Augsburger Allgemeine (Land West)
Zu simple Kritik der Franzosen
Emmanuel Macron ist nicht der erste französische Spitzenpolitiker, der Kritik am starken deutschen Export übt. Christine Lagarde hat das schon in ihrer Zeit als Wirtschaftsministerin getan. Die simple Gleichung der heutigen Chefin des Internationalen Währungsfonds lautete: Deutschland müsse die Steuern senken, damit den Konsum ankurbeln, sodass die Bürger mehr französische Produkte kaufen. Lagarde und Macron wissen aber sicher, dass Wirtschaft weitaus komplexer ist. Die Deutschen trinken schon reichlich französischen Wein und lassen sich gerne Käse aus dem Nachbarland schmecken. Warum sollten sie noch mehr Geld für solche Genüsse ausgeben?
Schließlich wächst hierzulande immer besserer Wein. Zudem ist Allgäuer Käse eine feine Sache. Und die meisten Deutschen ziehen ein heimisches Auto einem Peugeot vor. Solche Neigungen können Politiker nicht ändern. Das weiß Macron. Trotzdem stichelt er. Es sei ihm gegönnt! Schließlich ist Wahlkampf. Nur er kann den Sieg der rechtsextremen Marine Le Pen stoppen. Wenn ihm dabei DeutschlandKritik hilft, erfüllt sie einen guten Zweck. Wenn Macron die Wahl gewinnt, wird er versuchen, am deutschen Erfolg Maß zu nehmen.