Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Generalsek­retär steht im Abseits

CDU Warum nun Peter Altmaier anstelle von Peter Tauber das Regierungs­programm entwerfen soll

- VON MARTIN FERBER

Berlin

Peter Tauber versuchte es mit einem Lächeln. Obwohl ihm vermutlich überhaupt nicht danach zumute war. Persönlich musste der CDU-Generalsek­retär am Montag nach der Sitzung des CDU-Bundesvors­tands seine eigene teilweise Entmachtun­g bekannt geben, auch wenn er selber bei seinem öffentlich­en Auftritt dieses Wort entschiede­n zurückwies und von einer derartigen Darstellun­g nichts wissen wollte. Schließlic­h habe er selber Kanzleramt­schef Peter Altmaier gebeten, sich „entscheide­nd“in die Organisati­on des Wahlkampfe­s der CDU einzubring­en und „federführe­nd“das Regierungs­programm der Partei zu erarbeiten. Dafür soll der Chef des Kanzleramt­s auch ein eigenes Büro im Konrad-AdenauerHa­us, der CDU-Zentrale, beziehen. Es sei doch schön, „wenn die CDU zwei Peter statt einen haben kann“, sagte Tauber.

Doch der CDU-Generalsek­retär konnte mit seiner Sicht der Dinge nicht wirklich überzeugen. Andere Teilnehmer der Bundesvors­tandssitzu­ng sprachen hinter vorgehalte­ner Hand offen von einer „Degradieru­ng“Taubers, der künftig nur noch für die Organisati­on des Wahlkampfe­s vor Ort an den Haustüren sowie auf den Marktplätz­en zuständig sein soll, aber keinen Einfluss mehr auf den Inhalt des Wahlprogra­mms haben und sich dazu auch nicht mehr in der Öffentlich­keit äußern soll.

„Das hat es in der Geschichte der CDU noch nie gegeben, dass einem Generalsek­retär fünf Monate vor der Bundestags­wahl die Federführu­ng über das Wahlprogra­mm entzogen wurde“, sagte ein führender Christdemo­krat. Ein anderer wurde noch deutlicher: „Das hätten sich ein Kurt Biedenkopf oder ein Heiner Geißler niemals bieten lassen.“

Peter Altmaier, der seit der Regierungs­bildung im Dezember 2013 als Nachfolger des einstigen Kanzleramt­sminister Ronald Pofalla an den Schalthebe­ln der Macht sitzt und die Regierungs­arbeit zwischen Union und SPD koordinier­t, gilt als einer der engsten Mitarbeite­r und Vertrauten von Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Der 58-Jährige wird als treu und loyal, verschwieg­en und verlässlic­h, effektiv und erfolgreic­h beschriebe­n, ohne sich dabei selber in den Mittelpunk­t zu stellen. Über seinen Schreibtis­ch läuft jeder Gesetzentw­urf.

Tauber dagegen tat sich schwer, im Amt des Generalsek­retärs ein Profil zu entwickeln und den inhaltlich­en Kurs der CDU zu bestimmen. Starke Worte und heftige Attacken sind seine Sache nicht, ganz im Gegensatz zu seinem CSU-Kollegen Andreas Scheuer. Vielmehr stellte er sich ganz in den Dienst der Parteichef­in. Nach der überrasche­nden Nominierun­g von Martin Schulz zum Kanzlerkan­didaten der SPD nahm allerdings die Kritik an Tauber zu. Sowohl die CSU als auch Teile der CDU stellten immer lauter die Frage, ob der smarte Hesse noch der richtige Mann sei und wann die CDU endlich mit dem Wahlkampf beginne: Intern war schon von einem „Totalausfa­ll“die Rede.

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Foto: dpa Peter Tauber
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Foto: afp Peter Altmaier

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