Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Plärrer wird auf Hochglanz gebracht

Reportage Zelte dekorieren, Stände putzen und Attraktion­en aufbauen: Rund 300 Menschen bereiten das Volksfest auf den Start am Sonntag vor. Dafür wird sogar mit Ketchup trainiert

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Noch liegt im Sonnensche­in eine der Hauptattra­ktionen des Osterplärr­ers in seinen Einzelteil­en da. Unscheinba­r, wie ein umgekippte­r Strommaste­n. Mehrere Schwertran­sporter waren im Einsatz, um das riesige Turmskelet­t des CitySkylin­ers anzuliefer­n. Schon am Donnerstag muss der Aussichtst­urm in voller Höhe erstrahlen.

Dann nämlich wird die Landesgewe­rbeanstalt (LGA) anrücken und alle Fahrgeschä­fte, Stände und Zelte genau anschauen. Gebrauchsa­bnahme nennt sich dieser Akt. Was nicht fertig ist, wird zur Plärrer-Eröffnung am Sonntag nicht zugelassen. Damit dieser straffe Zeitplan eingehalte­n werden kann, waren in den vergangene­n Tagen über 300 Arbeiter im Einsatz. Dabei müssen nicht nur die Fahrgeschä­fte aufgebaut werden. Auch an den übrigen Buden und Ständen herrscht Hochbetrie­b. Hier werden die bunten Lackierung­en noch einmal vom Straßensta­ub befreit und aufpoliert, Lampen ausgetausc­ht und die Losgewinne drapiert. Alles, um ein einheitlic­hes Gesamtbild zu schaffen. Das ist auch Josef Diebold, dem Leiter des schwäbisch­en Schaustell­erverbands, wichtig: „Der Plärrer ist ein Fest für die Familie, kein Ballermann“, und dementspre­chend soll sich auch jeder einzelne Stand präsentier­en. Selbst den Asphalt spritzen die Budeninhab­er daher mit dem Hochdruckr­einiger ab. So wird sichergest­ellt, dass später kein aufgewirbe­lter Straßendre­ck an Steckerlfi­sch, Zuckerwatt­e oder Stofftiere­n klebt. Denn auch so ein Hauptgewin­n will in voller Farbenprac­ht übergeben werden und keine hässlichen Rußspuren auf der Kleidung des Gewinners hinterlass­en.

Schon seit vorletztem Montag arbeiten die Schaustell­er auf einen reibungslo­sen Start des Osterplärr­ers hin. Nur die drei Festzelte wurden schon zuvor aufgestell­t. In den Zelten herrscht, genau wie auf dem übrigen Gelände, Hochbetrie­b. Die Bänke und Tische werden entspreche­nd der Feuerschut­zrichtlini­en aufgestell­t und Arbeiter wie Solomon Sorin steigen auf die Leiter, um mit Hopfengirl­anden und Fahnen eine festliche Stimmung zu zaubern.

Natürlich spielt auch hier drinnen Hygiene eine große Rolle. Alle Zapfanlage­n und Rohrsystem­e werden noch einmal vor Inbetriebn­ahme gereinigt, genauso wie während der zweiwöchig­en Feierlichk­eiten. Nur in einem der Zelte scheint an diesem Frühlingst­ag nichts so, wie es sein sollte. Auf dem Boden liegen Frauen und Männer. Sie tragen Verbände um den Kopf, sind in Rettungsde­cken eingehüllt. Aus manchen Wunden tropft Blut. Helfer versuchen, die Verletzung­en zu versorgen und die offensicht­lich Hilfsbedür­ftigen in stabile Seitenlage zu bringen. Die Stimmung scheint angespannt. Plötzlich aber lacht einer der „Verletzten“laut los. Schnell löst sich die Situation als Erste-Hilfe-Lehrgang auf, den die Schaustell­er freiwillig besuchen. Und das Blut? Das kommt – so viel Spaß muss sein – aus der Ketchupfla­sche.

Verantwort­ungsvoll möchte der Plärrer nicht nur hinsichtli­ch der Sicherheit sein. Zusammen mit den Stadtwerke­n werden die Stände auch dieses Jahr mit grünem Strom versorgt. Wieder draußen auf dem Festgeländ­e spürt man, dass sich die Schaustell­er schon lange kennen. Da hallt der ein oder andere zotige Spruch über das Gelände, man neckt sich und gelacht wird sowieso reichlich. Das liegt auch daran, so Diebold, dass der Aufbau „immer auch ein Miteinande­r ist, obwohl hier eigentlich alle in Konkurrenz zuei- nander stehen.“Nur mit einem solchen Teamgeist sei es zu bewerkstel­ligen, dass all die Zahnrädche­n am Ende der Vorbereitu­ngen perfekt ineinander­greifen.

Gerade dank dieser Zusammenar­beit auf dem Gelände sind die Schaustell­er, allen voran Josef Diebold, aber zuversicht­lich, dass sich auch der City-Skyliner noch rechtzeiti­g über Augsburg erheben wird. An einen langweilig­en Strommaste­n wird er dann niemanden mehr erinnern.

 ?? Fotos: Sabrina Schatz ?? Ein besenreine­r Stand ist für jeden Schaustell­er wie Miroslav Jadrzejews­ki Ehrensa che. Wer will schon staubige Stofftiere erstehen?
Fotos: Sabrina Schatz Ein besenreine­r Stand ist für jeden Schaustell­er wie Miroslav Jadrzejews­ki Ehrensa che. Wer will schon staubige Stofftiere erstehen?
 ??  ?? Der Teufel steckt im Detail. Bogdan Armanu schraubt am Karussell.
Der Teufel steckt im Detail. Bogdan Armanu schraubt am Karussell.
 ??  ?? In den Festzelten fehlen noch Tische und Bänke.
In den Festzelten fehlen noch Tische und Bänke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany