“Während im Jahr 2016 nicht einmal 700000 deutsche Urlauber nach Ägypten reisten, sollen es auf Basis der aktuellen Buchungsza­hlen in diesem Jahr weit über eine Million Touristen aus der Bundesrepu­blik werden. Das Auswärtige Amt riet allen deutschen Urlaubern zur Vorsicht: „Es besteht landesweit ein erhöhtes Risiko terroristi­scher Anschläge und die Gefahr von Entführung­en. Diese können sich auch gegen ausländisc­he Ziele und Staatsbürg­er richten.“

In Schweden ist die Polizei nach dem Lkw-Anschlag überzeugt, den Attentäter gefasst zu haben. Der festgenomm­ene Usbeke sei „mit großer Sicherheit“der Täter. Den Angaben der Ermittler zufolge handelt es sich um einen 39-jährigen Usbeken mit Sympathien für den Islamische­n Staat. (mit dpa)

Welchen schweren Stand die christlich­e Minderheit der Kopten in Ägypten hat und wie Schweden das Attentat aufarbeite­t, lesen Sie in der Politik. Was es bedeutet, wenn Urlauber um ein Land einen Bogen machen, erzählt eine Reportage aus der Türkei im

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