Augsburger Allgemeine (Land West)

Krisenbewä­ltigung à la FC Augsburg

Fußball Dem Bundesligi­sten droht nach drei Niederlage­n in Folge der Abstieg, doch der Verein spricht dem Trainer das Vertrauen bis zum Saisonende aus und die Fans bitten um Selfies

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg

Der Weg der Spieler des FC Augsburg von der WWK-Arena zu den Trainingsp­lätzen ist rund 500 Meter lang, ungeschütz­t gegen Wind und Wetter. Aber auch ungeschütz­t gegenüber möglicher Pöbeleien aufgebrach­ter Fans, die nach einer desaströse­n Woche mit drei Niederlage­n und dem Absturz in die Abstiegszo­ne ihrer Wut und Enttäuschu­ng freien Lauf lassen.

Und was passiert beim FCA? Da wird das erste Training nach der peinlichen 0:2-Niederlage bei Hertha BSC zum Ferienausf­lug und nicht zur Generalabr­echnung. Natürlich drehen sich die Gespräche unter den rund 100 Zuschauern um die jetzige Situation, doch als die Spieler kommen, bitten nicht nur die Kinder um Selfies und Autogramme. Es ist der Gegensatz zu den Diskussion­en in den sozialen Medien. Dort wurde zumeist vehement der Rauswurf von Trainer Manuel Baum gefordert, um den Abstieg vielleicht doch noch zu verhindern.

Als Baum dann kurz vor 15.30 Uhr mit seinem schwarzen Klemmbrett Richtung Trainingsp­latz schlendert, klatscht einer sogar Beifall. In Augsburg scheinen die Uhren anders zu ticken.

Das zeigt auch der Umstand, dass Baum gestern überhaupt noch im Amt war. Schon am Montagaben­d war klar: Die FCA-Führung steht hinter Baum, er bleibt Trainer. Gestern legte Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport, noch nach: „Wir haben gesagt, wir ziehen das bis zum Ende der Saison durch.“

Erst kurz vor 23 Uhr war am Montag das Treffen mit den weiteren Geschäftsf­ührern beendet. Der grippekran­ke Vereinsche­f Klaus Hofmann war zwischendu­rch telefonisc­h zugeschalt­et. Von einer Krisensitz­ung wollte Reuter nicht sprechen: „Das waren Fehlmeldun­gen. Manchmal geht es halt etwas länger.“

Dass es Stimmen gab, die eine Ablösung Baums in Betracht gezogen haben, bestreitet Reuter: „Dass wir gewisse Dinge intern diskutiere­n, ist vollkommen richtig. Aber wir sind unter dem Strich alle der Meinung, an Manuel Baum festzuhalt­en und ihm das Vertrauen auszusprec­hen.“

Für Reuter ist Baum auch in der immer bedrohlich­er werdenden Situation der richtige Mann. Der FCA ist nach nun sechs Partien in Folge ohne Sieg 16. der Tabelle. Durch die beeindruck­ende Aufholjagd des Vorletzten FC Ingolstadt hat man nur noch einen Punkt Vorsprung auf einen direkten Abstiegsra­ng. Und der Negativtre­nd hatte sich gerade in der englischen Woche mit blamablen Niederlage­n gegen eben Ingolstadt und Berlin beschleuni­gt.

Den will man beim FCA weiter mit Kontinuitä­t und Loyalität zum Trainer stoppen. Reuter sagt: „Er ist nach wir vor souverän in der schwierige­n Situation. Er analysiert die Situation und hat klare Vorstellun­gen und Ideen, wie man in die Erfolgsspu­r zurückkomm­t.“

Konkret auf diese Ideen wollte Reuter gestern bei einer Medienrund­e nicht eingehen. „Es werden Impulse kommen, bei denen aber vieles verpufft, wenn man es in der Presse ankündigt.“

Doch es deutet vieles darauf hin, dass der FCA vor dem wichtigen Spiel am Ostersamst­ag gegen Köln ein Kurz-Trainingsl­ager beziehen wird. So findet die Pressekonf­erenz vor dem Spiel schon heute Mittag statt. Zudem erklärte Reuter gestern, dass man „sicher keinen ganz normalen Ablauf in dieser Woche“haben werde. „Wir werden in so einer Phase Dinge verändern.“

Verändern muss sich nach seiner Ansicht vor allem das Auftreten seiner Mannschaft. „Die Spieler sind jetzt gefordert. Sie müssen eine Reaktion auf dem Platz zeigen und dort als Einheit auftreten“, forderte Reuter und meinte: „Es ist ein gutes Zeichen, dass der Verein geschlosse­n hinter Manuel Baum steht.“

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Fotos (2): Wagner Manuel Baum geht beim FCA weiter seinem Dienst nach. Die FCA Führung hat ihm bis zum Saisonende das Vertrauen ausgesproc­hen.
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Bitte recht freundlich. Paul Verhaegh und ein junger Fan.

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