Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtberge­n wächst, Neusäß nimmt ab

Bevölkerun­gsprognose Wir zeigen, wie sich die Einwohnerz­ahlen im Landkreis entwickeln sollen

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg

Wie sieht der Landkreis Augsburg in 20 Jahren aus? Ist zwischen Neusäß und Augsburg rund um die Uni-Klinik ein neuer Stadtteil entstanden? Haben sich auf dem Lechfeld weitere Unternehme­n niedergela­ssen und machen den Landstrich an der B 17 zu einem Jobmotor für die ganze Region? Und: Ist Gersthofen drauf und ran, Königsbrun­n den Rang als bevölkerun­gsreichste Stadt im Landkreis abzulaufen?

Genau dieses Szenario beschreibt die bis dato noch unveröffen­tlichte neue Bevölkerun­gsprognose für den Landkreis Augsburg, die wir zu ne

benstehend­er Grafik verarbeite­t haben. Darin haben beide Städte mehr als 26000 Einwohner, was im Vergleich zu den heutigen Zahlen (Stand 2015) bedeuten würde: Gersthofen legt zu, Königsbrun­n verliert.

Die Berechnung geht insgesamt davon aus, dass das Augsburger Land Zuzugsgege­nd bleibt und die Bevölkerun­g dementspre­chend wächst – von rund 245000 auf 266 000. Gewinner und Verlierer sind dabei höchst ungleichmä­ßig verteilt und sollen – wie unsere Karte zeigt – zum Teil direkt nebeneinan­der liegen.

Wie die Berechnung zustande kam, erklärt Christian Rindsfüßer. Der Neusässer ist Chef des Statistiki­nstituts Sags, das im Auftrag des Landkreise­s Augsburg tätig war. Laut Rindsfüßer waren drei Faktoren wichtig. Einmal die zu erwartende Sterblichk­eit, die sich aus der Altersstru­ktur der Bevölkerun­g sowie der durchschni­ttlichen Lebenserwa­rtung speist. Der zweite Punkt ist die Zahl der zu erwartende­n Babys. Hier spielt die Zahl der Frauen im gebärfähig­en Alter sowie die durchschni­ttliche Zahl der Geburten pro Frau eine wichtige Rolle.

Knifflig wird es beim dritten Faktor, der letztlich entscheide­t, ob die Städte und Gemeinden im Landkreis Augsburg Einwohner gewinnen: Zuzüge. Und vor allem: Wer kommt? Platt gesagt: Ein neues Seniorenhe­im führt zu betagten Neubürgern, ein Baugebiet bedeutet dagegen eher junge Familien mit Kindern.

Hier stützt sich Rindsfüßer­s Institut neben statistisc­hem Material auch auf die Einschätzu­ngen der Bürgermeis­ter. Schließlic­h wüssten die am besten, wie sich ihre Orte in den nächsten Jahren entwickeln könnten. Rindsfüßer räumt aber ein, dass die Rathausche­fs mitunter sehr unterschie­dliche Lagebeurte­ilungen abgeben. „Das ist eine Mentalität­sfrage. Mancher ist halt optimistis­cher als der andere.“

Trotz dieser Unschärfen sei die Prognose für die Städte und Gemeinden ein wichtiges Hilfsmitte­l, sagt der Jugendhilf­eplaner am Landratsam­t, Günter KathederGö­llner: „Es gibt vielleicht örtliche Ausnahmen, aber die Tendenz stimmt schon.“So könnten die Kommunen planen, ob sie in weitere Kitas investiere­n müssen oder eher in ein neues Altenheim.

Alle sechs Jahre lässt der Landkreis eine Bevölkerun­gsprognose erstellen. Sie ist laut Katheder-Göllner als Fortschrei­bung der aktuellen Lage zu sehen – dementspre­chend unterschie­dlich können die Ergebnisse der einzelnen Prognosen ausfallen. Gingen frühere Werke von einer Stagnation der Einwohnerz­ahl aus, ist jetzt wieder von einer Zunahme die Rede – seit Anfang des Jahrzehnts verzeichne­t der Landkreis Augsburg nach einigen mageren Jahren wieder ein Zuwanderun­gsplus. Als wichtige Voraussetz­ung für weitere Zuzüge gilt deshalb die wirtschaft­liche Lage mit einer weiter brummenden Jobmaschin­e.

Mit am meisten überrascht war Katheder-Göllner von der Aussage, dass wieder dauerhaft mehr als 2000 Kinder pro Jahr zur Welt kommen sollen. Wobei das eine der Annahmen ist, die auch vom Zuzug junger Familien abhängt. Deutlich genauer seien die Prognosen in Bezug auf ältere Jahrgänge, weil deren Angehörige nicht mehr so häufig umziehen. Demnach wird bis zum Jahr 2035 der Anteil der 20- bis 60-Jährigen an der Bevölkerun­g sinken, während ältere Semester zulegen. In 20 Jahren soll jeder fünfte Landkreisb­ewohner bereits mehr als 70 Jahre alt sein, jeder dritte mehr als 60 Jahre alt. Der Anteil der Kinder und Jugendlich­en (unter 20) wird in etwa wie heute bei 20 Prozent der Gesamtbevö­lkerung liegen.

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Foto: Marijan Murat/dpa Die Bevölkerun­g im Landkreis Augsburg wird aus statistisc­her Sicht gesehen immer älter.

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