Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine der reichsten Gemeinden im Landkreis

Bonstetten­s Haushalt hat gute Zahlen – dank sprudelnde­r Steuereinn­ahmen und höherer Erlöse durch neues Bauland. Warum in der Gemeindera­tssitzung trotzdem die Fetzen fliegen

- VON GÜNTER STAUCH

Eigentlich hätte der Bonstetter Gemeindera­t bei der Verabschie­dung des 6,4-MillionenE­uro-Haushalts Grund zum Feiern gehabt, denn er beinhaltet viele positive Entwicklun­gen und ermunterte selbst die Opposition zu lobenden Passagen. Doch in der Sitzung gab es dennoch Krach. Nicht einmal das Donnergrol­len draußen vermochte den zeitweilig hohen Lärmpegel im Raum zu übertönen.

Im Mittelpunk­t der mit zehn Tagesordnu­ngspunkten reichlich gefüllten Sitzung stand mit Günther Tauber der Kämmerer der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Welden. Unter den vier Mitgliedsg­emeinden der VG rangiert der 1351-Einwohner-Ort zumindest haushaltst­echnisch an der Spitze. Die Rücklagen, also das Vermögen, bezifferte Tauber auf etwa vier Millionen Euro. Eine Tatsache, wodurch Bonstetten laut Leo Kränzle von den Grünen „zu den reichsten Gemeinden des Landkreise­s“zählt. Bevor er zu einer Generalabr­echnung mit dem Etat anhob, hatte er noch darauf hingewiese­n: „Ein Haushalt fast ohne Schulden und einer solchen Rücklage erfreut sicher das Herz eines jeden Kämmerers.“

Dieser spulte jedoch sachlichnü­chtern wie ruhig das umfangreic­he Zahlenwerk ab und beließ es bei Hinweisen etwa auf „die beachtlich­e Steigerung bei dem Lohn- und Einkommens­teuerantei­l“der Kommune: „Da werden wir im kommenden Jahr die Millioneng­renze überschrei­ten.“Im Rückblick auf das Jahr 2007 bedeute das eine Verdoppelu­ng.

Als dicksten Brocken im Vermögensh­aushalt stellte Tauber den Betrag von 2,3 Millionen Euro für den Grunderwer­b im neuen Baugebiet Steinhalde sowie weiterer Baulandaus­weisungen vor. Die Gemeinde kann ihre Geschäfte wiederum ohne Kreditaufn­ahme erledigen, 2018 könnte sie dann sogar beinahe schuldenfr­ei werden.

einen Freud’, des anderen Leid: Weil man mehr einnahm, sank auch die sogenannte Schlüsselz­uweisung durch den Freistaat. Die eher ungeliebte Kreisumlag­e stieg und beförderte Bonstetten von Platz 28 auf Rang 20 der Beitragsza­hler. Einen Anstieg gibt es außerdem im Verwaltung­shaushalt bei den Personalko­sten.

Die Harmonie ob der zahlreiche­n guten Werte fand spätestens dann ihr Ende, als Leo Kränzle nach seinem positiven Eingangsfa­zit vorsorglic­h schon mal die Ablehnung des Papiers ankündigte. Zwar habe sich Bonstetten in dieser Hinsicht „vom Armenhaus zur Landkreiss­pitze“und von der „beinahe pleite gegangenen“zur „hervorrage­nden Gemeinde“entwickelt. Allerdings wollte Kränzle, den Bürgermeis­ter Anton Gleich zwischendu­rch ermahnte, „nicht zu dramatisie­ren“, auch Schattense­iten erDes kennen. Etwa beim Bauboom, der von der Gemeindefü­hrung „ohne klare städtebaul­iche oder soziale Zielsetzun­g“beantworte­t werde. Mitfeiern wollte auch Grünen-Kollegin Gertrud Wagner kaum, die sich über den Verlauf der vorbereite­nden Haushaltsb­eratungen im Finanzauss­chuss enttäuscht zeigte: „Da war kaum Einvernehm­liches, was jetzt behauptet wird.“Wie Kränzle regte auch sie die Erstellung eines Straßenkat­asters durch ein Fachbüro für die längst fälligen Reparature­n der in die Jahre gekommenen Straßen an.

Um gleich auf den Verkehrswe­gen zu bleiben: Nachdem der Etat 2017 mit 10:2 Stimmen verabschie­det worden war, folgte wegen des Antrags der Grünen auf Tempo 30 in der Bahnhof- und Hauptstraß­e das Verbal-Gewitter, das von stürmische­m Läuten der Sitzungsgl­ocke begleitet wurde. Hintergrun­d für die lautstarke Auseinande­rsetzung zwischen dem Bürgermeis­ter und Ratsmitgli­ed Kränzle war zum einen, dass sich die Grünen-Fraktion bei der Kommunalau­fsicht beschwert hatte. Zudem wies Anton Gleich darauf hin, das Ansinnen sei schon im Rahmen von Sitzungen zur örtlichen Verkehrsbe­ruhigung abgelehnt worden. Auch die zwei Stimmen der Vertreter der Freien Wähler konnten die Ablehnung einer Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung nicht verhindern. Die Kontrovers­en blieben fast den ganzen Abend, den die Stauffersb­erger Musikanten beim Üben im Nebenraum mit dem eher romantisch-melancholi­schen Song „My Bonnie Is over the Ocean“eingestimm­t hatten.

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