Augsburger Allgemeine (Land West)
Widerstand gegen größeres Outlet
Wirtschaftsverbände und Nachbarstädte sind besorgt über die Pläne in Jettingen-Scheppach
Den Städten Günzburg und Burgau gefällt nicht, was sich vor den Toren des Marktes Jettingen-Scheppach tut. Nahe an der A 8 sollen nach dem Willen der Gemeinde die Verkaufsflächen für das Outlet im Gewerbegebiet Scheppach Nord weiter wachsen. Im Vorbescheid des Antrags, der dem Landratsamt vorliegt, geht es um vier bis sechs weitere Ladeneinheiten mit einer Gesamtverkaufsfläche von 1100 Quadratmeter. Mit insgesamt über 4500 Quadratmeter liege man damit deutlich über der von der Regierung von Schwaben genannten Grenze von 3000 Quadratmeter, teilt die Stadt Günzburg mit. Ab dieser Größenordnung, so die Annahme, wirke sich ein Vorhaben negativ auf zentralörtliche Versorgungsstrukturen aus. „Diese Entwicklung ist nicht länger hinnehmbar. Die geplante Erweiterung steht jeglichen Bestrebungen der Innenstadtbelebung Günzburgs und der umliegenden Kommunen entgegen“, so der Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig (SPD). Die Städte Burgau und Günzburg prüfen nun eine Klage gegen die Planungen in Jettingen-Scheppach, falls die Regierung von Schwaben und das Landratsamt Günzburg dem Vorhaben nicht Einhalt gebieten. Noch im April erhofft sich das Günzburger Landratsamt Klarheit in der Sache.
Die Unterlagen seien der Bezirksregierung am 20. März zur Prüfung weitergereicht worden, sagt Baujurist Christian Zimmermann. Nach seiner Auskunft dreht sich die „Gretchenfrage“darum, ob die Outlet-Geschäfte im rechtlichen Sinne als zusammenhängendes Einkaufszentrum bewertet werden können oder nicht. Ein Einkaufszentrum wäre nicht zulässig. Doch die geplanten Läden haben allesamt separate Eingänge für Kunden und Mitarbeiter sowie eigene Aufenthaltsräume. Die Warenanlieferung erfolgt dezentral. Kein Geschäft erreicht für sich allein mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Vergangene Woche haben sich die Stadt Günzburg und die Industrieund Handelskammer (IHK) Schwaben darauf verständigt, gemeinsam auf eine rechtliche Überprüfung der angestrebten Erweiterung hinzuwirken. So beobachte man die stetige Vergrößerung dieses Handelsstandortes bereits seit einiger Zeit mit Sorge, hieß es. „Schon jetzt steht der stationäre Handel und vor allem der innerstädtische Handel mit dem Rücken zur Wand“, sagt Hermann Hutter, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Günzburg. „Gerade das Outlet in Jettingen-Scheppach schadet aufgrund der Sortimentszusammensetzung den umliegenden Innenstädten.“Ähnlich wird die Situation beim Handelsverband (HBE) gesehen. „Die Landesplanung wird im vorliegenden Fall komplett ausgehebelt“, so Wolfgang Puff, Bezirksgeschäftsführer des HBE für Schwaben.
Einig sind sich IHK Schwaben und HBE, dass vor allem die Aufsichtsund Genehmigungsbehörden gefordert seien, konkrete Vorgaben im Sinne der Planungssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.