Augsburger Allgemeine (Land West)
Richter verwehrt Baby die Behandlung
Urteil Der kleine Charlie ist schwer krank. Seine Eltern sind entsetzt
London
Ein Gericht in Großbritannien hat gegen den Willen der Eltern einen Behandlungsstopp für ein todkrankes Baby angeordnet. Es folgte damit einem Antrag der Ärzte des Great-Ormond-Street-Krankenhauses in London.
Der acht Monate alte Charlie solle in Würde sterben können, begründete der Vorsitzende Richter des High Courts gestern die Entscheidung. Der Junge leidet unter einer seltenen Erbkrankheit, der mitochondrialen Myopathie. Sie führt zu Muskelschwund und Hirnschäden, der Bub musste zuletzt künstlich beatmet werden. Die Eltern zeigten sich nach dem Urteil „am Boden zerstört“, ließ eine Anwältin wissen. „Sie verstehen nicht, warum der Richter Charlie nicht einmal die Chance auf eine Behandlung gegeben hat.“Sie kündigten an, in Berufung zu gehen.
Charlies Eltern hatten dafür gekämpft, ihren Sohn für eine weitere Behandlung in die USA bringen zu können. Sie sammelten dafür umgerechnet rund 1,4 Millionen Euro. „Er hat buchstäblich nichts zu verlieren, aber möglicherweise ein gesundes und glückliches Leben zu gewinnen“, schrieben sie auf einer Webseite, mit der sie Spenden sammelten. Die Ärzte hatten argumentiert, Charlie könne bei einer weite- ren Behandlung möglicherweise Schmerzen erleiden. Durch bereits erlittene Hirnschäden werde sich sein Zustand selbst bei erfolgreicher Behandlung nicht mehr verbessern.
„Mit schwerem Herzen, aber in der vollen Überzeugung, dass es in Charlies bestem Interesse ist“habe er sich entschieden, so der Richter. Charlies seltene Erkrankung kann Organe wie die Leber, das Hirn und die Nieren betreffen und führt meist nach wenigen Monaten bis Jahren zum Tod. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass die Gabe von Aminosäuren und Enzymen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.