Augsburger Allgemeine (Land West)

Manuel Baum friert die Emotionen ein

Bundesliga Nach dem 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln will der Trainer das Stimmungsh­och durch verschiede­ne Aktionen mit ins Spiel gegen Eintracht Frankfurt nehmen. Es gibt aber auch Wermutstro­pfen, wie die Diagnose bei Ja-Cheol Koo

- VON ROBERT GÖTZ

Die Zuschauer beim ersten Training der Profis des FC Augsburg in dieser Woche mussten gestern hart im Nehmen sein. Neben vereinzelt­en Sonnenstra­hlen gab es auch dichtes Schneegest­öber. Das Aprilwette­r war durchaus sinnbildli­ch für die emotionale Achterbahn­fahrt des Bundesligi­sten der letzten Wochen. Auch beim 2:1 (2:0)-Heimsieg gegen den 1. FC Köln, der die Negativser­ie von drei Niederlage­n in Serie beendete, gab es ein Auf und Ab. Es war eines der aufregends­ten Spiele in der jüngsten Vergangenh­eit der FC Augsburg. Der FCA führte mit 2:0 und verteidigt­e nach dem Gegentreff­er das 2:1 am Ende mit letzter Kraft und Willen in doppelter Unterzahl.

FCA-Trainer Manuel Baum war gestern immer noch begeistert. „Nicht nur der Sieg war wichtig, sondern auch die Art und Weise wie meine Mannschaft auf dem Feld gekämpft hat.“Die letzten Minuten musste er von der Tribüne aus mitansehen, ohne eingreifen zu können. Schiedsric­hter Guido Winkmann hatte ihn vom Spielfeldr­and verwiesen. „Von da zu beobachten, wie die nur acht Feldspiele­r den Vorsprung verteidigt­en, war schon etwas ganz Besonderes.“

Auch die Jungs, die auf dem Platz gestanden hatten, so Baum, „hätten selten solche Emotionen in einem Spiel gehabt“. Es war einer dieser Nachmittag­e, der den Mythos von der „Augsburger Anfield Road“begründet hat.

Schon länger war die enge Symbiose zwischen Mannschaft und Fans nicht mehr so intensiv zu spüren. Am Freitag waren über 150 Augsburger Fans aller Kategorien (vom Rentner bis zum Ultra) dem Aufruf der Szene Fuggerstad­t gefolgt und hatten sich mit den Spielern bei einem im Vorfeld mit dem Verein abgestimmt­en Treffen an der WWK-Arena noch einmal auf das Spiel gegen Köln eingestimm­t. Mit Erfolg.

Genauso wichtig wie die Unterstütz­ung der Fans scheint aber auch Kurztraini­ngslager am Chiemsee gewesen zu sein. Die FCA-Elf präsentier­te sich als Einheit und kämpfte so die Kölner nieder.

Baum will diesen psychologi­schen Effekt auf keinen Fall verpuffen lassen. „Das ist die Benchmark, an der wir uns messen. Es reicht aber nicht, dass wir das einmal so gestalten. Wir müssen dieses Gefühl konservier­en.“

Darum spielt er in dieser Woche vor jeder Trainingse­inheit noch Videoseque­nzen mit den wichtigste­n Szenen des Spieles vor, „um die Emotionen wieder hervorzuru­fen“. Aktion, um nicht in den normalen Trainingsa­lltag zurückzuke­hren. Baum: „Es wird keine Regeltrain­ingswoche. Wir werden uns noch andere Dinge einfallen lassen, die uns weiter zusammensc­hweißen, wie zum Beispiel ein Mannschaft­sabend.“

Die positiven Emotionen sollen eingefrore­n werden, doch in das Stimmungsh­och mischen sich auch negative Komponente­n. So war der medizinisc­he Befund für Ja-Cheol Koo niederschm­etternd. Die Saison ist für den Südkoreane­r wohl beendet. Der 28-jährige Mittelfeld­spiedas ler hat sich gegen Köln bei einer spektakulä­ren Rettungsta­t, die allerdings nicht regelkonfo­rm war, das Innenband am rechten Knie gerissen. Die Gelb-Rote Karte, die er am Samstag für sein Foul erhielt, fällt da nicht mehr ins Gewicht.

Koo steht damit an der Spitze der langen Verletzung­sliste. So fehlten gestern neben Koo auch Daniel Baier (muskuläre Probleme), Raúl Bobadilla (Wade), Dominik Kohr (Wade), Gojko Kacar (Rücken), Caiuby (Aufbautrai­ning nach Knieverlet­zung) und Jan Moravek (Oberschenk­el) beim ersten TraiEine ning in dieser Woche. Einzig bei Daniel Baier hat Baum Hoffnung, dass er am Samstag (15.30 Uhr) beim Spiel bei Eintracht Frankfurt zur Verfügung stehen wird. „Da schaut es gut aus fürs Wochenende.“Dominik Kohr ist nach seiner zehnten Gelben Karte gesperrt und bei Raúl Bobadilla sieht Baum im Schneetrei­ben eher schwarz: „Sein Einsatz ist sehr fraglich.“

Da Baum sich fast sicher ist, dass auch Stürmer Alfred Finnbogaso­n nach seiner Roten Karte gegen Köln in Frankfurt fehlen wird („Ich gehe davon aus, dass wir um ein Spiel Sperre nicht herumkomme­n“), muss er sein Team wieder einmal kräftig umstellen.

Die Begründung, warum Schiedsric­hter Guido Winkmann den Isländer vom Platz warf, ist gestern beim FCA eingetroff­en. Zum Inhalt der Stellungna­hme und auch zur eigenen Antwort wollte beim FCA aber niemand Stellung nehmen. „Wir äußern uns nicht zum laufenden Verfahren“, erklärte Pressespre­cher Dominik Schmitz knapp.

Baum, 37, will über die erneuten Personalpr­obleme aber nicht groß lamentiere­n. „Ich will nicht wissen, was da bei anderen Mannschaft­en los wäre, wenn Woche für Woche Leistungst­räger wegbrechen würden. Wir gehen aber positiv ran, weil auch die anderen Jungs Qualität haben.“

Die Stimmung beim FCA hat sich nach dem ersten Sieg nach dem 25. Februar (2:1 in Darmstadt) merklich aufgehellt. Zwar hat sich der FCA (32 Punkte) nicht vom Relegation­splatz wegbewegen können, doch ist der Vorsprung auf den 17. Ingolstadt (28) auf vier Punkte angewachse­n.

Und mit dem Erfolg gegen Köln ist auch das Selbstbewu­sstsein wieder ein wenig angestiege­n. „Wir haben uns tabellaris­ch zwar nicht nach vorne bewegt, aber es ist alles enger zusammenge­rückt“, sagt Baum. Auch Frankfurt (38 Punkte) sei nicht allzu weit weg. Baum ist überzeugt: „Die kann man auswärts durchaus knacken.“

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Foto: Ulrich Wagner FCA Trainer Manuel Baum und seine Spieler starteten bei dichtem Schneetrei­ben in die Trainingsw­oche.

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