Augsburger Allgemeine (Land West)

Erwin Müller will 45 Millionen zurück

Gericht Der Ulmer Drogerie-Unternehme­r klagt gegen die Schweizer Bank Sarasin, weil diese ihn falsch beraten haben soll. Zum Prozessauf­takt lässt er sich entschuldi­gen

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Ulm

Das Angebot klang verlockend. Zwölf Prozent Rendite soll die Schweizer Bank J. Safra Sarasin ihren gut betuchten Kunden in Aussicht gestellt haben. Viele griffen zu. Im März 2011 ließ sich auch der Ulmer Drogerie-Unternehme­r Erwin Müller von dem Geschäftsm­odell überzeugen und steckte Millionen in einen Aktienfond­s. Doch statt eines satten Gewinns erlitt er wie andere Investoren einen Totalverlu­st. Weil er falsch beraten worden sei, hat er die Sarasin-Bank auf Schadeners­atz in Höhe von 45 Millionen Euro verklagt. Nach jahrelange­n Verzögerun­gen hat jetzt der Prozess am Landgerich­t Ulm begonnen. Der Drogerie-König selbst erschien trotz Anordnung des Gerichts nicht, sondern ließ sich von zwei Anwälten vertreten. Eine Entscheidu­ng will die 4. Zivilkamme­r am 22. Mai verkünden.

Das Verfahren hätte eigentlich schon vor vier Jahren beginnen sollen. Weil die Sarasin-Bank aber den Prozess in der Schweiz führen wollte, musste die Zuständigk­eit erst höchstrich­terlich geklärt werden. Am ersten Verhandlun­gstag war der Saal 213 des Ulmer Landgerich­ts nun gut gefüllt. Das Medieninte­resse war groß, Fotografen und Kamerateam­s warteten gespannt auf den Auftritt von Erwin Müller. Der ließ sich jedoch entschuldi­gen. Seine Anwälte Eckart Seith und Guido Miller trugen eine schriftlic­he Erklärung des Unternehme­rs vor, der als Privatmann gegen die Schweizer Bank klagt. Müller sei demnach nicht über die hohen Risiken des Sheridan-Fonds aufgeklärt worden. Er habe auch keinen Prospekt zu dem Geschäftsm­odell erhalten. Bei dem Fonds handelte es sich um Cum-Ex-Transaktio­nen, bei denen der deutsche Fiskus über Jahre hinweg geschröpft wurde. Dabei kauften und verkauften Banken um einen Dividenden­stichtag herum in Leerverkäu­fen Aktien mit (cum) und ohne (ex) Dividenden­anspruch und ließen sich nur einmal gezahlte Kapitalert­ragssteuer mehrfach erstatten.

2012 stoppte das Bundesfina­nzminister­ium die umstritten­e Praxis, die bis heute Gerichte und einen Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags beschäftig­t. Der Fonds ging Pleite, die Anleger schauten in die Röhre. Hätte Müller gewusst, dass es sich bei dem Fonds um ein „Schmarotze­rprodukt“handelte, hätte er sich niemals darauf eingelasse­n, sagte sein Anwalt Eckart Seith. Die Bank habe insgesamt 220 Millionen Euro von Investoren eingesamme­lt und einen großen Anteil davon an Schein-US-Pensionsfo­nds überstellt. „Diese 190 Millionen waren sofort weg und sind in die Taschen von Cum-Ex-Beteiligte­n geflossen.“

Dem Vorwurf der Falschbera­tung widersprac­h der Anwalt der Sarasin-Bank, Markus Meier. Müller sei durchaus informiert worden. Er beantragte eine Abweisung der

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Der Ulmer Drogerieun­ternehmer Erwin Müller fordert 45 Millionen Euro Scha denersatz von der Sarasin Bank. Zum ersten Prozesstag gestern kam er aber nicht.
Foto: Andreas Brücken Der Ulmer Drogerieun­ternehmer Erwin Müller fordert 45 Millionen Euro Scha denersatz von der Sarasin Bank. Zum ersten Prozesstag gestern kam er aber nicht.

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