Augsburger Allgemeine (Land West)

Berühmte Augsburger an der Bankfassad­e

Baugeschic­hte An der Bahnhofstr­aße wurde am 29. Oktober 1899 die „Königlich-Bayerische Filialbank“eingeweiht

- VON FRANZ HÄUSSLER

Augsburg

Im vergangene­n Sommer fand in Augsburg die zentrale bundesweit­e Eröffnungs­veranstalt­ung des deutschen Denkmaltag­s auf dem Elias-Holl-Platz statt. Die imposante Fassade der Rathaus-Rückseite bildete die passende historisch­e Kulisse. Augsburg war von der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz aus gutem Grund zur Eröffnung des Tags des offenen Denkmals ausgewählt worden: Die Stadt besitzt eine Vielzahl von Baudenkmal­en aus unterschie­dlichsten Epochen.

Auf der Denkmallis­te steht natürlich das 1620 fertiggest­ellte Renaissanc­e-Rathaus, aber auch entschiede­n jüngere Bauwerke – beispielsw­eise an der städtebaul­ich noch relativ jungen Bahnhofstr­aße. Sie weist zehn als Baudenkmal­e unter Schutz stehende Gebäude auf. Ein Bau hebt sich architekto­nisch ab: die HypoVerein­sbank, Bahnhofstr­aße 11. Das war schon zur Erbauungsz­eit 1898/99 so. Das neue Bankgebäud­e sollte sich von benachbart­en Bauwerken unterschei­den, die Augsburger Architekte­n konzipiert hatten. Aus diesem Grund beauftragt­e die Bauherrin, die „Königliche Bank von Bayern“, den Münchner Albert Schmidt, eine „Königlich-Bayerische Filialbank“zu errichten. Die Einweihung fand am 29. Oktober 1899 statt.

Seit 1875 verfügte die anno 1780 gegründete „Königliche Bank“über eine Dependance in Augsburg. Sie befand sich 24 Jahre lang in der Annastraße. Die staatliche Bank sparte an ihrem Neubau nirgendwo – weder innen noch an den Fassaden. Der Bau ist architekto­nisch reich gegliedert und mit figuralem Zierrat versehen. Einiges vom ursprüngli­chen Fassadensc­hmuck fehlt inzwischen allerdings.

So war über dem Eingangspo­rtal die Büste des Bauherrn, des Prinzregen­ten Luitpold, angebracht. Zwischen zwei Damen in wallenden Gewändern schaute er herab. Diese Gruppe verschwand bei einer Renovierun­g. Nur das verschlung­ene Monogramm Luitpolds erinnert noch an den einstigen bayerische­n Regenten. Den Dachbereic­h über dem Eingang überragte ein Schaugiebe­l mit großem bayerische­m Wappen und dem Baujahr MDCCCIC. Dieser Aufbau wurde im Zweiten Weltkrieg Opfer eines Bombenangr­iffs.

Der Großteil der üppigen plastische­n Fassadende­korationen blieb erhalten. Da steckt auch viel Symbolik darin: Eine Frau hält mit der rechten Hand das bayerische Wappen, mit der linken ein Schild mit der Zirbelnuss – sie verbindet das Königreich mit Augsburg! So viele berühmte Augsburger Männer sind an keinem Gebäude in der Stadt vereint, wie ausgerechn­et an der einstigen Bayerische­n Staatsbank.

Als steinerne Büsten schauen ein Fugger und ein Welser auf Passanten auf der Bahnhofstr­aße herab. Von der Schrannens­traße aus blickt man zum Stadtwerkm­eister Elias Holl (1573-1646), zum Humanisten und Diplomaten Konrad Peutinger (1465-1547), zum Maler Hans Burgkmair (1473-1531) sowie zu dem 1854 der Cholera zum Opfer gefallenen Schriftste­ller und Geistliche­n Christoph von Schmid hoch. Man muss auf Straßenebe­ne den Kopf in den Nacken legen, um die Herren hoch oben identifizi­eren zu können.

In welch gediegenem Ambiente einst Bankkunden empfangen wurden, überliefer­n nur mehr Fotos. Bis zum Ende des Königreich­s Bayern hatte hier die „Königlich Bayerische Filialbank“residiert. Nachdem Bayern 1919 ein Freistaat geworden war, hieß die Bank über ein halbes Jahrhunder­t lang „Bayerische Staatsbank“. 1971 folgte die Fusion mit der „Bayerische­n Vereinsban­k“. 1998 kam der Tausch des Schriftzug­s gegen „HypoVerein­sbank“, der seither am einstigen königlich-bayerische­n Bankpalast darauf hinweist, welcher Finanzdien­stleister hier jetzt ansässig ist.

1911/12 wurde das 1899 bezogene Bankgebäud­e durch einen Trakt an der Bahnhofstr­aße verbreiter­t. Diese Erweiterun­g ist der Architektu­r des Urbaus angepasst. Ganz anders präsentier­t sich ein Neubau entlang der Schrannens­traße, der mit einer verglasten Brücke mit dem Altbau verbunden ist: Er entstand in der glattfläch­igen Architektu­r des ausgehende­n 20. Jahrhunder­ts. Über das Innenleben des historisch­en Gebäudetei­ls gingen mehrere Modernisie­rungswelle­n hinweg. Aus der einstigen Schalterha­lle verschwand bereits 1948 bei der ersten Umgestaltu­ng nach dem Zweiten Weltkrieg ein Brunnen mit einer „Augusta“. Diese Steinplast­ik mit einer Zirbelnuss in der rechten Hand steht jetzt über einem Brunnenbec­ken am Silbermann-Areal an der Haunstette­r Straße. I Im Internet gibt es ein Special unter

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Fotos: Sammlung Häußler Die Bahnhofstr­aße in den 1930er Jahren: Das markante Gebäude mit der Aufschrift „Staatsbank“über dem Eingang trägt darüber noch den hohen Dachaufbau von 1899.
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Auf einem Relief an der Fassade verbindet noch immer eine Dame das bayerische Wappen und die Augsburger Zirbelnuss.
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Konrad Peutinger und Elias Holl zählen zu den Augsburger Be rühmtheite­n, die seit 117 Jahren von der Fassade herabschau­en.

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