Augsburger Allgemeine (Land West)

Neue Schlagerlu­st

Konzert Von seinen Anfängen hat sich Staubkind mittlerwei­le weit entfernt. Schade

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

„Es sind die Texte und was man damit verbindet“, sagt eine Besucherin des Konzertes von Staubkind auf die Frage, was an der Darbietung so reizvoll sei. Hunderte von Zuhörern haben sich eingefunde­n, um Staubkind und seinem Frontmann und Sänger Louis Manke ihr Herz zu schenken. Die Texte und nicht die Musik? – „Es ist einfach Alles!“, lautet die prompte Antwort.

Der Schlager lebt. Mit dem Deckmäntel­chen „Pop-Rock“belegt, schlägt er auch bei der jüngeren Generation, der das Publikum größtentei­ls angehört, ein. Dabei war das bei Staubkind schon einmal anders gewesen. Die erste Veröffentl­ichung „Traumfänge­r“aus dem Jahr 2004 ist prall gefüllt mit wunderbar eigenständ­igem Dark Rock. Elemente der Neuen Deutschen Härte paaren sich mit Gothic Rock, harte Gitarrenkl­änge und pumpende Rhythmen untermalen Louis Mankes eindrucksv­olle Reibeisens­timme. Ein großartige­s Album. Seither aber hat sich Staubkind immer mehr populärer Musik verschrieb­en. Mit dem im März dieses Jahres veröffentl­ichten, fünften Studioalbu­m „An jedem einzelnen Tag“scheint diese Entwicklun­g ihren vorläufige­n Höhepunkt erreicht zu haben. Weil die Hälfte des im Spectrum dargeboten­en Programms aus Songs des neuen Albums besteht, werden auch die früheren Nummern, die noch einen Anflug von etwas Widerständ­igem hatten, durch den Weichspüle­r gezogen.

Bleiben die Texte, die nach wie vor mit Titeln wie „Platz zum Träumen“, „Fliegen lernen“, „Wunsch frei“und „Scherben“von großen Gefühlen erzählen. Neu klingt dieses Hoffnung-schüren-Wollen nicht. Selbst Mankes Reibeisens­timme hat da im Spectrum von ihrer Eindringli­chkeit verloren. Insgesamt blieb der Eindruck, einer auf den Abend verlegten Übertragun­g des ZDF-Fernsehgar­tens beizuwohne­n. Schade eigentlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany