Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Trauerfeie­r gilt bis heute als die größte der Republik

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und Großes erreicht hat“, sagte der damalige SPD-Fraktionsv­orsitzende im Bundestag (und spätere Bundeskanz­ler) Helmut Schmidt, der sich mit Adenauer heftige Wortduelle im Parlament geliefert hatte. Das Begräbnis wenige Tage später, am 25. April 1967, gilt bis heute als die größte Trauerfeie­r, die es in Deutschlan­d je gab. Hunderttau­sende standen an beiden Ufern des Rheins, als der Leichnam in einem Schnellboo­t der Bundeswehr von Köln, wo im Dom das Requiem stattfand, nach Rhöndorf gebracht wurde, Millionen verfolgten die Zeremonie an den Fernsehger­äten.

Auch 50 Jahre nach seinem Tod gilt Konrad Adenauer unveränder­t als großer Deutscher, dessen Platz Geschichts­buch der Nation nicht infrage gestellt wird – auch wenn der Mensch Adenauer im Umgang mit anderen schwierig und kantig, extrem misstrauis­ch und äußerst rücksichts­los war, seine Rivalen demontiert­e, den politische­n Gegner dämonisier­te, mit zunehmende­n Alter immer autokratis­cher regierte und einen immer größeren Starrsinn an den Tag legte. Erst jüngst entdeckte Unterlagen belegen, dass er seinen Herausford­erer von der SPD, den Berliner Regierende­n Bürgermeis­ter Willy Brandt, sogar bespitzeln ließ und belastende­s Material sammelte.

Doch das verblasst hinter seinem Lebenswerk: Nach dem Schrecken des Krieges führte er das besiegte, besetzte und geteilte Land wieder in den Kreis der Völkergeme­inschaft zurück und bürgte im Innern für politische Stabilität, wirtschaft­lichen Aufschwung und sozialen Ausgleich. Der von ihm eingeschla­gene Kurs, innenpolit­isch hart umkämpft und äußerst umstritten, für den die freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng, die soziale Marktwirt- und die Mitbestimm­ung, die Westorient­ierung mit der Einbindung in die Europäisch­e Wirtschaft­sgemeinsch­aft und die Nato, die Wiederbewa­ffnung sowie die Aussöhnung mit Israel und Frankreich standen, erwies sich als dauerhaft richtig und derart stabil, dass er auch den Umbruch des Wendejahre­s 1989/90 überdauert­e. Bis heute ruht Deutschlan­d auf dem von Adenauer gelegten Fundament.

Dabei war der am 5. Januar 1876 in Köln geborene überzeugte Rheinlände­r, Katholik und Konservati­ve schon 73 Jahre alt, als er am 15. September 1949 mit der denkbar knappsten Mehrheit von 202 von 402 Stimmen von den Mitglieder­n des ersten Deutschen Bundestags zum Regierungs­chef gewählt wurde – seine eigene Stimme gab den Ausschlag. 14 Jahre, bis zu seinem erzwungene­n Rücktritt am 16. Oktober 1963, sollte er im Amt bleiben – nach der Bundestags­wahl 1961 machte die FDP die Neuauflage der Koalition mit der CDU von der Bedingung abhängig, dass der Kanzler spätestens zur Mitte der Legislatur­im periode zurücktrat und den Weg für seinen Wirtschaft­sminister Ludwig Erhard, den er unter allen Umständen verhindern wollte, frei machte. Nur Helmut Kohl amtierte bislang noch länger, 16 Jahre, von 1982 bis 1998, Angela Merkel könnte ihn in zwei Jahren überholen.

Seine politische Prägung erfuhr der Kölner im Kaiserreic­h, dessen preußische Dominanz der rheinländi­sche Separatist strikt ablehnte. In der Weimarer Republik spielte er als Oberbürger­meister von Köln und Präsident des Preußische­n Staatsrate­s eine nicht unbedeuten­de Rolle. Schon kurz nach der Machtübern­ahme erklärten ihn die Nationalso­zialisten am 13. März 1933 für abgesetzt, Adenauer zog sich als Privatmann in sein Haus in Rhöndorf zurück.

1945 setzten ihn die amerikanis­chen Besatzungs­truppen wieder als Oberbürger­meister von Köln ein, aber schon im Oktober 1945 entließen ihn die Briten wegen angebliche­r „Unfähigkei­t“. Doch Adenauer zog sich nicht aufs Altenteil zurück, im Gegenteil, als Mitbeschaf­t

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