Augsburger Allgemeine (Land West)

Grüne: Mehr Gewalt von rechts

Schulze warnt vor Radikalisi­erung

- VON ULI BACHMEIER

München

Rechtsextr­eme Gruppierun­gen in Bayern wachsen, radikalisi­eren sich zunehmend und werden immer öfter gewalttäti­g. Das geht aus Antworten des bayerische­n Innenminis­teriums auf eine ganze Serie von Anfragen der Grünen im Landtag hervor.

So stieg, wie Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Schulze gestern in München vortrug, die Gesamtzahl der rechtsextr­emistisch motivierte­n Straftaten in Bayern im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 2379 an. Noch deutlich stärker sei der Anstieg in einzelnen Deliktbere­ichen: Die Zahl der rechtsextr­emistisch motivierte­n Gewaltdeli­kte erhöhte sich von 91 im Jahr 2015 auf 113 im vergangene­n Jahr. Die Zahl der Angriffe auf Flüchtling­sunterkünf­te stieg von 77 auf 94, die Zahl der Fälle von „Hasskrimin­alität“von 886 auf 989.

„Wir haben in Bayern ein massives Problem mit rechter Gewalt“, sagte Schulze und legte eine ganze Liste von Forderunge­n vor, mit der der Staat ihrer Ansicht nach dieser Herausford­erung begegnen sollte.

Vom Innenminis­terium fordert sie unter anderem, „den Ermittlung­sund Fahndungsd­ruck auf die rechte Szene weiter zu erhöhen, um damit die bereits begangenen Taten schneller aufzukläre­n und potenziell­e Nachahmer abzuschrec­ken“. Die Aufklärung­squoten, so Schulze, seien nach wie vor zu niedrig. Außerdem sollten die Sicherheit­sbehörden – insbesonde­re in sozialen Medien – entschiede­ner gegen Hetze und Gewaltandr­ohung vorgehen und das Innenminis­terium solle prüfen, ob Verbote der neonazisti­schen Gruppierun­gen „Die Rechte“, „Der III. Weg“und die „Identitäre Bewegung Deutschlan­d“möglich seien. Es sei, so Schulze, gerade die zunehmende Vernetzung dieser Gruppierun­gen, die die Gefahr von rechts verschärfe.

Gleichzeit­ig müsse, so Schulze, noch mehr als bisher im Bereich der Prävention getan werden. „Der Rassismus muss in den Köpfen besiegt werden“, sagte die Fraktionsc­hefin und verwies auf das „Bayerische Handlungsk­onzept gegen Rechtsextr­emismus“, das nach einer Anhörung im Landtag von Grünen und SPD gemeinsam erarbeitet wurde. Die wichtigste­n Ziele seien eine tief greifende Problemana­lyse, eine Stärkung der zivilgesel­lschaftlic­hen Akteure sowie mehr politische Bildung und Aufklärung.

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