Augsburger Allgemeine (Land West)
So werden die Stadtteile lebenswert
Stadtplanung Wie steht es um soziale Strukturen, attraktiven Einzelhandel und Naherholung in den Quartieren? Ein Entwicklungsprogramm soll diese Themen stärken. Doch nicht alle dürfen teilnehmen
Augsburg Die Stadt will die Stadtteile und ihre Zentren stärken. Besondere Hoffnungen setzen Anwohner und Geschäftsleute vor Ort dabei in vier Buchstaben: ISEK. Das steht für „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept“. Es geht dabei aber nicht nur um bauliche Aspekte, sondern auch um die Stärkung sozialer Strukturen, einen attraktiven Einzelhandel und Naherholungsmöglichkeiten in den Stadtteilen. Die Ausarbeitung eines ISEK ist Voraussetzung, um von Bund und Freistaat Fördermittel für städtebauliche Maßnahmen zu erhalten. Wir haben Einschätzungen und Hoffnungen von Begleitern und Interessensvertretern aus den Stadtteilen zusammengetragen. ● Textilviertel Eine Verfechterin von ISEK ist die ehemalige Augsburger Bürgermeisterin Eva Leipprand. „Vor dem Jahr 2002 konnte doch jeder Investor machen, was er wollte. Das negative Ergebnis sieht man beispielsweise im Bereich des Glaspalastes. Ganz anders ist es zum Glück auf dem Gelände der Augsburger Kammgarn-Spinnerei (AKS) gelaufen, weil da die Vorgaben des Isek eingehalten werden mussten.“
Anlass für ISEK waren Überlegungen zum Bau des Textilmuseums und wie dessen Umfeld schlüssig gestaltet werden kann. „Ohne ISEK wären die Villen gegenüber dem Museum verschwunden“, ist sich Leipprand sicher. Die Überlegungen zum AKS-Gelände haben aus ihrer Sicht nachhaltigen Einfluss. ● Pfersee Auf das Instrument der Städteplanung wurde auch bei der Kasernenfläche Sheridan zurückgegriffen. Aus Sicht von Dietmar Egger, Vorsitzender der Bürgeraktion Pfersee Schlößle, hat das Programm viel Positives bewirkt. „Das liegt aber auch daran, dass wir in den Bürgerwerkstätten darauf gedrängt haben, dass der ganze Stadtteil in die Überlegungen einbezogen wird und es nicht nur um die Ausgestaltung des Sheridan-Areals ging.“So sollte sichergestellt werden, dass Verbindungen zwischen Alt-Pfersee und Sheridan entstehen, so Egger. Bis- lang habe das aber nur bedingt geklappt, bedauert er. Aus seiner Sicht wäre es besser gewesen, die Spicherer-Grundschule weiter als Schule zu nutzen, statt auf dem SheridanAreal eine neue Schule zu bauen. Positiv bewertet Egger, dass im Rahmen der Planungen auch Mittel für den Umbau der Augsburger Straße generiert werden konnten und so das Stadtteilzentrum mit seinen Geschäften gestärkt wurde. Sehr gelungen sind aus seiner Sicht auch die Planungen zu den Grünanlagen im Mühlbachviertel und auf dem Sheridan-Areal. Und dank ISEKsei es auch gelungen, in mehreren Straßen eine Verkehrsberuhigung zu erreichen. Der Vorsitzende wünscht sich noch, dass die Neugestaltung der Plätze bei Herz Jesu und bei St. Michael in Angriff genommen wird. ● Göggingen Auf breiter Basis fordern auch die Gögginger ein Konzept. Einen entsprechenden Antrag unterzeichneten mehrere Parteien, die Arbeitsgemeinschaft der Gög- ginger Vereine und die Unternehmergemeinschaft „Wir in Göggingen“(WIG). Erfolg hatten sie aber nicht. Die Stadt teilte mit, dass bereits drei Gebiete über das Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“gefördert werden. „Die Regierung von Schwaben hat der Stadt deswegen bereits mehrfach signalisiert, dass deswegen momentan kein zusätzliches Gebiet aufgenommen werden kann“, informierte das Baureferat die Gögginger. ● Bergheim Kontrovers diskutiert werden die Pläne zur städtebaulichen Entwicklung in Bergheim. Der Streit dreht sich vor allem darum, ob und wo neue Baugebiete entstehen, damit Bergheim wachsen kann und sich die Bevölkerung verjüngt. Ein Teil der Bergheimer fürchtet um den Verlust des dörflichen Charakters, andere wollen nicht, dass der Boden versiegelt wird. Wie umstritten das Thema ist, zeigt sich auch daran, dass es im Bauausschuss schon zwei Mal von der Tagesordnung genommen wurde.