Augsburger Allgemeine (Land West)
Zimmer Service
Der Taxifahrer schüttelt den Kopf und wirft mürrisch dreinblickend seine Zigarette aus dem Autofenster. In die Rua do Salvador? Nein, dahin fährt er nicht. Zu eng. Zu steil. Zu viele Treppen. Und so endet die Autofahrt schon neben Lissabons Fado-Museum. Zu Fuß geht es weiter, den Hügel hinauf, durch ein Gewirr von kleinen Gässchen, die oft so schmal sind, dass man, streckt man die Arme aus, die Häuser auf beiden Seiten beinahe berühren kann. Es geht vorbei an weiß-gelben Häuschen mit schmiedeeisernen Balkonen, vorbei an kleinen Cafés, aus denen schummrig-melancholische Musik tönt, unter Torbögen hindurch, Treppen hinauf, bis man vor einem großen weißen Gebäude steht, dem Hotel Convento do Salvador, mitten im Herzen der portugiesischen Hauptstadt.
Das Hotel ist in einem ehemaligen Kloster untergebracht und liegt in der Alfama, Lissabons ältestem Stadtviertel, durch das auch die berühmte, nostalgische Straßenbahnlinie 28 rattert. Das Viertel erstreckt sich zwischen dem Ufer des Tejo und dem Castelo de São Jorge und wurde vom großen Erdbeben im Jahr 1755 weitgehend verschont. Von Historie ist im Hotel selbst aber kaum mehr etwas zu spüren – stattdessen begegnet einem die Moderne mit puristischem Weiß, geraden Linien und sparsam gesetzten Farbakzenten. Und im ganzen Haus sind Werke zeitgenössischer portugiesischer Künstler ausgestellt.
Es ist nicht schwer, sich in die Alfama zu verlieben, in die Gerüche, das Licht, die Musik, die Menschen, die vor ihren Häusern sitzen und in den Nachthimmel blicken. Irgendwann aber muss man wieder weg. Und wenn man Glück hat, findet man auch einen Taxifahrer, der mit eingeklappten Seitenspiegeln durch die engen, steilen Straßen fährt. Stephanie Sartor
* In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.