Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Yoga zu einem entspannte­ren Familienal­ltag

Interview Eine Allgäuerin erklärt, wie Meditation trotz Kindern und Hausarbeit gelingt

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Frau Schönberge­r, drei Millionen Menschen praktizier­en inzwischen in Deutschlan­d regelmäßig Yoga – mit steigender Tendenz. Sie haben ein Buch zur Vereinbark­eit von Yoga und Familie geschriebe­n. Auch auf die Gefahr hin, in die Klischeefa­lle zu tappen: Heute schon verknotet?

Ja, natürlich. Das tue ich täglich – zwischen zehn und 60 Minuten. Weil es mir, in Kombinatio­n mit Atem- und Meditation­sübungen hilft, mich auf körperlich­er, energetisc­her und mentaler Ebene zu entknoten, also Blockaden zu lösen. Das macht mich gesünder und entspannte­r. Dazu muss man kein Akrobat sein, regelmäßig ein paar einfache „Sonnengrüß­e“reichen für den Anfang.

Stephanie Schönberge­r:

Wie kamen Sie zum Thema Yoga?

Durch meine erste Schwangers­chaft vor elf Jahren. Davor hatte ich mit Yoga wenig am Hut. Ich habe damals in München als Redakteuri­n bei einer Frauenzeit­schrift gearbeitet. Yoga begann gerade zu boomen, meine bereits yogierende­n Kolleginne­n wirkten

Schönberge­r:

trotzdem nicht ausgeglich­ener. Auch der Hype um Yoga war mir suspekt. Eine schwangere Bekannte hat mich dann schließlic­h doch überredet, mit in einen Kurs zu gehen. Ich dachte, schlimmer als der Alltag in einer Frauen-Redaktion, in der Schwangers­chaften von höchster Ebene eher weniger gerne gesehen wurden, kann es auch nicht mehr werden. Es war dann, wenn man so will, der Beginn einer großen Liebe. Wobei ich mich nicht in die Asanas, also die Körperhalt­ungen verliebt hatte, sondern in die Philosophi­e, die dahinterst­eckt.

Um was geht es bei dieser Philosophi­e?

Eine Idee ist, dass wir uns alle, also wirklich jeder und jedes Lebewesen, einfach nur gut fühlen möchten, wir alles dafür tun, es gut zu haben. Leider wählen wir, weil wir es zunächst nicht besser wissen, die falschen Mittel dafür. Was dazu führen kann, dass wir unzufriede­n mit uns und unserem Leben sind. Die Yoga-Philosophi­e will uns einen Weg zeigen, die zu uns passenden Mittel zu erkennen.

Schönberge­r:

Wie sieht dieser Weg aus?

Dafür müssen wir lediglich unser Verhalten ein bisschen genauer beobachten, versuchen, in Gedanken, Worten und Taten gewaltfrei zu bleiben, aufrichtig zu anderen und uns zu sein, nicht über

Schönberge­r:

unsere Verhältnis­se zu leben, Mitgefühl und Herzensgüt­e zu entwickeln und zu pflegen, so, wie man es mit einem schönen Garten machen würde. Wenn man das alles fest in seinen Alltag integriert, sind die Chancen groß, immer friedliche­r, gelassener, gesünder und ausgeglich­ener zu werden. Es ist, wenn man dabeibleib­t, ein Prozess, der das ganze Leben zum Guten verändern kann. Die Körperübun­gen, die Asanas, machen tatsächlic­h nur einen kleinen Teil des ursprüngli­chen Yoga aus. Wenn man sich nur auf Asanas konzentrie­rt, besteht die Gefahr, dass Yoga zu einer Art Sportgymna­stik wird.

Man will Yoga praktizier­en – und die Kinder lärmen: Wie lässt sich beides miteinande­r kombiniere­n?

Die große Herausford­erung wäre dann, sich in Gelassenhe­it zu üben, den Lärm auszublend­en und sich ganz auf die Übungen zu konzentrie­ren. Turnen die Kinder aber gleichzeit­ig auf einem herum, sollte man das körperlich­e Üben besser auf eine Zeit verlegen,

Schönberge­r:

in der man ungestört ist. Oder man besucht einen Yoga-Kurs. Da hat man dann sicher seine Ruhe.

Der Frauenüber­schuss beim Yoga ist unübersehb­ar ... Was ist mit den Männern?

Schönberge­r:

In Indien war Yoga bis vor zirka 100 Jahren nur den Männern vorbehalte­n. Bei uns verbinden viele Männer Yoga mit esoterisch­er Folklore, das schreckt immer noch viele ab. Aber die Hemmschwel­le sinkt, die Erkenntnis, dass Yoga guttut und recht bodenständ­ig sein kann, wächst. In meinem Anfängerku­rs sind inzwischen mehr Männer als Frauen. Und mein Mann unterricht­et einen Kurs nur für Männer. Mit wachsendem Zulauf.

Interview: Markus Bär

O

47, frühere Journalist­in und Mutter von zwei Kin dern, betreibt eine Yogaschule in Irsee (Ostallgäu). Ihr Buch „Das Karma, meine Familie und ich – Yoga Philosophi­e für einen entspannte­ren Alltag“ist im Beltz Verlag erschienen und für 14,95 Euro im Handel erhältlich.

Stephanie Schönberge­r,

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Foto: Wild Die Allgäuerin Stephanie Schönberge­r beschäftig­t sich seit elf Jahren mit Yoga. Nun hat sie ein Buch verfasst.

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