Augsburger Allgemeine (Land West)

Die schwerste Bibel der Welt ist in Augsburg

Ausstellun­g Besondere Bibelexpon­ate werden in der Ausstellun­g „Unser Buch“im Rathaus und den Kirchen St. Anna und St. Moritz gezeigt. Über 9000 Besucher wollten sie schon sehen. Manche nehmen eine längere Anfahrt in Kauf

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Wer die größte Bibel der Welt besichtige­n möchte, sollte dieser Tage im Augsburger Rathaus vorbeischa­uen. Im Unteren Fletz wird dieser Buch-Koloss mit einem Gewicht von einer halben Tonne neben 120 weiteren Exponaten ausgestell­t. Aber Vorsicht: Verblüfft von den eineinhalb Tonnen Heilige Schrift übersieht man rasch deren Miniaturau­sgabe – die KingJames-Bibel. Diese in eine Streichhol­zschachtel passende Ausgabe steht direkt daneben und ist der perfekte Reisebegle­iter. Umständlic­h nur, dass es zum Lesen ein Mikroskop braucht.

Bis zum Ostermonta­g besichtigt­en bereits 9068 Interessie­rte die Ausstellun­g. Nicht wenige nehmen dafür auch eine weite Anfahrt in Kauf. So kommt Simon Barbeln bis aus Trier, um zusammen mit seinem Bruder Dominik, die Bibeln zu besichtige­n. Die Geschwiste­r wuchsen in einer gläubigen Familie auf und so besteht vor allem für Simon heute noch eine enge Bindung zum Bibeltext. „Ich lebe in Beziehung zu Gott. Die Bibel zu lesen bedeutet für mich auch Entspannun­g. Denn ich sehe: Gott hat alles in der Hand.“Dominik hat diese religiöse Nähe nicht immer so empfunden, ist jetzt aber dabei, vielleicht mit Hilfe dieser Ausstellun­g, „den Glauben wieder zu entdecken“.

Auch die Ausstellun­gsstücke selbst hatten eine weite Anreise. Ein Großteil der Exponate stammt aus dem „Museum of the Bible“aus Washington, D. C., in Amerika. Das Museum verleiht die Bibeln für den Zeitraum der Ausstellun­g, die eigens zum Reformatio­nsgedenkja­hr 2017 konzipiert wurde. Bernhard Rid aus Buchloe nutzt die Ferien- zeit, um zusammen mit seinen Enkelkinde­rn die Ausstellun­g zu besichtige­n. Leopold engagiert sich in der Kirche als Ministrant und seine Schwester Serafina empfängt bald ihre erste heilige Kommunion. Der Ausflug mit dem Opa soll da auch als Vorbereitu­ng dienen.

Ehrenamtli­che Helfer aller Konfession­en betreuen die Ausstellun­g bis zum 13. Mai. Einer von ihnen ist Bernd Frost. Er ist für die ökumenisch­e Missionsge­meinschaft „Jugend mit einer Mission“tätig. Wichtig ist ihm, dass die Besucher Martin Luther nicht nur feiern. „Man muss daran erinnern, Luther hat sich auch antisemiti­sch geäußert. Die Nazis haben mit seinen Texten Propaganda betrieben.“Neben der größten und der kleinsten Heiligen Schrift präsentier­t die Ausstellun­g unter dem Titel „Unser Buch“noch viele weitere Bibel-Rekorde. Darunter die längste, mit 1,1 Kilometern und 3333 gemalten Bildern. Für Beate Kurz sind gerade diese künstleris­chen Verzierung­en beeidrucke­nd. „Manche Bilder hier wurden mit einem einzigen Pinselhaar gemalt. Wahnsinn!“

Die historisch­e und interaktiv­e Bibelausst­ellung findet nicht nur im Rathaus statt, sondern auch in den Kirchen St. Moritz und St. Anna. In den kommenden Wochen wird durch zahlreiche begleitend­e Veranstalt­ungen ein aktueller und lebensnahe­r Zugang zur Bibel eröffnet. Die Ausstellun­g im Rathaus kann täglich zwischen 10 und 18 Uhr besucht werden. Die Öffnungsze­iten in St. Moritz und St. Anna variieren aufgrund kirchliche­r Veranstalt­ungen. Weitere Informatio­nen erhalten Interessie­rte auf www.unserbuch-augsburg.de.

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Fotos: Sabrina Schatz Bernhard Ried aus Buchloe besucht die Ausstellun­g im Augsburger Rathaus mit seinen Enkeln Serafina und Leopold. Dort bewundern sie die größte Bibel der Welt.
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Besucher können ihre Bibelseite­n eigen händig gestalten.
 ??  ?? Leicht zu übersehen: Die kleinste Bibel der Welt.
Leicht zu übersehen: Die kleinste Bibel der Welt.
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Bernd Frost

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