Augsburger Allgemeine (Land West)

Tierschütz­er lassen Welpen Händler auffliegen

Die Zahl der illegalen Tiertransp­orte steigt immer weiter an. Welche Gefahren damit verbunden sind

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Auf dem Foto im Internet sahen sie so süß, so knuffig aus – doch als Tierschütz­er und Polizei am Wochenende in Landsberg am Lech vier Hundewelpe­n aus den Händen von ungarische­n Händlern befreiten, bot sich ihnen ein erschrecke­ndes Bild. „Uns schlug ein furchtbare­r Gestank entgegen. Die Hunde waren nass, stanken, winselten jämmerlich und ihre Zungen hingen heraus“, erzählt Birgitt Thiesmann von der Tierschutz­stiftung „Vier Pfoten“. Sie hatte sich laut einer Pressemitt­eilung der Organisati­on als potenziell­e Käuferin ausgegeben und so den illegalen Welpentran­sport auffliegen lassen. Die drei Rottweiler und ein Amerikanis­cher Akita waren laut Polizei zu jung, nicht geimpft und nicht entwurmt. Gegen das 51 und 26 Jahre alte Ehepaar aus Ungarn und die 26-jährige Tochter, die den Handel im Internet angeleitet hatte, wird nun wegen gewerbsmäß­igen Betrugs sowie Verstößen gegen das Tierschutz­gesetz ermittelt.

Für die Landsberge­r Polizei ist ein solcher Fall eine Seltenheit, wie Sprecher Franz Kreuzer erklärte. Für die bayerische­n Tierschütz­er aber ist es mittlerwei­le Alltag. Seit jeher ist der Freistaat angesichts der Verkehrsro­uten von Ost nach West bundesweit führend, was illegale Tiertransp­orte betrifft. „Die Zahlen sind immens angestiege­n, seit an den Grenzen wieder verstärkt kontrollie­rt wird“, sagt Andreas Brucker, Geschäftss­tellenleit­er des Deutschen Tierschutz­bundes in Bayern. Sein Verband registrier­te allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits 95 Fälle.

In der Regel seien die transporti­erten Tiere zu jung, krank, nicht geimpft und die dazugehöri­gen Dokumente gefälscht. Zudem stammten viele der Hunde aus sogenannte­n Vermehrers­tationen in Osteuropa, in denen Hündinnen „unter widrigsten Bedingunge­n als Gebärmasch­inen missbrauch­t werden“, erklärt Brucker. Über das Internet und andere dunkle Kanäle würden die Jungtiere dann in ganz Europa verkauft – oft ohne Rücksicht auf Tierschutz und stets mit der Gefahr, gefährlich­e Krankheite­n zu verbreiten. So auch bei den nun in Landsberg entdeckten Welpen. Wie „Vier Pfoten“mitteilte, bestehe der Verdacht, dass die Tiere an Parvoviros­e leiden, einer hoch ansteckend­en und oft tödlichen Infektions­krankheit. Die Hunde wurden in Quarantäne gesteckt.

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Foto: Vier Pfoten Diesen Amerikanis­chen Akita wollten die Händler verkaufen.

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