Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie die Ex Ballerina wieder an ihr Handy kam
Gesellschaft Nach einer Ballett-Spendengala im Rokokosaal vermisste Natalie Böck ihre Handtasche samt Smartphone. Ihr Ehemann ortete das Telefon und rief die Polizei. Die Spur führte zu einem Mann, den das Ehepaar kannte
Natalie Böck war nach der BallettSpendengala des gemeinnützigen Fördervereins DanceArt Classic im Rokokosaal der Regierung von Schwaben überglücklich. Die einstige Primaballerina und Ehemann István Németh, die in Augsburg seit über 20 Jahren die Ballettakademie Dance Center No1 betreiben, hatten die Gala für den Förderverein organisiert. Der Abend verlief wunderbar. Doch zuhause bekam Böck einen Riesen-Schreck. Ihre Tasche samt Handy war weg. Damit begann eine skurrile Verfolgungsfahrt.
Es war ein Uhr nachts, als das Ehepaar nach der Veranstaltung zuhause in Neusäß ankam. Die Spendengala war ein Erfolg. Rund 110 Gäste waren in den schönen Saal gekommen, um sich die Darbietungen des Ballett-Nachwuchses anzusehen. Natalie Böck schminkte sich ab und wollte ins Bett gehen. „Ich hatte solche Glücksgefühle, weil der Abend so schön war und alles geklappt hatte. Mit einer HandyNachricht wollte ich mich noch bei dem Moderator der Gala bedanken“, erzählt sie. Auf einmal der Schock. Ihre Tasche war weg.
Eine wertvolle Louis-VuittonTasche, die ihr Mann ihr zu einem Geburtstag geschenkt hatte. Darin das Smartphone, Geldbeutel, Hausund Autoschlüssel sowie die Schlüssel ihrer Ballettakademie Dance Center No1 im Glaspalast. Natalie Böck bekam Panik. Die ehemalige Balletttänzerin am Augsburger Theater befürchtete, dass sie nach der Gala beim Beladen des Autos die am Boden stehen gelassen hatte. Ihr Mann hatte eine Idee.
István Németh konnte mit seinem Apple-Handy das iPhone seiner Frau orten. Das Ergebnis überraschte beide. Böcks Smartphone befand sich demzufolge auf der A8 bei Augsburg-West. Und es bewegte sich. „Mir wurde schlecht. Ich dachte an eine Diebesbande, die meine Tasche gestohlen hat“, schildert Böck. Sie informierten die Poli- zei. „Da war meine Tasche schon auf der B17 in Richtung Gablingen unterwegs.“Mitten in der Nacht nahmen die Beamten zusammen mit dem Ehepaar die Verfolgung des Handys auf. Die Polizei fuhr voran, Böck und Németh in ihrem Auto hinterher.
Es war kurz nach zwei Uhr, als sie dort ankamen, wo Natalie Böcks Tasche samt Inhalt sein musste. Ihr Smartphone wurde klar und deutTasche lich in einem Haus in Gersthofen geortet. Böck und Németh blieben in Deckung. Die Beamten klingelten an der fremden Haustür. Jemand öffnete. „Frau Böck, kommen sie bitte“, riefen die Beamten. Als die ehemalige Primaballerina sah, wer in der Tür stand, war sie allerdings nur noch erleichtert.
Aus der vermeintlichen Diebesbande entpuppte sich der Sicherheitsmann Walter Lein, der an dem Gala-Abend im Rokokosaal im Einsatz war. „Frau Böck ließ mich in dem Moment gar nicht mehr los“, erinnert sich der 71-Jährige, der für den Sicherheitsdienst „Wisag – Sicherheit & Service“tätig ist.
Er schildert nun, wie für ihn der Abend zu Ende gegangen war. Lein entdeckte nach der Spendengala die schwarze Tasche auf dem Boden am Aufzug. Für ihn war klar, dass er diese sicherheitshalber mit nach Hause nimmt und nach der Besitzerin recherchiert. Er wollte sie nicht unbeaufsichtigt in den Räumlichkeiten stehen lassen. Der Sicherheitsmann fuhr über die B17 nach Hause. Und damit auch auf der Brücke, die über die A8 führt. Das war der Augenblick, in dem das Handy erstmals geortet wurde. Daheim angekommen, wählte Lein etliche Male die Telefonnummer der Ballettakademie. Es ging niemand ran. Er wollte sich am nächsten Tag weiter darum kümmern. Als Lein sich schließlich bettfertig machte, bemerkte er plötzlich den Schein einer Taschenlampe auf seinem Grundstück. Dieser bewegte sich auf sein Haus zu. Lein wunderte sich. Und noch viel mehr, als es klingelte und die Polizei vor der Tür stand. Dann schon sah er Natalie Böck.
Die skurrile Geschichte fand ein glückliches Ende. So etwas habe er in seiner Tätigkeit noch nie erlebt, sagt Lein. Tage später überreichte ihm die Inhaberin der Ballettakademie ein Geschenk. Vor lauter Freude war es der 50-Jährigen etwas unangenehm, dass sie nachts mit der Polizei bei ihm angerückt war, gesteht sie.