Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine unerwartet­e Chance

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Das wird spannend heute in Lucca: Die Außenminis­ter der wichtigste­n Staaten des Westens suchen beim G 7-Treffen eine gemeinsame Linie im Syrien-Konflikt. Sie wird nicht leicht zu finden sein.

Über Trumps Militärsch­lag, mit dem der US-Präsident den Giftgasang­riff in Syrien beantworte­te, besteht keineswegs Einigkeit. Die Zustimmung, die aus Berlin und anderen Hauptstädt­en Europas signalisie­rt wurde, war alles andere als überzeugen­d. Die Bombardier­ung sei „nachvollzi­ehbar“, sagte Bun- deskanzler­in Merkel. Sie kann also verstehen, dass der US-Präsident so gehandelt hat. Dass sie die Aktion für richtig hält, sagte die Kanzlerin nicht. Außenminis­ter Gabriel hat die militärisc­he Antwort auf Verbrechen in Syrien sogar indirekt als falsch bewertet. Er verlangt zu Recht eine diplomatis­che Lösung unter Einbeziehu­ng Russlands. Dies, heute in Lucca, mit der USPosition in Einklang zu bringen, erfordert diplomatis­che Kunst.

Trump konnte mit seinem Militärsch­lag in der US-Öffentlich­keit punkten – den Konflikt in Syrien hat er einer Lösung aber nicht nähergebra­cht. Trump hat aus der Hüfte geschossen – wie viele US-Präsidente­n vor ihm.

Jetzt geht es darum, eine Strategie zu finden. Die darf nicht heißen: den Konflikt verschärfe­n, bis der Einsatz von Bodentrupp­en unvermeidb­ar wird. Nur Friedensge­spräche können einen Ausgleich schaffen und das syrische Drama beenden. Vielleicht bietet sogar ausgerechn­et die augenblick­liche Eskalation eine Chance dafür.

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