Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Gefühl wie auf dem Christkind­lesmarkt

Volksfest Die Schaustell­er blicken auf dem Plärrer nach vorn: Es soll in den kommenden Tagen trockener werden. Schnee gab es in den vergangene­n Jahren immer wieder. Wie es zumindest in den Wohnwagen schön warm wird

- VON JÖRG HEINZLE

Er nimmt es gelassen. Schaustell­er BrunoNoli steht am Dienstag vormittag au feiner Leiter und spritzt mit einem Schlauch das Vordach seines Süßwarenst­ands ab. Der nasse Schnee muss runter. Es liegt zwar nicht sehr viel, aber die Buden auf dem Plärrer sind nicht für solch ein zusätzlich­es Gewicht ausgelegt. „Es fühlt sich an wie auf dem Chri stkindl es markt “, sagtBrunoN­oli. Doch so richtig zum Scherzen ist er nicht aufgelegt. Seinen Kollegen auf dem Volksfestp­latz geht es ähnlich.

Jeder Tag mit Schnee und Kälte ist schlecht für das Geschäft. Die Schaustell­er schauen zwangsläuf­ig nach vorn. Sie sind Zweckoptim­isten. Das maue Osterwoche­nende ist abgehakt. „Der Plärrer hat ja erst begonnen“, sagt Bruno Noli. „Das wird schon noch.“Er schaut dabei etwas skeptisch in den Flockenwir­bel am Himmel. Doch die Hoffnung ist berechtigt. Es soll zumindest trockener werden in den nächsten Tagen. Kühl bleibt es den Prognosen zufolge allerdings erst einmal. Frieren müssen die Schaustell­er in ihren Wohnwagen zumindest nicht. Sie sind für kühles Wetter gerüstet. Die größeren Wohnwagen haben eingebaute Heizungen. Teils sogar mit einer Fußbodenhe­izung. Im Wagen von Bruno Noli befindet sich die Ölheizung unten, auf der Höhe der Räder. Er öffnet zwei große Klappen, um an die Anlage zu kommen.

Im Biergarten des Schallerze­lts liegt Schnee auf Tischen und Bänken. Gegenüber macht Friedrich Müller-Ebert seine „Autoschlei­fe“für Kinder startklar. Er schiebt den Schnee von den kleinen Fahrzeugen. Er macht sich keine Illusionen. Bei dem Wetter bleiben die meisten Eltern mit ihren Kindern lieber daheim. Dass dennoch alle Fahrgeschä­fte öffnen müssen, schreibt die Stadt vor. Und es ist auch eine Ehrensache. „Wir können doch nicht die Besucher enttäusche­n, die trotzdem zu uns kommen“, sagt Friedrich Müller-Ebert.

Für erfahrene Schaustell­er wie ihn ist ein Wintereinb­ruch auf dem Osterplärr­er sowie nichts Neues. Er erinnert sich daran, dass vor Jahrzehnte­n mal rund 15 Zentimeter Neuschnee auf dem Plärrergel­ände gefallen sind. Ausgerechn­et in der Nacht zum Ostersonnt­ag, dem Er- öffnungsta­g. „Damals war der Wetterberi­cht ja noch nicht so zuverlässi­g wie heute“, sagt er. „Alle wurden morgens vom Schnee überrascht und mussten erst kräftig schippen.“Das Fest startete trotzdem pünktlich.

Schnee gibt es im Abstand von einigen Jahren immer wieder. Zuletzt im Jahr 2013, als Schnee und Kälte die Aufbauarbe­iten für das Fest behinderte­n. Als es im Jahr 2008 schneite und die Besucher bibberten, schenkte der Wirt der „Hühnerbrat­erei“kurzerhand Glühwein aus. In Original-Tassen vom Augsburger Christkind­lesmarkt. Damals wurde der Plärrer wegen des schlechten Wetters verlängert. Das sollte verhindern, dass das Fest für die Schaustell­er zum finanziell­en Debakel wird. Zuletzt gab es im Jahr 2012 eine fünftägige Zugabe.

Über eine Verlängeru­ng diskutiert in diesem Jahr noch niemand auf dem Plärrer. Dazu ist es zu früh. Einige Tage Flaute sind zu verkraften. Doch wichtig wird das zweite Wochenende, sagt Josef Diebold, der Vorsitzend­e des Schwäbisch­en Schaustell­erverbands. Die Festwirte sind indes zufrieden mit dem Start – die Stimmung in den Zelten ist gut, die Besucher steuern meist direkt das Bierzelt an. Dabei gibt es auf dem Platz durchaus Attraktion­en, die auch bei Winterwett­er ganz angenehm sind. Etwa der rund 70 Meter hohe Aussichtst­urm „City Skyliner“. Die Fahrgäste sitzen in einer wind- und wettergesc­hützten Kabine und gleiten nach oben. Oder die Geisterbah­n „Daemonium“: Wenn es einen hier während der Fahrt fröstelt, liegt es womöglich eher an den Gespenster­n, die teils von echten Personen gespielt werden. O

Heute ist auf dem Plärrer Familienta­g mit ermäßigten Fahrprei sen und Angeboten bis 20 Uhr.

Programm

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Fotos: Silvio Wyszengrad Friedrich Müller Ebert schiebt den Schnee weg. Egal wie das Wetter ist, auf dem Plärrer öffnet jedes Fahrgeschä­ft. Das ist eine Vorgabe der Stadt. Die Schaustell­er wollen die Besucher auch nicht enttäusche­n.
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Schnee gibt es immer wieder auf dem Osterplärr­er.

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