Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum May gerade jetzt Neuwahlen will

Großbritan­nien Die Premiermin­isterin spekuliert auf einen Triumph am 8. Juni

- VON KATRIN PRYBIL

London

Nur einen Monat ist es her, dass die britische Premiermin­isterin Theresa May zum letzten Mal Neuwahlen kategorisc­h ausgeschlo­ssen hat. Sie tat das in schöner Regelmäßig­keit und die Medien fanden es mittlerwei­le beinahe langweilig, die Wahl-Frage zu stellen. Schließlic­h bekamen sie neun Monate lang die gleiche Antwort. Nun die Kehrtwende: Am 8. Juni sollen die Briten über ein neues Parlament abstimmen, kündigte die Regierungs­chefin gestern völlig überrasche­nd an.

Es war eine weitere politische Sensation, von denen es seit dem Brexit-Votum bereits mehrere auf der Insel gab. „Das Land kommt zusammen, aber Westminste­r tut das nicht“, begründete May den Schritt und zielte damit auf die zahlreiche­n Brexit-Gegner im Unter- und Oberhaus, die ihr das politische Leben schwer machen. Noch immer ist die Mehrheit der Parlamenta­rier proeuropäi­sch eingestell­t und viele von ihnen stemmen sich insbesonde­re gegen Mays eingeschla­genen Weg eines harten Bruchs mit Brüssel.

Die konservati­ve Politikeri­n will sowohl aus der Zollunion austreten als auch den freien Zugang zum gemeinsame­n europäisch­en Binnenmark­t opfern, um die Einwanderu­ng auf die Insel kontrollie­ren zu können. Die „Uneinigkei­t“im Parlament mache es schwierig für die Regierung, aus dem Brexit „einen Erfolg zu machen“. Es drohe Unsicherhe­it und Instabilit­ät, sagte May angesichts des desolaten Zustands der Partei für viele Beobachter unerwartet kam. Viele sozialdemo­kratische Abgeordnet­e äußerten denn auch ihre Sorge, dass die Wahl aufgrund des in der Bevölkerun­g unpopuläre­n Corbyn „desaströs“für sie ausgehen könnte. Die Umfragewer­te geben ihnen recht.

Wird die Parlaments­wahl in sechs Wochen eine Neuauflage des EUReferend­ums, wie einige Opposition­spolitiker dies gestern andeuteten? Wohl eher nicht. „Großbritan­nien verlässt die Europäisch­e Union und es kann kein Zurück geben“, lautete die klare Botschaft von May.

Doch insbesonde­re die Liberaldem­okraten, die in den vergangene­n Monaten die lautstärks­te pro-europäisch­e

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