Augsburger Allgemeine (Land West)

Ludwigle in Welden

Serie Was der Schriftste­ller Ludwig Ganghofer aus dem Augsburger Land mitnahm in die (Wald-)Welt und was hier an ihn erinnert

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg/Welden Es sind zwei Literaten, die im 19. und 20. Jahrhunder­t ihre Liebe zum deutschen Alpenland und seinen einfachen Menschen in ihren zahlreiche­n Werken thematisie­rt haben. Heimatdich­ter werden sie oft eher verächtlic­h genannt, was ihnen sicherlich nicht gerecht wird. Einer der beiden hat seine Wurzeln im Schwäbisch­en. Geboren ist er 1855 in Kaufbeuren, mit vier Jahren kam er nach Welden, wo er auch die Volksschul­e besuchte: Ludwig Ganghofer, eng befreundet mit dem Oberbayern Ludwig Thoma – zwei „Wiggerl“oder besser ein „Ludwigle“und ein „Wiggerl“, deren Leben und Werke viele Gemeinsamk­eiten aufweisen, unter anderem auch den Wandel in der politische­n Orientieru­ng.

Welden hat den jungen Ganghofer stark geprägt, so sehr, dass heute in einem Museum von seinen Streichen erzählt wird – als ob er Thomas „Lausbubeng­eschichten“gekannt hätte. Da geht es um vergrabene und nicht mehr auffindbar­e Schätze, um Fischwilde­rei in der Laugna und um im Gasthaus gestohlene Eier – all das aufgezeich­net in seinem „Lebenslauf eines Optimisten“.

Nach der Volksschul­e besuchte der Förstersoh­n in Neuburg an der Donau die Lateinschu­le, dann das Peutinger-Gymnasium in Augsburg, Abitur schließlic­h in Regensburg. Noch bleibt er der Region Schwaben treu, arbeitet in einer Augsburger Maschinenf­abrik, orientiert sich dann aber studienhal­ber Richtung München – erst Technik, später Literatur und Philosophi­e in Berlin und Promotion in Leipzig.

Es folgen Jahre in Wien, wo er als Journalist im Feuilleton arbeitet. Doch die Berge und Bayern rufen ihn, den Naturliebh­aber, zurück. In der Sommerfris­che in Ruhpolding unternimmt er einen Ausflug an den Königsee in Berchtesga­den und ist von dessen „grandioser und heiligleuc­htender Schönheit“fasziniert; „Herr, wen du lieb hast, lässt du fallen in dieses Land“, schwärmt er.

So lässt er sich in München nieder, wo er in der damals kritischen und von Zensur bedrohten Literaturs­zene der Landeshaup­tstadt mit Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind, Heinrich Mann und anderen integriert ist. Und so gründet er die Münchner Literarisc­he Gesellscha­ft. In dieser Zeit, Ende des 19. Jahrhunder­ts, kauft er ein Haus am Wetterstei­ngebirge. Und die Gebirgslan­dschaft, besonders die Berchtesga­dens, und ihre Bewohner sind Hauptthema seiner Bücher.

Doch diese Heimatbezo­genheit bringt ihm auch satirische­n Spott ein, wird als Kitsch verhöhnt. So lästert etwa Karl Kraus in seinen „Letzten Tagen der Menschheit“über ihn – und das, obwohl auch Ganghofer gemeinsam mit Thoma und anderen für die damals berühmte Satirezeit­schrift Simpliziss­imus schreibt.

Wie Thoma ändert Ganghofer im Ersten Weltkrieg seine einst liberale politische Einstellun­g. Gemeinsam werden sie Mitglieder der Nationalis­tischen Deutschen Vaterlands­partei, die allerdings kurz nach der Gründung 1917 wieder aufgelöst wird – von da an hält sich Ganghofer aus der Politik heraus, zieht auf Anraten seines Freundes Ludwig Thoma an den Tegernsee und stirbt dort 1920. Thoma sichert sich die Grabstelle daneben.

Ganghofer war ein Bestseller­autor. Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts standen in nahezu jedem Haushalt Bücher von ihm. Sein bekanntest­es vielleicht „Der Jäger von Fall“. Beeindruck­end die Auflage seiner Werke: 40 Millionen.

Ludwig Thoma lässt sich neben ihm begraben

 ??  ?? In Kaufbeuren geboren, am Tegernsee gestorben: Ludwig Gang hofer.
In Kaufbeuren geboren, am Tegernsee gestorben: Ludwig Gang hofer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany