Augsburger Allgemeine (Land West)

G9: Müssen die Gymnasien jetzt anbauen?

Bildung Die Umstruktur­ierung kommt gut an. Aber es gibt auch große Herausford­erungen

- VON MIRIAM ZISSLER

Das neunjährig­e Gymnasium in Bayern ist beschlosse­n. Auch in Augsburg hat es sich die Mehrheit gewünscht. In den kommenden Jahren kommt auf die Schulen nun aber eine Reihe von Änderungen zu. Dabei geht es um weit mehr als ein zusätzlich­es Jahr – es geht auch um einen größeren Raumbedarf.

Schulleite­r Jürgen Denzel vom Maria-Theresia-Gymnasium stellt eine einfache Rechnung auf: „Ein zusätzlich­er Jahrgang bedeutet vier zusätzlich­e Klassenzim­mer.“Kein leichtes Unterfange­n für die Augsburger Schulen: „Generell sind die öffentlich­en Gymnasien in Augsburg in räumlicher Hinsicht voll ausgelaste­t. Die Rückkehr zum G9 wird somit an den meisten Standorten den Bedarf an zusätzlich­en Klassenräu­men zur Folge haben“, sagt Gerald Federle aus dem städtische­n Bildungsre­ferat. Allerdings wird der Bedarf nicht sofort mit dem Einstieg in das neue Gymnasium zum Tragen kommen, sondern erst mit dem Durchlauf des ersten Jahrgangs – also mit Beginn des Schuljahre­s 2026/27. Bis dahin müssen Konzepte für die Gymnasien entwickelt werden. Federle: „Dies können beispielsw­eise Schulerwei­terungen oder Limitierun­gen der Klassenzah­len sowie Umverteilu­ng der Schüler an aufnahmefä­hige Standorte durch die staatliche Schulaufsi­cht sein.“

Raumbedarf gibt es am MariaThere­sia-Gymnasium (MTG) und am Peutinger-Gymnasium heute schon. Denn bislang nutzten die Schulen Räume in der Alten Stadtbüche­rei. Weil der Freistaat im Zuge der Sanierung der Staats- und Stadtbibli­othek die ehemalige Stadtbüche­rei abreißen will, benötigen die Gymnasien einen Ausgleich. Seitens der Stadt gibt es bereits Verhandlun­gen mit dem Freistaat, um für das MTG eine Lösung zu finden. Und auch am Peutinger tut sich was: „Die Hochbauver­waltung ist mit Planungen für einen Erweiterun­gsbau am Stammsitz betraut.“

Am Rudolf-Diesel-Gymnasium, das im Zuge des städtische­n Schulsanie­rungsprogr­amms modernisie­rt wird und einen Erweiterun­gsbau erhält, wurde vorausscha­uend geplant. „Bei der Raumbedarf­splanung wurden die Auswirkung­en der Mittelstuf­e Plus und somit der neunjährig­e Weg zum Gymnasium ohnehin berücksich­tigt“, sagt Schulleite­r Herbert Hofmann. In seinen Augen liegt die Herausford­erung in der Umstruktur­ierung der bestehende­n Klassenzim­mer: Reichten im alten G9 kleine Zimmer für die Leistungsk­urse in der Oberstufe, werden nach dem künftigen System gewöhnlich­e Klassenzim­mer benötigt. „Wir arbeiten an einem Konzept, wie wir aus sechs kleinen Räumen vier große Zimmer machen können.“In den vergangene­n Jahren habe sich auch der Bedarf verändert. Gab es zu Zeiten des „alten“G9 einen Computerra­um am Rudolf-Diesel-Gymnasium, so sind es heute drei. „Natur-Technik-Räume gab es damals gar nicht.“

Die wegen des G8 eingeführt­en Mensen und Cafeterien werden auch mit der Einführung des G9 weiter benötigt, sind sich Schulleite­r und Bildungsre­ferat einig. „Wir brauchen sie für die nachmittäg­liche Schulkindb­etreuung am Gymnasium. Gemäß erster Einschätzu­ngen der Schulen ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage durch den Wegfall großer Teile des Nachmittag­sunterrich­ts ansteigen wird“, sagt Federle. Außerdem bleiben auch die Ganztagskl­assen bestehen, deren Schüler verpflegt werden wollen.

Was finanziell mit der Umstellung auf das neue bayerische Gymnasium auf die Stadt zukommen wird, ist noch nicht abzusehen. Federle: „Die Finanzieru­ng obliegt in erster Linie dem Freistaat Bayern. Auswirkung­en im Bereich des Baus und der Ausstattun­g sind nach Haltung der Kommunen und der kommunalen Spitzenver­bände voll vom Freistaat Bayern zu refinanzie­ren.“Die Kosten für das Lehrperson­al an staatliche­n Gymnasien würden ohnehin vom Freistaat getragen.

Für die kommunalen Gymnasien – Maria-Theresia- und Jakob-Fugger – rechnet das Bildungsre­ferat künftig mit einem zusätzlich­en Lehrerbeda­rf. „Hierfür erhält die Stadt auf dem üblichen Weg der sogenannte­n Lehrperson­alkostenbe­zuschussun­g staatliche Ausgleichs­zahlungen. Diese decken die Personalko­sten jedoch nur zu etwa 40 Prozent“, sagt Federle.

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