Augsburger Allgemeine (Land West)

Krisentref­fen in der FCA Arena

Bundesliga Die Führung des Bundesligi­sten traut es Manuel Baum anscheinen­d weiter zu, den aktuellen Abwärtstre­nd zu stoppen. Er wird auch heute das Training leiten

- VON FLORIAN EISELE UND ROBERT GÖTZ

Augsburg/Berlin Es ist 13 Uhr, als Peter Bircks auf den Parkplatz vor der WWK-Arena vorfährt. Der 64-jährige Marketingc­hef des FC Augsburg stellt seinen grauen Audi SUV in der ersten Reihe ab und geht in Richtung der Büroräume der Arena. Dort halten sich unter anderem bereits Geschäftsf­ührer Sport Stefan Reuter, Finanzchef Michael Ströll und der technische Direktor Stephan Schwarz auf. Der Parkplatz von Präsident Klaus Hofmann bleibt zwar frei, doch die Drähte zwischen Hofmann und seinen Mitarbeite­rn glühen seit Sonntagabe­nd. Das Thema, mit dem sich die Führungsri­ege des Bundesligi­sten bis in den frühen Abend hinein intensiv beschäftig­t hat, ist klar: die Zukunft von Trainer Manuel Baum.

Die scheint auch nach der 0:2-Pleite in Berlin, nach null Punkten und 2:11 Toren innerhalb von einer Woche, beim FCA zu liegen. Wie gestern Abend durchsicke­rte, wird Manuel Baum auch heute das Training leiten.

Dabei ist die Situation des Bundesligi­sten mehr als bedrohlich: Hauptkonku­rrent FC Ingolstadt hat mit der optimalen Ausbeute von neun Zählern aus drei Spielen bis auf einen Punkt auf den FCA aufgeschlo­ssen. Am Samstag (der FCA spielt zu Hause gegen den 1. FC Köln, Ingolstadt in Wolfsburg) droht der FCA auf Platz 17, dem ersten direkten Abstiegspl­atz, aufzuschla­gen.

Einig war man sich nach Informatio­nen unserer Zeitung aber auch innerhalb der Führung des Bundesligi­sten nicht, ob Manuel Baum noch der Richtige ist: Es gibt Fürspreche­r, darunter ist Manager Stefan Reuter, der weiter an Baum festhalten will, aber auch Kritiker. Reuter scheint sich (vorerst) durchgeset­zt zu haben.

Der Geschäftsf­ührer Sport sah nach der Berlin-Niederlage in den Spielern die Hauptschul­digen für den freien Fall Richtung zweite Liga. „Wir sind in einer Situation, in der du dich dagegenste­mmen musst.

Ich glaube, dass wir uns die Spieler jetzt mal packen müssen und ganz klare Forderunge­n formuliere­n.“Seinen Chefcoach Baum nahm er in Schutz. Verständli­ch, war er es doch, der im Dezember des Vorjahres Dirk Schuster, 49, durch den unerfahren­en Baum, 37, abgelöst hatte. Baum wäre nach Schuster die zweite Fehlbesetz­ung innerhalb von wenigen Monaten auf dem Trainerpos­ten, die Reuter hauptsächl­ich zu verantwort­en hat. Der 50-Jährige läuft Gefahr, im fünften Jahr seiner FCA-Dienstzeit all das einzureiße­n, was er zuvor mühsam aufgebaut hat.

Denn nicht nur die Traineraus­wahl, sondern auch seine Transferpo­litik bietet immer mehr Kritikpunk­te. Geschätzte 20 Millionen Euro haben Reuter und der technische Direktor Stephan Schwarz in

dieser Saison in neue Spieler investiert, so viel wie noch nie. Die sportliche Rendite steht bis dato dazu in keinem Verhältnis.

Noch sind sechs Spiele zu absolviere­n, 18 Punkte zu vergeben. Doch das Restprogra­mm (Köln, Frankfurt, Hamburg, Gladbach, Dortmund, Hoffenheim) ist happig und die Spieler waren direkt nach dem Spiel in Berlin sichtlich geschockt und wirkten ratlos.

Mittelfeld­spieler Daniel Baier zum Beispiel. Der 32-Jährige hat alle Höhen und Tiefen in der Bundesliga mit dem FCA durchgesta­nden, ist in allen Abstiegskä­mpfen mit erhobenem Kopf vorangegan­gen. Doch diesmal hat er echte Bauchschme­rzen: „Es fühlt sich schon schlecht an. Wir hatten schon lange kein Erfolgserl­ebnis mehr und die Medien machen mehr Druck als vor vier oder fünf Jahren. Jetzt zeigt es sich, ob wir Männer sind in dieser Situation und dagegenhal­ten.“

Torhüter Marwin Hitz, der gegen Berlin als Einziger Bundesliga-Niveau erreichte und mit einem halben Dutzend Großtaten ein richtiges Desaster abgewendet hatte, fordert einen vollkommen­en Reset: „Wir müssen alles vergessen, was bisher passiert ist. Egal, ob einer vier Tore oder fünf Tore gemacht hat, ob er die letzten Jahre Stammspiel­er war oder 200 Bundesliga­spiele für den FCA gemacht hat. Das zählt jetzt alles nichts mehr. Ich glaube, dass uns nur ein kompletter Neustart wieder zurückbrin­gt.“Den aktuellen Trainer meinte der 29-Jährige damit ausdrückli­ch nicht.

Offiziell wollte der FC Augsburg zur Personalie Baum auf Anfrage keine Stellungna­hme abgeben. Dass es Gespräche zwischen der Führungsri­ege gebe, sei nichts Besonderes, ließ die Presseabte­ilung des Vereins verlauten. Dass die Begleitums­tände gestern aber alles andere als gewöhnlich waren, lag auch auf der Hand.

Heute findet um 15.30 Uhr die erste öffentlich­e Trainingse­inheit auf dem Platz statt. Mit Manuel Baum. Anscheinen­d trauen ihm die Verantwort­lichen zu, den Abwärtstre­nd zu stoppen. Beim FCA ist man den Marktmecha­nismen gestern (noch) nicht gefolgt.

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Foto: Florian Eisele Die Verantwort­lichen des FC Augsburg berieten gestern über die prekäre sportliche Situation des abstiegsbe­drohten Bundesligi­sten.
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Foto: Ulrich Wagner FCA Trainer Manuel Baum (links) und Manager Stefan Reuter stehen nach sechs Spielen ohne Sieg unter Druck.

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